Niederwil erhält seinen ersten Rebberg

Di, 19. Jan. 2021

Auf 20 Aren entsteht ein neuer Rebberg. Um die Zufahrt zu erleichtern, wird das Gelände leicht angepasst

Vier ehemalige Schulfreunde werden im Ruhestand zu Biowinzern. Die erste Hürde mit einem nachgereichten Baugesuch muss überwunden werden. Die Reben, die im Frühling gepflanzt werden sollen, sind aber bestellt.

Gemeinsam haben sie in Niederwil die Schulbank gedrückt, sich mit Zahlen und Buchstaben herumgeschlagen. Das war vor über 50 Jahren. In wenigen Wochen werden die einstigen «Gspänli» erneut zusammen im Schulzimmer sitzen. Vielleicht werden sie dem Unterricht aufmerksamer folgen als vor Jahrzehnten? Immerhin tun sie es aus freien Stücken und haben auch das Objekt ihrer Studien selbst gewählt: Es geht um den Rebberg, um die Reben und deren Früchte und es geht auch um den Wein. Um den vor allem. Der aber will noch etwas Weile haben.
Die vier Freunde – Kurt Heimberg, Hugo Gratwohl, Pius Meier und Walter Koch – die kurz vor ihrer Pensionierung stehen, wollen Winzer werden, Biowinzer, um genau zu sein. Sie wollen sich für den Ruhestand ein neues Hobby zulegen und haben dazu im vergangenen Jahr den Verein Biowinzer Niederwil gegründet. Die Winzerschule hätte demnächst beginnen sollen, sagt auf Anfrage Kurt Heimberg, einer der vier künftigen Weinbauern. Coronabedingt sei der Unterricht vorläufig aber auf den März verschoben worden.

Baugesuch wird nachgereicht
Den Rebberg haben sie hingegen bereits vorbereitet. Es ist der erste und einzige Weinberg im Dorf. Zurzeit liegt er unter einer dicken Schneedecke an der Karrenwaldstrasse am Dorfrand von Niederwil. Das Gelände beim Hambelächer musste dafür auf einer kleinen Fläche leicht angepasst werden. In der Begründung zum nachgereichten Baugesuch, das bis zum 9. Februar bei der Gemeinde aufliegt, heisst es: «Damit die maschinelle Bewirtschaftung der restlichen Parzelle im Norden noch möglich ist, mussten wir das Gefälle der Einfahrt etwas brechen.» Die künftigen Weinberg-Aren liegen auf einer Landschaftsschutzzone, am Ende eines Moränenhügels, im Landwirtschaftsland. In dieser Zone gelten besondere Regeln: «Dass ein Gebiet in einer Landschaftsschutzzone nochmals andere Auflagen in Sachen Geländeanpassungen hat, wusste auf Anhieb nicht einmal der Bauverwalter», erklären die Neuwinzer in der Begründung. Sie haben die Unterlagen für das Baugesuch nachgereicht und entschuldigen sich für ihren Fehler.

«Bei Winzerkollegen nachgefragt»
Der Rebberg kommt aus drei Gründen mitten in die Parzelle 565 zu liegen: Erstens wegen der Sonne, die an dieser Stelle besonders viel und schön scheint, zweitens, weil hier keine Terrassen nötig sind und drittens, weil an diesem Hang eine Längsbewirtschaftung auch mit Maschinen möglich ist. Die Reben erhalten ein Vorzugsplätzchen.
Die Pflanzen sind bereits bestellt. Dabei war es zunächst gar nicht so einfach, eine Bewilligung zu erhalten. «Eigentlich wird in der Schweiz zu viel Wein angebaut», sagt Heimberg. Weil es sich aber oft um alte Sorten handelt, ist das Pflanzen neuer Sorten durchaus erwünscht. «Wir setzen auf biologische, mehltauresistente Piwi-Sorten», sagt Heimberg. Die pilzwiderstandsfähigen Sorten (Piwi) erlangen in feuchteren Regionen der Deutschschweiz immer grössere Bedeutung. Im Frühling werden die vier Freunde die Reben setzen. «Wir haben uns bereits ein bisschen schlau gemacht», sagt Heimberg, «und bei Winzerkollegen nachgefragt.» Die ersten Flaschen mit dem Niederwiler Tropfen werden aber ohnehin noch ein bisschen auf sich warten lassen.

Heidi Hess

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