Er liess sich 220-mal sein Blut abzapfen

Fr, 12. Feb. 2021

Hansruedi Emmenegger spendet seit der Rekrutenschule Blut. Für ihn ist das ein Akt der Solidarität

Es ist rekordverdächtig. Hansruedi Emmenegger spendete Anfang Februar zum 220. Mal Blut. Noch zwei Jahre kann er weiterspenden. Mit 75 Jahren fällt die Alters-Guillotine.

Seine Arme beweisen seinen regelmässigen Aderlass. Unzählige Einstiche sind zu sehen, als Hansruedi Emmenegger (73) den Ärmel seines schwarzen Pullis hochschiebt. «Meine Arme sehen aus wie die eines Drögelers», sagt er lachend. Das hält ihn nicht davon ab, jeden zweiten Monat im Limmattalspital Blutplasma zu spenden. Zusätzlich geht er viermal im Jahr zur Blutspende. «Pandemie hin oder Corona her, Thrombozyten spenden oder Aderlass sind nicht schwer», sagt er. So leicht wie ihm die Worte über seine Lippen kommen, so leicht fällt ihm auch das Blutspenden. Punkt 16 Uhr erscheint er im Vereinshaus der katholischen Kirche. Der Samariterverein macht den Eintrittscheck. Dazu gehört auch die Blutdruckmessung. Dieser ist schön im grünen Bereich und somit der Weg frei für die Jubiläumsblutspende. Die Samariterin scheint das zu wissen: «Ich sehe, dass Sie ein Jubiläum haben.» Sie gratulierte aber nicht zur 220. Blutspende, sondern zum 25. Mal. Die Lösung ist einfach. Er spendete 25-mal Blut in Mellingen. Die restlichen Spenden sind beim SRK selbst hinterlegt und können vom Samariterverein Mellingen nicht eingesehen werden. So gab es für Emmenegger gleich zwei Blutspendejubiläen zu feiern. Als Geschenk erhielt er, passend zum Wetter, einen Regenschirm.

Blut lässt sich nicht lagern
Nach den Formalitäten geht es in den oberen Stock. Hier sind die Pritschen wegen Corona weiter auseinandergestellt als sonst. Routiniert legt sich Emmenegger auf das blaue Bett. Die Venen werden geprüft und dann die Nadel gesteckt. Kurz darauf werden ihm 450 ml Blut abgenommen. Dazu kommen vier kleine Teströhrchen, was insgesamt knapp einen halben Liter ergibt. Müde oder schwindlig fühlt sich Emmenegger auch nach dem 220. Mal nicht. Gut gelaunt geht es nach zwanzig Minuten zum obligaten Znüni. Ohne Corona nutzen die Blutspender diese Zeit, um sich bei einem Glas Wein und einem Sandwich bestens zu unterhalten. In Corona-Zeiten ist es nach dem Aderlass ruhiger geworden. Gesessen wird am Einzeltisch. Unterhaltung findet mit Distanz statt. Trotzdem sagt Emmenegger: «Das Fleischkäsebrötchen und ‹en Tropfe Wii› schmecken nie so gut wie nach einer Blutspende.» Und damit ist er auch gleich beim Thema, das ihm am Herzen liegt. «Blut legt man nicht einfach in den Keller wie einen guten Bordeaux.» Damit weist er darauf hin, dass Blut nicht synthetisch hergestellt werden kann und auch nicht beliebig gelagert werden kann. Blutkonserven halten gerade einmal 49 Tage, Thrombozyten nur fünf. Danach sind sie für Transfusionen nicht mehr nutzbar. Regelmässige Blutspenden sind daher auch in Corona-Zeiten wichtig.

Angezapft ist Angezapft
Grosse Veränderungen bei der Blutspende hat Emmenegger in all den Jahren nicht bemerkt. Vielleicht seien die Nadeln früher etwas dicker gewesen und die neuen Geräte exakter. «Blutspenden bleibt Blutspenden», sagt er. Er spendet aber zumeist nicht sein Blut, sondern einen Bestandteil daraus, die Thrombozyten (Blutplättchen). Dazu geht er alle zwei Monate in das Limmattalspital. Im Gegensatz zur herkömmlichen Blutspende dauert das Prozedere zwischen zwei und drei Stunden. Das Blut läuft während dieser Zeit über eine Maschine, wo die Blutplättchen herausgefiltert und der Rest wieder in den Körper gepumpt wird. Langweilig wird es ihm dabei nicht. Er unterhält sich mit dem Pflegepersonal oder liest ein Buch. Zwischendurch löst er auch Kreuzworträtsel. Die Thrombozyten werden für schwerstkranke Patienten verwendet. Er will deshalb den Lebenssaft weiterspenden, so lange er kann. Er hat zusammengerechnet, dass er mit 220 Blut- und Thrombozytenspenden circa 110 Liter abgetreten hat. In zwei Jahren ist aber definitiv Schluss. Nach 75 Jahren darf nicht mehr gespendet werden. Langweilig wird es ihm aber auch dann nicht. Bereits jetzt unternimmt er ausgedehnte Spaziergänge mit dem Hund seiner Tochter und macht zwischendurch noch Bauleitungen. Hansruedi Emmenegger war früher Inhaber einer Spezialbaufirma.

Debora Gtatlen

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