Bundesrätin Sommaruga zeigt Verständnis

Fr, 08. Jan. 2021

Der Verein Verträgliche Starkstromleitung Reusstal schrieb einen Brief an die Bundespräsidentin 2020

Es ist eine endlose Geschichte. Seit Jahren kämpft der Verein, dass die Starkstromleitung im Freiamt unter die Erde kommt. Das im November vorgelegte Projekt sieht aber nach wie vor eine Freileitung vor. Forfait gibt der Verein trotzdem nicht. Ein Brief an Simonetta Sommaruga soll eine Wende herbeiführen.

Wir hätten lieber ein sachliches Treffen mit der letztjährigen Bundespräsidentin gehabt, als eine schriftliche Antwort», sagt Hans Kneubühler, Präsident des Vereins Verträgliche Starkstromleitung Reusstal (VSLR). Die Vertreter des Vereins hätten bei einem Treffen im Bundeshaus, wie es bereits einmal mit der Vorgängerin Doris Leuthard stattfand, ihre Anliegen und vor allem Vorschläge für eine alternative Linienführung der neuen Starkstromleitung aufgezeigt. Der Verein wandte sich deshalb in einem Brief an Simonetta Sommaruga. Ende Jahr erhielt der Verein eine Antwort. Sie lässt einen Hoffnungsschimmer zu. Das, nachdem im November der Tiefschlag erfolgte. Das Bundesamt für Energie stellte das Projekt für die neue Starkstromleitung zwischen Niederwil und Obfelden vor. Trotz der einheitlichen Bekundung der betroffenen Gemeinden, Anwohnern und der 200 Mitglieder des VSLR ist eine 380-kV-Freileitung vorgesehen. Nicht nur die Kapazität wird gesteigert, sondern auch die Trägermasten sind doppelt so gross. Zwar führt die neue Starkstromleitung nicht mehr durch Dörfer, aber nun entlang von Aussenhöfen und mitten durch Naherholungsgebiete am Wagenrain.

Interesse der Bevölkerung wahren
Im Brief hält die letztjährige Bundepräsidentin und Vorsteherin des Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und des Bundesamtes für Energie (BFE) fest, dass die lokale Bevölkerung wie auch die betroffenen Gemeinden und Kantone bei der öffentlichen Anhörung zum Sachplanverfahren ihre Anliegen zu den Entwürfen für den Planungskorridor bereits geäussert hätten. In der aktuellen Phase prüfe die Fachstelle des Bundes diese Anliegen und arbeite die Entscheidungsgrundlage für den Bundesrat vor. Heisst das nun, dass der Brief an die ehemalige Bundespräsidentin nichts mehr bewirken kann? Der Schluss des Briefes lässt aber wieder hoffen. Simonetta Sommaruga schreibt: «Ich kann nachvollziehen, dass die Bevölkerung im Reusstal von diesem Vorhaben stark betroffen ist und ein Interesse am Ausgang des Sachplanverfahrens hat. Ich kann Ihnen und den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern im Reusstal versichern, dass sich der Bundesrat bei der Prüfung des Vorhabens mit den diesbezüglichen Anliegen der lokalen Bevölkerung sowie den weiteren betroffenen öffentlichen Interessen sorgfältig auseinandersetzen und mit seinem Entscheid sicherstellen wird, dass eine angemessene Lösung festgelegt wird.»

Letztes Wort hat der Bundesrat
Trotz den freundlichen Worten sind die Gegner nicht beruhigt. Das letzte Wort hat der Bundesrat. Es braucht einen Mehrheitsentscheid. Ob der zugunsten einer Erdleitung ausfallen wird, ist nicht voraussehbar. Bei der Entscheidung steht wohl auch die Gewährleistung der Stromversorgung der Bevölkerung im Fokus. Da werden möglicherweise Abstriche bezüglich des Umwelt- und Landschaftsschutzes gemacht. Darauf wird im aktuell vorgesehenen Projekt verzichtet. «Wir sind enttäuscht, dass wir nicht zum Gespräch empfangen wurden», sagt Kneubühler. «Immerhin haben wir aber mit dem Brief die Aufmerksamkeit der Bundespräsidentin auf die Anliegen des Reusstals gelenkt.» Ob bei ihrem Wohlwollen auch mitschwingt, dass sie in Sins im Freiamt aufgewachsen ist und folglich über die Gegebenheiten Bescheid weiss, ist nicht gewiss. Der Entscheid des Bundesrats wird im ersten Quartal erwartet. Fällt der Entscheid negativ aus, stehen noch zwei Möglichkeiten offen. Zum einen könnten die Kantone nochmals ein Bereinigungsverfahren verlangen. Sollte auch das nichts bringen, bleibt für die Freileitungsgegner nur noch der Gang vor Gericht. Um dem Ganzen mehr Gewicht zu geben, müssten dann Gemeinden, Organisationen wie Umweltverbände und Privatpersonen zusammenspannen und eine Klage einreichen. Gehofft wird aber, dass sich der Bundesrat zugunsten einer optimierten Linienführung mit Bodenverlegung ausspricht. Der Verein ist überzeugt, dass mit dieser Lösung nicht nur die Bevölkerung und der Natur- und Landschaftsschutz profitieren, sondern auch die Leitungsverluste massiv gesenkt werden können.

Debora Gattlen

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