«Ein Jahr mit Licht und Schatten»

Fr, 22. Jan. 2021

Interview: Ein Jahr wie dieses hat Daniel With, Vorsitzender der Bankleitung, noch nicht erlebt

Für die Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach war 2020 ein Rekordjahr. Noch nie erreichte eine Raiffeisenbank im Aargau eine Bilanzsumme von über zwei Milliarden Franken. Gleichzeitig mussten die Mitarbeitenden schwierige Gespräche führen.

Herr With, die Corona-Pandemie hat das Bankenjahr ganz schön durcheinandergewirbelt. Wo haben Sie das am stärksten gespürt?
Auf der Geschäftsseite machte sich das am stärksten durch die Split-Organisation bemerkbar. Die Belegschaft arbeitete rotierend aus dem Homeoffice heraus. Dazu mussten wir gleichzeitig zahlreiche Arbeitswege digitalisieren. Kundenseitig stieg das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt.

Worin haben sich die Kundengespräche gegenüber vergangenen Jahren unterschieden?
Zum einen stieg die Unsicherheit angesichts des Auf und Abs an der Börse. Anlegerinnen und Anleger wollten vermehrt ihre Anlagen und das wichtigste, ihre Strategie, überprüfen. Oder sie wünschten Beratungen über Vorsorgethemen wie Pensions- und Nachlassplanungen. Öfter als sonst mussten wir auf heikle Fragen antworten: Muss ich mich vorbereiten? Wie kümmere ich mich um den letzten Willen? Wie sieht das mit dem Erbrecht aus? Dazu kamen Geschäftsleute, vor allem aus der Gastro- und Eventbranche, die nicht mehr weiter wussten.

Ging Ihnen das nahe?
Ich habe schlaflose Nächte gehabt. Wenn man mit jemandem spricht, dessen Existenz bedroht ist, dann wird man demütig. Dieses Jahr hat uns ganz schön auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Wie reagiert man da?
Da gibt es nur eine Sache: Transparent und aufrichtig die Möglichkeiten aufzuzeigen. Im Frühling haben wir beispielsweise unbürokratisch und schnell Covid-Kredite zur Verfügung gestellt. Auf der anderen Seite gab es auch Profiteure. Die IT-Branche florierte. In anderen Branchen entwickelten kreative Geschäftsleute neue Produkte oder Vertriebskanäle. Das war dann wieder erfreulich und spannend zu sehen.

Auch der Gewinn Ihrer Bank von rund 9,7 Millionen Franken kann sich sehen lassen. Wie kam der zustande?
Den haben wir unseren Kundinnen und Kunden zu verdanken, die sehr intensiv mit uns zusammenarbeiten. Sie bestimmen die Ertragsseite. Alleine im vergangenen Jahr durften wir 20 Prozent an Firmenkundenvolumen gewinnen. Was das Kostenmanagement auf der anderen Seite betrifft, darf ich sagen: Wir arbeiten sehr effizient.

Kommt dieser Gewinn auch den Kundinnen und Kunden zugute?
Weil wir mit einem Grossteil des Gewinns Reserven bilden und unser Eigenkapital stärken, erhöht das die Sicherheit der Kundinnen und Kunden. Ein Teil des Gewinns fliesst über die Verzinsung des Genossenschaftskapitals an die Mitglieder zurück. An der Generalversammlung werden wir einen entsprechenden Antrag über drei Prozent stellen. Dadurch geben wir über eine Million Franken an die Eigentümer der Bank, unsere Mitglieder, zurück.

Wie sich bei den Kundengeldern und Depotvolumen zeigt, ist das Vertrauen in die Raiffeisenbank ungebrochen. Wie erklären Sie sich das?
Im Depotgeschäft konzentrieren wir uns schon seit einigen Jahren darauf, dieses auszubauen. Wir haben des Weiteren von der Schliessung der Neuen Aargauer Bank profitiert, das darf man ruhig sagen. Der Erfolg lässt sich ebenfalls auf unseren guten Ruf zurückführen. Wir sind mit über 100 Jahren eine der ältesten Schweizer Banken. Wir haben viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Kontakt zur Kundschaft pflegen. Hinzu kommt: Anlegen ist das neue Sparen. Wer sein Vermögen wachsen sehen will, sollte es anlegen.

Was raten Sie Anlegerinnen und Anlegern?
Sie sollten möglichst breit diversifizieren. Ein paar Blue Chips, also Aktien umsatzstarker Grossunternehmen, genügen heute nicht mehr. Diversifizieren heisst auch, nicht nur in der Schweiz, sondern global und über verschiedene Branchen hinweg, in unterschiedliche Produkte anzulegen. Entscheidend ist auch die Zeitachse. Man sollte nicht alles am gleichen Tag anlegen. Ganz allgemein empfehle ich Kundinnen und Kunden eine Prise Gelassenheit. Im Anlagegeschäft ist Ausdauer gefragt.

Wie sind Ihre Prognosen für dieses Jahr?
An der Börse werden wir auch in diesem Jahr ähnliche Schwankungen wie im vergangenen sehen. Es könnte ein schwieriges Jahr werden. Aber ich bin positiv gestimmt, denn es ist extrem viel Geld vorhanden. Wie alle anderen müssen auch die Grosskunden investieren, wenn sie Rendite erzielen wollen. Als Bank haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und werden uns weiterentwickeln. Unser Eigenkapital ist stark und unser Kreditportfolio gesund. Ich sehe aktuell keine Signale, dass auf uns Probleme zukommen könnten.

Interview Stefan Böker

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