«Ich habe grosses Glück gehabt»

Di, 29. Dez. 2020

Doris Aslaksen ist 86 Jahre alt und steckte sich im März mit Corona an – die Infektion überstand sie gut

Im Alterszentrum Im Grüt hat es in diesem Jahr unter den Bewohnerinnen und Bewohnern nur einen einzigen Corona-Fall gegeben – und der lief glimpflich ab. Doris Aslaksen zeigte nur milde Symptome. Dennoch will sie die Gefahr des Virus nicht kleinreden.

Pflegedienstleiterin Johanna Hutzler war zu Hause, als sie den Anruf erhielt. Eine Bewohnerin habe Kontakt gehabt mit einer Coronakranken, lautete die besorgniserregende Nachricht von Zentrumsleiter Willy Keller. «Ich bin fast vom Sofa gefallen», erinnert sich Hutzler an das Telefonat. Zu diesem Zeitpunkt, Mitte März, war Corona bereits Thema, aber so richtig angekommen war die Pandemie noch nicht im Alterszentrum Im Grüt. Zwar hatten sich die Verantwortlichen überlegt, was im Falle eines Falles zu tun ist. Das Pandemiekonzept stand, alle waren vorbereitet. Dass der Ernstfall dann doch so schnell eintritt, habe sie trotzdem geschockt, sagt Hutzler. «Mir war klar: Wir müssen sofort reagieren. Und man malt sich ja aus, was alles passieren könnte.»
Vor Ort wurden sofort die Quarantäne eingeleitet und Tests organisiert. Bewohnerin Doris Aslaksen, zu diesem Zeitpunkt 85 Jahre alt, hatte sich bei einem Besuch bei ihrer Tochter in Fislisbach angesteckt. Umgehend mussten sich Frau Aslaksen und alle Personen, die mit ihr Kontakt hatten, in Quarantäne begeben. Das Kantonsspital Baden schickte kurz darauf den Rettungsdienst. Auch dessen Personal war noch nicht so eingespielt wie heute, wollte die Betroffene zunächst ins Spital transportieren, was einen unnötigen Aufwand bedeutet hätte. Letztendlich gelang es doch, den Test vor Ort durchzuführen. Das Ergebnis kam sonntags – und bestätigte den schlimmen Verdacht. Glücklicherweise entwickelten andere Bewohner keine Symptome. Auch spätere Tests bei Mitarbeitenden ergaben keine Ansteckung. Positiv war allein Frau Aslaksen, mit der Konsequenz, dass für sie eine zehntägige Isolation startete, die am Ende sogar 14 Tage dauern sollte.
Belastet habe sie diese lange Zeit nicht, die sie allein in ihrem Zimmer verbringen musste, erzählt die heute 86-Jährige. Sie habe viel gelesen, ferngesehen und gestrickt. Physischen Kontakt hatte sie nur zu den Mitarbeitenden des Alterszentrums, die Ganzkörperschutzanzüge trugen, wenn sie ihr Zimmer besuchten und sich viel Mühe gaben, heitere Stimmung zu verbreiten. Und natürlich per Skype zur ihrer Familie. Digital mit ihren Kindern und Enkeln zu kommunizieren, besonders Konferenzschaltungen, findet die dreifache Mutter und siebenfache Grossmutter «einfach glatt».
Körperlich hat sie die Infektion gut weggesteckt: «Ausser einem leichten Husten spürte ich keine Symptome», beschreibt sie den Krankheitsverlauf. Da habe sie schon Schlimmeres erlebt, beispielsweise ihre Knie- und Hüftprobleme. Dementsprechend spürt sie auch keine Nachwirkungen. Ihre jüngste Tochter, eine Ärztin, fing sich das Virus wahrscheinlich bei der Arbeit ein. Auch bei ihr lief die Infektion glimpflich ab. «Wir haben beide Glück gehabt», sagt die Seniorin.

Kein Grund für Leichtsinn
Auf die leichte Schulter nehmen sollte man Corona deswegen nicht. «Ich weiss, dass man sich zweimal infizieren kann», sagt Doris Aslaksen. Darum sei sie vorsichtig. Angst habe sie aber keine. «Wenn es mich ‹putzt›, dann ‹putzt› es mich», drückt sie ihre Schicksalsergebenheit in einem Wahlspruch aus, den die Mitarbeitenden im Alterszentrum schon öfter zu hören bekamen. Zudem sei sie Optimistin. Sie lasse sich die Laune nicht so schnell verderben. Selbst die Aussicht, Weihnachten das erste Mal in ihrem Leben nicht im Kreise der Familie zu verbringen, bedrückt sie nicht, denn es gibt ja das Internet und auf der Station wird ebenfalls gefeiert.
Dennoch hoffe sie, dass die Corona-Pandemie bald überstanden ist und wieder Normalität einkehren kann. Als sie vor zwei Jahren aus Oberrohrdorf ins Alterszentrum zügelte, waren wöchentliche Theater- und Konzertbesuche in Baden fester Bestandteil ihres Programms. «Fest vermissen tue ich diese aber nicht», sagt sie. «Ich bin eine stabile Person, mich wirft nichts so schnell aus der Bahn.»

Stefan Böker

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