Eisbärenbabys kommen zweimal zur Welt

Fr, 04. Dez. 2020

Tiergeschichten von Rudolf Hug

Es ist vierzig Grad unter null im Wapusk-Nationalpark in Kanada. Das ist nicht nur kalt, sondern extrem kalt. Aber mir wird richtig warm ums Herz, als ich beobachten darf, wie eine Eisbärenmutter ihr Junges zum ersten Mal aus der Geburtshöhle führt. Im Oktober hat sie sich eingegraben und nach zwei Monaten ein kleines, nacktes und blindes Bärchen geboren, kaum mehr als 500 Gramm schwer. Danach hat sie es drei Monate lang in der dunklen Höhle gesäugt. Fünf Monate war sie in der Höhle, im Dunkeln, ohne Futter und Wasser. Dazu kommt, dass sie schon den eisfreien Sommer ohne Nahrung verbracht hatte. Eine ausserordentliche Leistung dieser fantastischen Tiere. Nun, im März, sind die Fettreserven aufgebraucht und es ist Zeit, auf dem gefrorenen Meer Robben zu jagen. Vorsichtig hat sie vor ein paar Tagen den Schnee über ihrer Höhle durchbrochen. Jetzt ist der Moment, das Junge an das Tageslicht zu bringen – die Geburt in unsere Welt. Ich bin unendlich glücklich und dankbar, dass ich diesen einzigartigen Moment miterleben darf.


RUDOLF HUG

Rudolf Hug (70) lebt seit 26 Jahren in Oberrohrdorf. Nach seinen beruflichen und politischen Aktivitäten befasst er sich heute intensiv mit der Fotografie. Neben mehreren Fotoexpeditionen pro Jahr publiziert er und hält Vorträge. Die Bilder der Rubrik «Tiergeschichten» sind ausgewählt aus Hugs Buch «Tiergeschichten aus aller Welt»; erhältlich in Buchhandlungen, bei der Papeterie Calmart in Fislisbach oder bei Rudolf Hug direkt. Informationen: rudolf-hug.ch Nach über fünf Monaten in der Dunkelheit kommt die Eisbärenmutter aus der Höhle und schüttelt erst mal den Schnee von sich ab. Normalerweise haben Eisbären zwei Junge, selten eines oder drei. Diese Mutter hat nur ein einzelnes Junges, dafür ist es kräftiger, weil es die Milch nicht teilen muss.

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