GASTKOLUMNE

Fr, 05. Feb. 2021

Die Musikkauffrau Maja Banovic lebt in Niederrohrdorf. Ihre Welt besteht aus Musik, Literatur, Journalismus, Neurowissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Fitnesstraining.

Warum?

Wer schon mal in Gesellschaft von Kindern war, der weiss es: So ein kleiner Mensch stellt eine Menge Fragen, die meist mit «Warum?» beginnen. Anfänglich finden es die meisten noch niedlich, doch ab dem 300. «Warum?» verdrehen die Erwachsenen die Augen und quittieren die natürliche Neugier des Kindes mit einem schnippischen «Darum!».
Im Grunde eine Schande, denn ohne diese Wissbegier würden wir noch immer in den Bäumen leben. Einstein soll über sich selbst gesagt haben, er habe keine besondere Begabung, er sei bloss leidenschaftlich neugierig.
Viele verfallen dem Irrglauben, man müsse sich ab einem bestimmten Punkt im Leben per sofort wie ein Erwachsener benehmen, was auch immer das heissen mag. In die Praxis umgesetzt scheint es zu bedeuten, dass man keine Fragen mehr stellt und die Dinge als gegeben hinnimmt. Eine grauenhafte Vorstellung!
In Platons Höhlengleichnis sitzen die Menschen in der Höhle und haben Angst vor den Schatten an der Wand. Wenn jemand aufstehen und draussen nach der Ursache der Schatten sehen würde, dann aber sicher ein Kind. Von gottgegebenem Forschertrieb angespornt werden Blätter, Hundehaufen und tote Käfer untersucht, denn die wichtigste Frage lautet für Kinder «Warum?». Bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr funktioniert bei ihnen das Gehirn auf den niedrigsten Frequenzen, daher ist in ihrer abstrakten Welt der Weihnachtsmann real.
In den Jahren danach bildet sich der analytische Verstand aus: Das Kind fängt an zu interpretieren und zieht Schlüsse über die Gesetzmässigkeiten seiner Umwelt.
Leider wird bei vielen Kindern diese natürliche Neugier erstickt, sobald man sie dazu auffordert, mit der «nervigen Fragerei» aufzuhören. So werden sie zu angepassten Erwachsenen, die ohnmächtig und deprimiert durch das irdische Jammertal schreiten, alles glauben und nichts hinterfragen.
Erwachsene sagen oft, sie verstünden die Welt nicht mehr.
Ob es daran liegt, dass ihnen das Fragenstellen vor vielen Jahren abgewöhnt wurde? Wir alle sollten wieder öfter Fragen stellen oder einem Kind zuhören. Es ist herrlich erfrischend, den Interpretationen von Kindern zu lauschen, denn man kann durchaus viel von ihnen lernen.
Ich habe einst meinen Sohn dazu aufgefordert, nichts unbesehen zu glauben und alles zu hinterfragen, worauf er mit der einzig richtigen Frage antwortete: «Warum?».

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