Shimeon Balmer aus Niederwil arbeitet als Operation Architekt bei Swisscom. In der Freizeit wandert der zweifache Vater gern und engagiert sich als Präsident im Schützenverein Niederwil-Nesselnbach. Der 43-Jährige ist freiwilliger Helfer im Schaugewächshaus Reusspark.
Adieu Bus-Chauffeur
Mein Grossvater selig, war einer – ein Bus-Chauffeur. Er fuhr seinen Bus auf der legendären Line 105 von Interlaken West nach Matten, vorbei an Balmer’s Herberge nach Wilderswil (Schynige Platte) und weiter nach Gsteigwiler wo einst Korpskommandant Häsler wohnte. Er fuhr den Bus durch Wind und Schnee, durch den dichten Touristenstrom von Interlaken, über die schmalen und verwinkelten Strassen und es war mir eine Freude mit ihm den einen oder anderen Rundkurs zu fahren, einfach so. Er war ein Chauffeur und wusste um seine Fracht. Viele kannte er mit Namen und sie ihn und die Sicherheit stand stets an oberster Stelle bei ihm. So war es sein vorausschauender Fahrstil und die angepasste Geschwindigkeit, welche es ihm vergönnten, keinen einzigen Unfall hinnehmen zu müssen und das in über 30 (!) Jahren. Es war aber auch sein unaufgeregtes Verhalten den Fahrgästen und dem Verkehr gegenüber – kaum etwas brachte ihn je aus der Ruhe.
Heute sitze ich im 332er-Bus nach Mellingen-Heitersberg und frage mich, wo der Berufsstolz der heutigen Busfahrer geblieben ist. Da spreche ich nicht nur von den mässigen Umgangsformen Einzelner, nein auch vom ruppigen und wenig angenehmen Fahrstil an sich. Zugegeben, es gibt immer wieder Ausnahmen, welchen ich nun mit meiner plakativen Aussage nicht gerecht werde. Mir ist auch klar, dass sich die Damen und Herren Busfahrer der heutigen Zeit anderen Herausforderungen stellen müssen als es mein Grossvater musste. Bei ihm war es die englische Sprache und die Tatsache, dass er auch noch Mechaniker und Putz-Equipe sein musste. Heute sind es wohl Fahrplan-Stress und unflätige Passagiere, denn die Fahrgäste benehmen sich heute kaum mehr wie Gäste, sondern treten allzu oft als eigentliche Plage auf.
Liebe Busfahrerinnen und Busfahrer, auch mit der drohenden Digitalisierung im Nacken und der Tatsache, dass autonom fahrende Postautos in naher Zukunft Realität sein werden, wünsche ich mir, dass ihr im Geiste meines verstorbenen Grossvaters wieder zum Bus-Chauffeur werdet. So, dass bei den Passagieren wieder dieses Gefühl aufkommt; «Gott sei Dank, endlich im Bus.»