«Maskentragen ist kein Weltuntergang»

Fr, 05. Mär. 2021

Auf dem Pausenhof der Primarschule Mellingen wird die Maskenpflicht von den Kindern akzeptiert

Seit zwei Wochen ist in den 5. und 6. Klassen der Primarschule Maskenpflicht. Eine Umfrage in Mellingen zeigt, wie reflektiert, dennoch kritisch die jungen Menschen mit dieser neuen Situation umgehen.

Um Punkt 15.10 Uhr läutet der Pausengong und es dauert nicht lange, bis die Schülerinnen und Schüler der Primarschule an der Bahnhofstrasse auf den Hof strömen. So auch Anna, Alexander, Fabrice, Salome sowie eine fünfte Mitschülerin, die ihren Namen nicht nennen darf. Sie kommen gerade aus dem Französischunterricht. Während ihre «Gspänli» auf dem Schulhof herumtollen und die Sonnenstrahlen des herannahenden Frühlings geniessen, haben sich die fünf aus der 6. Klasse dazu bereit erklärt, von ihren Erfahrungen mit der Maskenpflicht zu erzählen. Die Einverständniserklärungen der Eltern hatte zuvor Felix Burkard, der Schulleiter der Primarschule, eingeholt. Die Eltern der 24 Kinder hatten nichts dagegen, dass die Kinder befragt und auch fotografiert werden dürfen.

Kinder reagieren verständnisvoll
«Es ist jetzt wirklich kein Weltuntergang, eine Maske tragen zu müssen», antwortet die elfjährige Salome auf die Frage, wie ihre Erfahrung mit der neuen Regelung sei. Klar sei es unangenehm. Ohne Maske bekomme sie einfach besser Luft. Aber auf der anderen Seite habe sie auch schon erlebt, wie sie vergass, die Maske abzunehmen. «So schlimm kann es also nicht sein», lautet ihr Fazit.
«Aber wenn wir nicht müssten, dann würden wir die Masken nicht tragen», stellt ihr Mitschüler Alexander klar, der ein Jahr älter ist und einen Kopf grösser. «Wir haben ja keine Wahl.» Vor den Ferien, als es noch freiwillig war, habe er keine getragen. Negatives Feedback habe es deswegen keines gegeben. Nun, nach den langen Monaten, in denen die Pandemie schon um sich greift, sei Maskentragen Normalität geworden. «Wir haben uns daran gewöhnt», sagt er.
Beim Blick über den Schulhof fällt auf, dass alle Kinder draussen eine Maske tragen. Ein Mädchen zieht ihre kurz herunter, um eine Banane zu essen. Andere stehen in grösseren Gruppen herum. Ein Mädchen macht Klimmzüge an einer Stange unter dem Velounterstand. Mehrere Kinder feuern sie an. Auch das ist mit den seit dieser Woche geltenden Corona-Regeln erlaubt. Draussen dürfen sich Gruppen von bis zu 15 Personen aufhalten. Und zum Essen darf man die Masken abziehen.
Von den fünf Befragten hatte allein Anna bereits einen Corona-Fall in ihrer Familie: Ihre Mutter überstand die Infektion jedoch gut. Die Zwölfjährige musste darum einen Test machen. «Unangenehm, aber nicht schlimm», sagt sie darüber. Für den Rest der Gruppe, der erst bei den Massentests in der Schule oder schon zuvor im Kantonsspital getestet wurde, klingt das Fazit ähnlich: «Es wurde einfach ein riesiges Drama daraus gemacht, alle hatten Angst, aber am Ende war es nicht schlimm», sagt beispielsweise Salome.

«Vieles ist auch unsinnig»
Die Masken für die Kinder werden von der Schule ausgegeben, zwei pro Tag und Kind. Im Grunde haben Schülerinnen und Schüler während sechs Stunden am Tag Masken auf. In der Turnhalle oder in der Umkleide gilt die Pflicht aber nicht. «Inkonsequent», findet das Alexander.
«Vieles an den neuen Regeln ist unsinnig», pflichten die anderen bei. Darum haben sie sogar Verständnis für Verweigerer, und, das gibt eine Schülerin zu: «Manchmal ziehen wir sie auch heimlich runter.» Nicht von der Hand zu weisen seien nämlich negative Effekte, die das tägliche Maskentragen mit sich bringen. «Wir werden schneller müde, vor allem nachmittags», sagt das Mädchen. «Das mit dem Atmen sei schon so eine Sache», sagt auch Fabrice. Aber er findet die Maskenpflicht für Kinder richtig, auch wenn es eigentlich darum geht, ältere Menschen zu schützen. Vor allem freut er sich, dass er bald wieder im Team Tischtennis spielen kann. «Mehrere Monate war das nicht mehr erlaubt.»
Daheim sei das Maskentragen kein Aufreger-Thema, sagen alle. «Ich muss wegen meiner Mutter sogar eine in Läden anziehen, obwohl ich erst elf Jahre alt bin», sagt Salome. Und Alexander ergänzt: «Meine Eltern schimpfen über wichtigere Dinge, etwa das Beizensterben. Es wäre schön, wenn Restaurants wieder öffnen dürften.»
Doch alle befragten Kinder stimmen in einer Sache einstimmig überein. «Wir fänden es besser, die Schule ganz zu schliessen, als mit teils komplizierten, teils ineffizienten Massnahmen offen zu lassen.»

Stefan Böker

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