GASTKOLUMNE

Di, 09. Feb. 2021

Ruth Humbel aus Birmenstorf vertritt die Mitte seit 2003 im Nationalrat. Sie ist mit Beat Näf verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder. Zu ihren Hobbys gehören nebst Orientierungslaufen, Skifahren und Langlauf.

Frauenpolitik ist Gesellschaftspolitik

50 Jahre Frauenstimmrecht – ein denkwürdiges Jubiläum, das mich an meinen politischen Anfang erinnern lässt. Vor 40 Jahren, am 15. März 1981 wurde ich in den Aargauer Grossen Rat gewählt. Hans Peterhans, der damalige Stadtammann von Mellingen und Wahlkampfleiter der CVP Reusstal-Rohrdorferberg, hatte mich motiviert zu kandidieren. Als einzige Frau sass ich gewissermassen als Listen-Füllerin im zweitletzten Wagen des bewährten Zuges Liste 6 (im Wahlflyer sassen wir in einem symbolisierten Zug).
Zu meiner und aller Überraschung wurde ich mit dem besten Resultat auf der Liste gewählt. Mit vier Kollegen durfte ich fortan unsere Region in Aarau vertreten. Dass meine Wahl bei erfolglosen Spitzenkandidaten keine Freude ausgelöst hat, war verständlich. Im Gegensatz zu ihnen hatte ich keine «Ochsentour» auf Gemeindeebene durchgemacht. Auf der Schwesterliste, der CVP Limmattal, erzielte Heidi Ledergerber als bisherige Grossrätin das beste Resultat. Sie wurde zu meiner Mentorin. Denn einfach war der Einstieg als politisches Greenhorn inmitten gestandener Politiker, welche teilweise meine Väter hätten sein können, nicht. Im 200-köpfigen Grossrat stellte die CVP 50 Mitglieder, 4 davon Frauen. Fraktionsintern galt die Regel, dass in jeder Kommission eine Frau Einsitz nehmen darf. Ich bekam die Gesundheitskommission, was meine berufliche Laufbahn nachhaltig beeinflusst hat. 8 Jahre später waren die drei Sitze der CVP Reusstal-Rohrdorferberg von drei Frauen besetzt, Hedy Zehnder, Marlies Haller und mir.
Mein grosser Respekt gilt den Pionierinnen, die für uns Frauen die politischen Rechte erkämpft haben. Seither ist viel passiert. Mühe habe ich mit aktuellen Forderungen von Aktivistinnen, die Frauen immer noch nur in der Opferrolle, immer als Benachteiligte sehen. Das ist mitnichten so. Mädchen sind in der Schule besser als Knaben, und mehr Frauen schliessen eine Hochschule ab als Männer.
In der Politik haben wir die Gleichstellung erreicht. Interessierte Frauen mit Willen, Engagement und Ausdauer haben für politische Ämter die gleichen Voraussetzungen und Erfolgschancen wie Männer. In der Arbeitswelt gibt es noch Handlungsbedarf: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Verbesserung der beruflichen Vorsorge für Tieflohnbranchen und Teilzeitbeschäftigte sowie eine finanzierbare familienergänzende Kinderbetreuung. Das sind indes gesellschaftspolitische Forderungen, welche nicht auf «Frauenpolitik» reduziert werden dürfen.

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