«Musig» tritt sang- und klanglos ab

Fr, 04. Dez. 2020

Die Musikgesellschaft Stetten muss ihr für den 5. Dezember geplantes Abschiedskonzert ausfallen lassen

Es war eine schwere Entscheidung, die Musikgesellschaft Stetten aufzulösen. Dennoch fiel sie an der Jahresversammlung im Februar einstimmig. Dass nun wegen Corona nicht einmal das Abschiedskonzert stattfinden kann, ist jammerschade.

Man hätte es der Musikgesellschaft Stetten, dem Problemkind der hiesigen Musikvereine, wirklich gewünscht, sich mit einem letzten strahlenden Konzert zu verabschieden. Und es hätte auch zum zähen aber fröhlichen Musikerzusammenschluss gepasst, trotz Corona und anderen Widrigkeiten ein letztes Mal erfolgreich die Bühne zu entern. Schliesslich hat es die «Musig» auch sonst jedes Jahr geschafft, Begeisterungsstürme und Standing Ovations aus ihrem dankbaren Publikum herauszukitzeln, trotz Nachwuchssorgen und dem recht hohen Durchschnittsalter der Beteiligten. Zudem wäre es dieses Jahr das 70-Jahr-Jubiläum gewesen. Doppelt schade also. Aber gleichzeitig unvermeidlich.
Präsident Alois Huber trägt es mit Fassung. Es sei ja nicht so, dass das Ende überraschend komme. «Nach dem Krisenjahr 2012 war allen klar, dass dieser Verein kein Glückskind ist oder über Generationen weiterleben kann», sagt er. Seit 2015 ist er Präsident, und seitdem gab es mit Hermann Stocker lediglich einen Neueintritt zu verzeichnen. Zwei Drittel der Musikanten ist im Pensionsalter. Der Termin für das Abschlusskonzert am 5. Dezember wurde absichtlich so gelegt, denn an diesem Tag ist der 80. Geburtstag von Walter Meier.» Er spielt seit 63 (!) Jahren Es-Bass im Verein. Das hohe Alter hielt die Musikanten indes nicht ab davon, ihr Bestes zu geben. Der Anfang vom Ende war jedoch die Mitteilung zweier Mitglieder Anfang Jahr, auf Ende Jahr das Handtuch zu werfen. Damit wäre das Ensemble auf zehn Köpfe geschrumpft (inklusive Fähnrich). «Damit hätte es keinen Sinn mehr gemacht», sagt Huber.

Profis verstärkten das Orchester
In der Vergangenheit hat sich die Musikgesellschaft immer wieder zu helfen gewusst. Für verschiedene Anlässe engagierte der Vorstand Gastmusiker zur Verstärkung. Manchmal sogar Profis: Das trug nicht nur zur Qualität der Aufführungen bei. Neben Könnern und Virtuosen zu sitzen, bedeutete auch zusätzlichen Ansporn für die wackeren Amateure. Das Publikum indes kam nicht, um den Musikerinnen und Musikern in Blau genau auf die Finger zu schauen. Es schätzte vielmehr Spielfreude und vielseitige Musikauswahl des Orchesters, das Märsche, Polkas und Walzer, aber auch moderne Unterhaltungsmusik zum Besten gab. Medleys bekannter Melodien, sei es aus Filmen, verschiedenen Jahrzehnten oder fremden Ländern, teilweise auch einfach bekannte Songs wie Mani Matters «Zündhölzli» oder Louis Armstrongs «What a wonderful world», bereicherten das Programm. Seit 2012 wurde das Orchester vom ukrainischen Dirigenten Sergey Yelizarov geleitet. Mit stoischer Ruhe, aber strenger Hand führte er den bunten Haufen an. «Das hat perfekt gepasst», lobt der Präsident, «und es war sicher keine leichte Aufgabe, die richtigen Arrangements für uns zu finden.»
Im vermaledeiten Corona-Jahr jedoch fielen alle Auftritte aus. Bis März konnte zwar noch geprobt werden. Dann sorgte Corona für eine Pause. Zuerst wurden die Konzerte für den Muttertag und die Erstkommunion gestrichen. Zaghaft begannen danach erneut die Proben, doch als auch der Auftritt an der Bundesfeier und daraufhin Allerheiligen platzen musste, zeigten die ersten Mitglieder Ermüdungserscheinungen. Auch Hubers Kornett hat in diesem Jahr ganz schön Staub angesetzt.
Einen anderen Termin für das Abschlusskonzert zu finden, steht ausser Frage. Dem Dirigenten wurde gekündigt. Auch für die Subventionen hat sich der Verein abgemeldet. Und ausserdem steht in den Sternen, ob, und wann, sobald wieder Konzerte ohne Auflagen, sprich: so dass sie Spass machen, stattfinden können. Und das war doch immer das Wichtigste an der «Musig». Eine letzte Vereinsreise wird es vielleicht noch geben, dann fällt der Vorhang. Die, die weitermachen wollen, finden möglicherweise in anderen Formation Unterschlupf. «Aber», sagt Huber, jetzt doch etwas wehmütig: «Es wird nie mehr dasselbe sein.»

Stefan Böker


70 Jahre MG Stetten

Die Musikgesellschaft Stetten wurde am 15. März 1950 im Beisein von 17 Mitgliedern und dem damaligen Dirigenten gegründet. In ihren besten Zeiten spielte sie in der 3. Klasse und hatte 37 Musikerinnen und Musiker. (sb)

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