Stettens Zentrum ist einen Besuch wert

Fr, 04. Dez. 2020

Ein Zentrum mit viel Freiraum, mit Wiese, Plätzen und kleinen Passagen

Es ist Ansichtssache, ob einem die neuen Wohnblöcke mitten im Dorf gefallen. Und die Meinungen darüber dürften sich in Stetten mit Sicherheit scheiden. Dass hier aber zu wenig auf die Ortsplanung geachtet worden sei, diesen Vorwurf müssen sich Planer und Gemeinde nicht gefallen lassen. Von Anfang an nämlich hatte die Gemeinde gesagt, was ihr bei der Zentrumsplanung besonders wichtig ist: Die Beiz mitten im Dorf – «Krone» und «Central» bleiben und ein neues Café oder ein Bistro kann hinzukommen; wichtig auch die neue Fussgängerpassage neben dem Engpass Oberdorfstrasse und schliesslich der offene Dorfbach mit viel Wiese. Stetten hat auf einer Brache ein Dorfzentrum geschaffen, das einen Abstecher wert ist.


Wie aus der Brache ein reizvoller Dorfplatz wird

Mitten im Dorf ist ein Zentrum entstanden mit Wegen und Plätzen zwischen Häusern, dahinter eine Wiese und ein offen gelegter Dorfbach

Die Überbauung mitten in Stetten ist ein gelungenes Beispiel für Ortsplanung. Der Verkehr durch das Zentrum wird bleiben. Dennoch hat die Gemeinde mit diesen Neubauten einen Weg gefunden, interessante Plätze und Durchgänge zu kreieren.

Mitten im Dorf hat sich Stetten, 2200 Einwohner, ein neues Zentrum gebaut. Es war eine Chance. Lange standen die 10 000 Quadratmeter an bester Lage auf dem ehemaligen Belinox-Areal leer, ungenutzt. Seit Anfang der 1990er-Jahre. Erst als 2010 die Creafonds AG aus Sursee das Areal erwarb, wurde geplant und im Spätsommer 2017 mit dem Bau begonnen.
Staunend fällt nun der Blick auf einen Platz vor dem Gemeindehaus, gesäumt von neuen Wohnhäusern, in welchen im Parterre Läden und Gewerbe geplant sind; gesäumt gleichermassen von älteren Häusern, etwa dem Restaurant Krone mit Terrasse und alten Kastanienbäumen, weiter unten das Restaurant Central. An der Grenze zur Zentrumszone, im alten Dorfkern, wo zur Zeit die Überbauung «Eintracht» in die Höhe wächst, wurde ein Teil des «Melissenhauses» vor dem Abbruch bewahrt. Altes und Neues nebeneinander, das lässt dem Dorf seinen Charakter. Vor allem aber sieht es nach einem gelungenen Zusammenspiel verschiedener Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Architektur, Bauherrschaft, Behörde, Ortsplanung und Politik aus. Stetten hat seine Chance genutzt.

Fussweg, Dorfbach und eine Beiz
Gemeindeschreiber Emil Wehle bestätigt, dass «verschiedene Player nötig» waren. «Viele Leute mit Erfahrung haben sich an der Gestaltung des Zentrums beteiligt.»
Begonnen hatte es mit einer Testplanung, koordiniert durch ein Planungsbüro. Von Seiten der Gemeinde hatten der Gemeindeammann Kurt Diem und Gemeindeschreiber Emil Wehle die Federführung. Ihre Auflagen an die Bauherrschaft waren klar: Den Bach offenlegen, einen Fussweg parallel zur schmalen Oberdorfstrasse und vor allem eine Begegnungszone schaffen. Dabei sei es dem Gemeinderat besonders wichtig gewesen, dass «die Beizen im Dorf bleiben», sagt Gemeindeschreiber Wehle. Mit diesen drei Kernelementen, diesen Auflagen wurde das Zentrum gemeinsam mit Bauherr Creafonds AG Schritt für Schritt entwickelt. 2015 hiessen die Stimmberechtigten den Gestaltungsplan gut. Drei Architekturbüros hatten Ideen eingebracht, zur Umsetzung gelangte schliesslich der Entwurf des Aarauer Büros Schneider und Schneider. Insgesamt sechs neue viergeschossige Wohnhäuser mit 75 Wohnungen und flachen Dächern sind gebaut. Die Höhe der Gebäude entspricht den umliegenden Häusern.
Schon damals sei auch der Kanton involviert gewesen, sagt Wehle. Immerhin führt die Kantonsstrasse mitten durchs Dorf. Und an der Durchgangsstrasse gibt es kein Vorbei: Die Achse Wohlen-Baden, respektive Bremgarten-Mellingen bleibt. Verringert wird immerhin der Engpass, breite Trottoirs auf beiden Seiten sind geplant. Einzig an der Oberdorfstrasse ist der Spielraum begrenzt, gerade mal ein Meter bleibt den Fussgängern an dieser engsten Stelle und auch das nur auf einer Seite. Genau deshalb war hier aber eine gute Lösung für Fussgängerinnen und Fussgänger bereits bei der Testplanung Voraussetzung, wie Emil Wehle sagt. Vor den Neubauten und hinter den alten Häusern entlang dem Anstieg Oberdorfstrasse sollte ein Fussweg führen. «Das hatte der Gemeinderat weitsichtig vorgespurt.»

Schon jetzt ein bisschen Idyll
Genauso wichtig war der Dorfbach entlang der Fabrikstrasse, bislang eingedolt: Jetzt ist er offen. Noch ist beim Bach vieles jungfräulich, die Sträucher sind klein, die Wiese scheint kaum benutzt. Diese Wiese sei aber, auch wenn Spielgeräte fehlen, eine Spielwiese für alle, betont Jörg Furrer von der Creafonds AG. Dazu gehört auch der Bach, der fröhlich an den neuen Wohnungen und an der Wiese vorbei mäandert – schon jetzt ein bisschen Idyll. Und der neue Dorfplatz lädt zum Entdecken ein: Nischen, Plätze, Treppen und Durchgänge zwischen den Wohnblöcken. «Hier kann ein Dorffest oder ein Flohmarkt stattfinden», sagt Furrer. Neben der Hauptverkehrsachse lässt diese Zentrumsgestaltung dafür genug Platz.
50 Prozent der Wohnungen in den Häusern auf der Bachseite seien vermietet oder verkauft, sagt Jörg Furrer. Mit der Vermietung der beiden Häuser, direkt an der Hauptstrasse, neben der Kreuzung starte die Creafonds AG im Februar 2021. Sie trägt das Risiko. Furrer lacht und sagt: «Wir sind mächtig glücklich mit dieser Überbauung.» Das sei ein Vorzeigeobjekt.

Heidi Hess

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