Von der Kristallhöhle zum Todestrakt

Di, 02. Feb. 2021

Corona macht kreativ – zwei Freundinnen haben eine Geschichte für Kinder vertont

Dass Radiomoderatorin Marina Fischer thematisch keine Berührungsängste kennt, beweisen ihr Podcast und neu ein Kinderhörspiel. Die Abenteuer der zehnjährigen Lina sollen kleinen Hörerinnen und Hörern Mut machen, an sich selbst zu glauben.

Marina Fischer und Martina Petrig arbeiten beide als Radiomoderatorinnen. Ausserdem stehen sie kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur professionellen Sprecherin. Die Idee, ein Hörspiel für Kinder zu produzieren, sei spontan im Oktober beim Telefonieren entstanden, erzählt die Mittzwanzigerin aus Oberrohrdorf. «Wir dachten, es wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk und zusätzlich eine gute Übung für uns als Sprecherinnen. Ausserdem lieben wir es, Geschichten zu erzählen und unsere Hörerinnen und Hörer in andere Welten eintauchen zu lassen.»

Abenteuer für Tüftlerinnen
Sofort brainstormten die beiden Freundinnen und schrieben zusammen ein Drehbuch. «Linas Kristallhöhle» handelt vom titelgebenden zehnjährigen Mädchen, das bei einem Schlitten-Ausflug eine Kristallhöhle entdeckt. In dieser Höhle steht ein «Wunschomat», eine Erfindung, welche Träume wahr werden lässt. Die Maschine ist jedoch noch nicht ganz fertig gebaut und deswegen muss Lina das Ganze im Geheimen vollenden, mit Hilfe ihres Freundes Joris, und dabei auch einige Hindernisse überwinden. So kommt ihnen bald der nervige Severin in die Quere ...
Normalerweise muss man für die Produktion eines Hörspiels externe Kosten einplanen, etwa für Studiomiete oder Schnitt. Dafür hatten die beiden Autorinnen allerdings kein Budget zur Verfügung. «Als im November das Manuskript fertig war, haben wir das ganze im Homestudio aufgenommen», erzählt Marina Fischer. «Wir haben die Rollenverteilung extra so gewählt, dass wir keine externe Hilfe von Profis benötigten.» Mit drei Stimmen verkörperten sie sieben Charaktere. Fischer verlieh Lina und ihrem Bruder Tim die Stimme. Ihr Freund – der nicht Sprecher ist – spielte die Nebenrolle von Götti Sämi und Severin. Die Mutter, Bruder Noah und Joris wurden von Martina Petrig übernommen. Nicht nur die Stimmaufnahmen, auch die Töne und Effekte konnten sie so selbst produzieren. Geschnitten wurde ebenfalls mit den eigenen Programmen zu Hause. Die Musik komponierte Martina Pertig. Sie malte auch das Coverbild.
Rund 75 Stunden Arbeit stecken im fünfteiligen Hörspiel. Geld verdienen werden die Produzentinnen allerdings nicht damit. Das Hörspiel steht derzeit gratis zur Verfügung auf Spotify, Apple Podcast, Youtube oder Soundcloud. Weitere Staffeln sind geplant. Bis zu drei pro Jahr sollen dazukommen – so viel Spass haben die Aufnahmen gemacht.
Für Marina Fischer war das Ganze zudem eine willkommene Abwechslung von ihrem beruflichen Alltag. «Im Radio ist immer alles strikt auf die Sekunde getaktet, von den Themen bis hin zur Musik», sagt sie. «Hier hatten wir keinen Zeitdruck, wir waren völlig frei in allen Hinsichten. Ein super Corona-Programm also.»
Thematisch sei es schön gewesen, einmal für ein jüngeres Publikum zu produzieren, sagt die Moderatorin bei Radio SRF Virus. Was nicht heisst, dass ihr die Arbeit beim Radio keinen Spass macht. Im Gegenteil: Es ist ihr absoluter Traumjob von Kindesbeinen an. Schon als Achtjährige baute sie sich ein eigenes Studio im Kinderzimmer auf. Der Wunsch, beim Radio zu arbeiten, festigte sich nach einer Schulexkursion zu Radio Argovia. Dennoch absolvierte sie erst eine Ausbildung als Coiffeuse und später ein Studium der Fotografie. Erst danach verfolgte sie wieder ihren ursprünglichen Berufswunsch und konnte nach diversen Praktika in der Radioszene Fuss fassen. Derzeit bildet sie sich weiter und lernt, ihre Stimme gezielt zu gebrauchen, um Kinofilme, Trickfilme, Werbeclips, Radiospots und vieles mehr zu vertonen.
«Man spricht über Gott und die Welt und lacht viel», nennt sie die positiven Seiten ihrer Arbeit. Dass sie davon nicht genug kriegen kann, beweist ihr neuer Podcast. In diesem geht es um ein richtig ernstes Thema: über ihre Brieffreundschaft mit einem zum Tode verurteilten Straftäter aus den USA. «Ich interessiere mich sehr intensiv für andere Menschen, höre gerne zu und bilde mir eine eigene Meinung», sagt sie. «Was nicht heisst, dass ich eine schlimme Tat verharmlose. Für mich ist dieses Projekt eine Horizonterweiterung.»

Stefan Böker

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