Der mühsame Weg zurück auf die Rennstrecke

Fr, 12. Mär. 2021

Motorsport: Er war Vize-Schweizermeister der Superbike-Klasse. Verletzungen warfen ihn zurück. Jetzt schuftet David Ludin am Comeback

David Ludin war noch vor drei Jahren der Shootingstar in der Schweizer Superbike-Klasse. Er wurde auf Anhieb Vizemeister. Doch der Höhenflug wurde durch Stürze und Verletzungen jäh unterbrochen. Jetzt will es der 32-jährige Niederwiler noch einmal wissen. Ludin schuftet an seinem Comeback.

Halbe Sachen mag er nicht. David Ludin ist in bestem Sinne ein Berserker. Einer der alles von sich abverlangt, und sei es noch so unangenehm oder gar schmerzhaft. Vor zwei Jahren musste er die Saison abrupt abbrechen, weil ihm nach mehreren Stürzen die finanziellen Mittel ausgingen, um sich die Reparaturen und all die anderen Kosten für den Wiederaufbau zu leisten. Für den gelernten Betriebswirtschafter war das eine persönliche Niederlage, an der er lange zu knabbern hatte. Denn er ging nicht nur einmal über seine eigene Schmerzgrenze hinaus. Ludin stieg mit lädierter Schulter auf sein 1000-Kubik starkes Superbike, nur um von diesem erneut abgeworfen zu werden. «Vielleicht habe ich damals, aus Mangel an Erfahrung, zu viel gewollt», sagt er heute im Rückblick. Vielleicht wurde er aber auch Opfer seiner eigenen Grundgeschwindigkeit. Denn als Ludin im reifen Alter von 28 Jahren ins Renngeschehen eingriff, war er von Anfang an schnell. Das hat man oder man hat es eben nicht. Aber es fehlte ihm letztlich die Erfahrung. Der Ehrgeiz, schnell ganz an die Spitze vorzustossen, wurde ihm möglicherweise zum Verhängnis. «Daraus habe ich meine Lehren gezogen», sagt Ludin. So wie es damals passiert ist, will ich meine Rennfahrer-Karriere auf jeden Fall nicht beenden. Die Covid-19-Einschränkungen hinderten ihn allerdings im letzten Jahr, nochmals anzugreifen. Letztlich war sein Verlangen, es allen nochmals zu zeigen stärker, als die Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten. David Ludin startet seinen Comeback-Versuch mit einem glasklaren Zweijahresplan. Erst will er wieder seine frühere Rennreife erlangen. Dazu muss er topfit sein. Denn mit seinen 1,92 Meter Körpergrösse hat er ohnehin einen Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Den will er durch Fitness und technische Fertigkeiten auf dem «Töff» wettmachen. Als Nachwehen früherer Stürze musste sich der einstige Fussballer beim FC Niederwil kürzlich zwei Schulteroperationen unterziehen. Ein Infekt in der Schulter zwang ihn hinterher zur Einnahme von Antibiotika. Nun hat er sich mit Beny Treier einen professionellen Personalcoach an Bord geholt. Treier betreibt unter dem Namen «BT Coaching» in Muotathal und Othmarsingen zwei moderne Fitnesszentren. Mit einem Personalcoach an seiner Seite, will Ludin jene Fitness wieder herstellen, die ihn einst so stark gemacht hatte.

Gezielter Aufbau auf nächste Saison
Das Jahr 2021 steht bei Ludin ganz im Zeichen des Wiederaufbaus. Das heisst tägliches Aufbautraining unter Anleitung des Fitnesscoaches. Der Einstieg in eine Meisterschaft hat Ludin erst auf die Saison 2022 ins Auge gefasst. Bis dahin will er so oft wie möglich auf Rennstrecken in Frankreich, Spanien und Italien trainieren. Das Training ist gespickt mit Terminen. Am 13. April fährt er mit einem Mechaniker für das erste Training an die Rennstrecke nach Dijon. Im Juni will der Niederwiler, der heute in Othmarsingen wohnt, in Brünn an einem internationalen Amateur-Rennen teilnehmen. Dort will ich mich wieder an das höchste Rennniveau annähern. Ludin hofft, bis dahin bis zu 90 Prozent fit zu sein. Dabei gilt die Devise «Stürzen verboten». Im Juli ist ein dreitägiges Training in Ungarn vorgesehen. Und im September will sich Ludin erneut mit den besten Amateurfahrern Europas in Mugello (Italien) messen. Das Ziel ist klar: «Ich will das Feeling für die Rennen zurückgewinnen und zu alter Stärke zurückfinden.»

Meisterschaft erst wieder 2022
Im Herbst folgen weitere Trainings in Spanien. Ab Oktober beginnt die Planung für die Saison 2022. «An welcher Meisterschaft er teilnehmen will, steht noch nicht fest. Es kann sein, dass Ludin wieder an den Rennen der Schweizer Meisterschaft teilnimmt. Es kann aber auch eine andere Meisterschaft in einem anderen Land wie Deutschland oder Italien sein.» «Egal an welcher Meisterschaft ich starten werde: Ich will dann voll fit und konkurrenzfähig sein.» Ludin will sich dabei, wie schon vor drei Jahren, mit dem Niederwiler ASR Racingteam von Adi Schwegler zusammentun. Und er hofft, dass er noch einige Jahre im Rennzirkus dabei sein kann.
Einen gewichtigen Sponsor hat er bereits. Es ist sein Onkel, Andi Ludin, Inhaber eines Augenoptiker-Geschäftes in Muri.

Beat Gomes

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