GASTKOLUMNE

Di, 02. Feb. 2021

Toni Widmer, 1955, Journalist (BT/AZ) im Unruhestand, von, zu und in Sarmenstorf, leidenschaftlicher Camper und Vespa-Fahrer, seit 40 Jahren verheiratet mit Cornelia, zweifacher Vater, Grossvater von drei Mädels, sorgt ab und zu auch mit seinem Saxofon für Lärm.

Deutlich schneller von null auf hundert

Ich bin seit bald eineinhalb Jahren Rentner und – oh Wunder – etwas ruhiger geworden. Früher, als ich noch täglich der Hektik einer grossen Tageszeitungs-Redaktion ausgeliefert war, dauerte es oft nur Sekundenbruchteile, bis ich es von null auf hundert schaffte. Ehemalige Arbeitskolleginnen, -kollegen und Chefs werden das grinsend bestätigen. Heute braucht es etwas mehr, bis ich meine Nerven verliere. Es sei denn, ich habe am Vortag wieder mal vergessen, Milch einzukaufen und muss meinen Morgenkaffee schwarz trinken.
Anders bei meinem Auto, das ich vor einem knappen Jahr gekauft habe. Es hat zwar einen deutlich kleineren Motor als das frühere und auch nicht mehr so viele Pferdestärken. Dennoch schaffe ich es mit meinem 1,6-Liter-Diesel Nissan NV300 heute wesentlich schneller von null auf hundert, als früher mit meinem Nissan Pathfinder mit 2,5-Liter-Dieselaggregat.
Zumindest dann, wenn mein Wohnwagen am Haken hängt. Weil bisher in der Schweiz mit einem Anhänger auch auf den Autobahnen nur maximal 80 km/h erlaubt gewesen sind, konnte ich auf den Fahrten an die Nord- oder Ostsee erst nach dem Autobahndreieck Weil am Rhein richtig auf die Tube drücken. In Deutschland ist mein Gespann seit jeher offiziell für 100 km/h zugelassen. Von Sarmenstorf auf die deutsche Autobahn, beziehungsweise von null auf hundert, habe ich somit bislang knapp über eine Stunde gebraucht.
Seit Neujahr ist alles anders. Denn mittlerweile haben auch die zuständigen Schweizer Behörden erkannt, dass – erstens – die modernen Wohnwagen deutlich besser und sicherer auf der Strasse liegen und – zweitens – mit 80 km/h fahrende Gespanne auf der Autobahn ein stetes Ärgernis für die Lastwagenchauffeure bedeuten. Denn die sind dort mit (mindestens) 86 km/h unterwegs, obwohl sie nur 80 km/h fahren dürften. 86 km/h werden von der Polizei seit Jahren toleriert, habe ich mir von den Profis erklären lassen.
Ich kann nun also auch in der Schweiz mit meinem Wohnwagen auf der Autobahn bis auf 100 km/h beschleunigen, weil dieser die entsprechenden technischen Anforderungen erfüllt. Von null auf hundert dauert es neu noch 15 Minuten. So lange brauche ich bis zur Autobahn in Mägenwil. Und wo liegt jetzt der effektive Nutzen bei einer über 1000 Kilometer langer Reise an Nord- oder Ostsee? Ich gebe es ganz offen zu: Nahe bei null. Aber geil find ich die neue Vorschrift trotzdem.

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