Wenn eine Partei während elf Jahren die absolute Mehrheit in einem Gemeinderat stellt, jede Vorlage nach ihrem Gusto gestalten und durchsetzen kann, Gemeindeammann und Vizeammann stellt und – vor der Abstimmung über Rechnung und Budget von der Lokalzeitung zu ihrer Abstimmungsempfehlung angefragt – sich nicht zu einem klaren «Ja» durchringen kann, so sagt dies viel aus. Ja, es wäre durchaus eine Schlagzeile wert. Wenn man dann noch zur Kenntnis nimmt, dass es sich bei dieser Partei um die SVP handelt, die in besagtem Dorf bei den Grossratswahlen gerade einen Stimmenanteil von 45 Prozent erzielen konnte, so muss der Karren schon sehr tief im Dreck stecken.
Das ist auch der Fall: Noch vor wenigen Jahren kam Tägerig ohne Zahlungen vom Finanzausgleich aus und konnte dank konsequent sparsamem Handeln sogar seine Fremdverschuldung auf Null abbauen. Nach elf Jahren Alleinherrschaft der SVP belaufen sich die Einnahmen aus Finanzausgleich und Ergänzungsbeitrag auf über 22 Prozent der Gesamteinnahmen, die Pro-Kopf-Verschuldung beläuft sich auf deutlich über 2000 Franken, entsprechend einer Fremdverschuldung von 4,5 Mio. Franken. Der Finanzplan zeigt bis 2025 sogar ein Ansteigen der Fremdverschuldung auf über 9 Mio. Franken. Das ist aber nicht etwa die Folge massiver Investitionen, die sich in der Bilanz als Aktiven zeigen würden. Vielmehr zeigt diese aktuell sogar einen Bilanzfehlbetrag. Lediglich drei Gemeinden im Aargau sind in dieser Situation und nur eine der beiden anderen hat einen ähnlich hohen Steuerfuss.
Aussagekräftig für die Zukunft sind zwei Indizien: Einerseits deklariert der Gemeinderat offen, dass er nach dem einmaligen «Sparbudget» 2020 wieder zum normalen Geschäft zurückgekehrt ist. Er verzichtet denn auch bewusst auf Sparmassnahmen und budgetiert lieber ein weiteres Anwachsen des Bilanzfehlbetrags. Das ist in rechtlicher Hinsicht bedenklich. Anderseits informiert der Gemeinderat nicht über die Details des heute zusätzlich beantragten IT-Kredits und die Frage an den Gemeindeschreiber, wo diese Details eingesehen werden können, wird trotz Insistierens innert nützlicher Frist nicht beantwortet. Und wenn der Gemeindeschreiber in einer solch kleinen Gemeinde nicht weiss, wo diese Information zu finden ist, so ist davon auszugehen, dass man dies dem Stimmbürger gar nicht offenlegen will oder man sich noch gar keine konkreten Gedanken dazu gemacht hat. Ich werde Budget und IT-Kredit ablehnen. Zeit für einen Kurswechsel.
Urs Schuppisser, Tägerig