Gendern ja, Gemeindepräsident nein

Di, 09. Feb. 2021

Gendern Sie oder nicht? Der «Reussbote» hat sich bei mehreren Gemeinden in der Region umgehört

Die Badener Grünen wollen den Titel «Gemeindeammann» in «Gemeindepräsident» ändern. Was sagen die Verwaltungen und Gemeindeammänner im Verbreitungsgebiet des «Reussbote» dazu?

Bei den befragten Gemeinden im Verbreitungsgebiet des «Reussbote» ist die Abschaffung des Titels «Gemeindeammann» bisher kein Thema gewesen – obwohl einige schon seit Jahren von einer Frau regiert werden, Birmenstorf beispielsweise seit bald 20 Jahren. Die Ausnahme bildet Wohlenschwil: «Die Änderung des Titels wurde bei uns im Zuge der Einrichtung der neuen Geschäftsverwaltungssoftware kurz thematisiert», sagt Gemeindeschreiber-Stellvertreter Stefan Herzog. «Für Frau Schibli war es jedoch in Ordnung, diese Bezeichnung beizubehalten.» Die Angesprochene ergänzt: «Ich nenne mich Frau Gemeindeammann. Das hat lange Tradition im Aargau und ich bin dafür, diese beizubehalten.»
Frau Gemeindeammann Daniela Widmer aus Bellikon findet den Titel «passend», wenn auch etwas veraltet. «Ich sehe mich als Teil eines Teams, die Bezeichnungen sind mir darum nicht so wichtig. Es gibt wichtigere Themen», sagt sie. Zudem sei Ammann ein eigentümlicher Begriff, der sich von dem eines Vereinspräsidenten oder Kommissionspräsidenten abhebt. Für Ursula Berger, die in Birrhard an der Spitze steht, stimmt der Titel ebenfalls. «Viel wichtiger wäre, dass sich mehr Frauen in den Behörden engagieren», findet sie. «Ich glaube nicht, dass es die Bezeichnung ist, die den Hinderungsgrund darstellt.»
In Stein gemeisselt ist diese Handhabung allerdings nicht überall. Eine Änderung vorstellen könnte man sich in Niederrohrdorf: Sollte eine Frau gewählt werden, dann «schauen wir weiter», so Gemeindeschreiber Claudio Stierli. Und Peter Huber, Gemeindeammann aus Fislisbach, ist persönlich der Meinung, dass die Bezeichnung Gemeindepräsident/-in «zeitgemässer und unmissverständlicher» ist.
Bezüglich geschlechtergerechter Kommunikation versuchen alle befragten Gemeinden, immer Männer und Frauen anzusprechen – Vorschriften dahingehend wurden nicht erlassen. «Wir haben ein Auge darauf, betreiben das aber nicht sektiererisch», beschreibt Stefan Krucker, Gemeindeschreiber aus Birmenstorf, die Regelung seiner Gemeinde. «Bei langen Dokumenten wie beispielsweise einem Protokoll einer Gemeindeversammlung wird manchmal darauf verzichtet», erklärt Gemeindeschreiber Claudio Stierli den Niederrohrdorfer Weg. «Aber ein Hinweis, dass Frauen in der männlichen Form miteingeschlossen sind, wird dann vermerkt.»
Ähnliches gilt auch in Mägenwil. «Bei offiziellen Publikationen achten wir darauf. Wir sprechen Männer und Frauen an oder verwenden, wo es geht, neutrale Formen», sagt Gemeindeschreiber Matthias Däster. «Externe Texte redigieren wir allerdings nicht.» Es gebe schliesslich auch noch weitere Kriterien, die es zu berücksichtigen gelte, gibt Gemeindeschreiberin Jennifer Steinlechner aus Birrhard zu bedenken: «Die Informationen müssen leserlich bleiben.»
Immer häufiger werde in seiner Gemeinde sogar der Genderstern verwendet, so der stellvertretende Gemeindeschreiber Stefan Herzog aus Wohlenschwil – und dies, obwohl das Gemeindeoberhaupt Fan des Generischen Maskulinums ist. «Für mich sind in Wörtern der Mehrzahl wie Teilnehmer, Unternehmer oder Schüler immer Männer und Frauen enthalten», stellt Frau Gemeindeammann Erika Schibli klar.

Stefan Böker

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