Zwei Leidenschaften, vereint in einem Vogelbuch

Di, 15. Dez. 2020

Urs Heinz Aerni hat gemeinsam mit Elke Heidenreich die Geschichten verfasst zu den Vögeln im Buch «Aves, Vögel, Charakterköpfe»

Urs Heinz Aerni schreibt im Buch «Aves, Vögel, Charakterköpfe» über den Weisskopfseeadler, den Andenkondor oder den Graupapagei. Angefangen aber hat alles mit Finken, Meisen und Staren in Fislisbach.

Lauter Charakterköpfe sind in diesem Buch versammelt. Federn, Schnabel, zwei Augen, der Blick – keck, aufmerksam müde oder neugierig – zieht die Betrachtenden in ihren Bann. Fotografiert hat diese besonderen Charakterköpfe der Hamburger Tom Krausz, der im Vorwort des Buches «Aves, Vögel, Charakterköpfe» schreibt: «Die Faszination für Vogelgesichter war der Impuls, dieses Projekt zu beginnen.» Nötig waren für die Porträts in Schwarz-Weiss ideales Licht bei sehr kurzen Belichtungszeiten, vor allem aber ein besonderes Teleobjektiv. Plötzlich konnte der Fotograf den Vögeln in die Augen schauen und schildert: «Begeistert erkannte ich unruhige Blicke, die müden Augen eines Watvogels, eine hellwache Jägeriris, ich sah Neugierde, Stolz, aber auch Misstrauen.»

In Fislisbach, wo alles begann
Die Porträts, viele Vogelgesichter von Turmfalke über Bartgeier, Rosaflamingo, Blaumeise bis Keulenhornvogel, sind begleitet von kurzen Texten. Verfasst haben sie Elke Heidenreich und Urs Heinz Aerni. Aerni ist Journalist und Feldornithologe. Heute lebt er in Zürich, aufgewachsen aber ist er in Fislisbach. Dort haben auch seine beiden Leidenschaften begonnen, diejenige für Vögel und auch diejenige für Bücher. In Fislisbach waren es damals Finken, Meisen und Stare, für welche Aerni, ausgerüstet mit einem Feldstecher in den Wald zog und über Wiesen streifte: «Meine Kollegen frisierten derweil ihre Töffli». Keine Bücher, aber Comics und auch mal ein Tierheft kaufte er am Kiosk beim Brunnenhof. Und nun also dieses Buch, wo Vögel und Text zusammenfinden. Aerni ist vom Hamburger Verlag Dölling und Galitz angefragt worden für die Begleittexte, gemeinsam mit Elke Heidenreich. Die deutsche Schriftstellerin und Literaturkritikerin habe er bereits 2001 beim Literaturfestival in Solothurn kennengelernt, erzählt er. Er habe sie damals interviewt. Nach Jahren kreuzten sich ihre Wege bei einer Veranstaltung im Literaturhaus Zürich wieder.

Elke Heidenreich hat die Wahl
Bei der Auswahl der Vögel für die Texte habe er Heidenreich den Vorrang gelassen, sagt der Ornithologe: «Ich traute mir zu, dass ich zu jedem Vogel etwas schreiben kann.» Die Vorgabe vom Verlag lautete: Keine Fachtexte, sondern unterhaltend und witzig. Die Autoren sollten einen eigenen Zugang finden, eine besondere Geschichte über jeden Vogel erzählen. Dennoch findet sich neben jedem Porträt ein kurzer Hinweis zu Merkmalen, Vorkommen, Lebensweise und dem Rote-Liste-Status des Vogels.
Heidenreich wählte den Turmfalken, den Basstölpel, den Humboldtpinguin oder auch den Glattnackenibis. Geblieben sind Urs Heinz Aerni unter anderem der Weisskopfseeadler, der Kormoran, der Sattelstorch, die Riesentrappe oder auch der Graupapagei.
Aerni recherchiert und konsultiert Fachliteratur: «Die grösste Herausforderung war aber, unterhaltsam zu erzählen.» Tatsächlich findet der Journalist und Literaturagent immer wieder einen amüsanten Dreh. Der Weisskopfseeadler zum Beispiel, das US-amerikanische Wappentier, sei «beladen mit Attributen wie Klarheit, Freiheit und Wagemut». Dabei falle dieser Vogel weniger durch Heldenmut und Kampf auf. Vielmehr «wurstle» er sich genauso mit Murks durchs Leben wie alle anderen. Es sei schon vorgekommen, dass der Weisskopfseeadler sein Nest so schlecht gebaut oder überladen habe, dass es zusammengebrochen und heruntergefallen sei, samt dem Nachwuchs. Eine kleine Geschichte rund um das Wappentier, bei der sich der Autor augenzwinkernd einen kleinen Wink zur US-Alltagspolitik der letzten Jahre nicht verkneifen will. Eine seiner Lieblingsgeschichten aber sei diejenige vom Graupapagei, wo auch der Museumsbesuch mit dem schwerhörigen Grossvater – wie könnte es anders sein – eine unerwartete Wendung erfährt.

Heidi Hess

 

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