Eigentümer holen sich Rechtsbeistand

Fr, 12. Mär. 2021

Es fehlte der Wasseranschluss, Storen und Fenster müssen nach deren Einbau ersetzt werden

Sie teilen sich die Häuser und lachen zusammen. In den letzten Monaten aber war auf der Baustelle ihrer Häuser so vieles falsch gelaufen, dass sich die Hauseigentümer jetzt rechtliche Hilfe geholt haben.

Sie hätten sich voll Vertrauen an dieses Unternehmen, das die Häuser zu einem attraktiven Preis angeboten hatte und auf seiner Webseite mit «langjähriger Erfahrung» wirbt, gewandt, sagen die Eigentümer. Das Projekt habe ihnen gefallen. Sie hätten den Bauvertrag unterzeichnet und seien davon ausgegangen, dass alles rund laufe. Schlüsselfertige Übergabe sei ihnen versprochen worden, sagt D.*. Das war 2017. «Unsere Erwartungshaltung an ein Bauprojekt in der Schweiz war eigentlich hoch», sagen die Familien. Von Anfang an hätten sie aber sehr viel investieren müssen. Zunächst viel Zeit: Alle Eigentümer, der insgesamt fünf Parteien, seien sozusagen täglich auf der Baustelle gewesen, um die Arbeiten zu kontrollieren. Nach wie vor investieren alle viel Geld. Die Nachbarinnen sagen heute: «Wir sind wahnsinnig enttäuscht.» Es sei sehr viel falsch gelaufen. Das bestätigt ein weiterer Eigentümer. Sie fühlten sich, sagen sie, vom Architekten betrogen.

Zusammenhalt wegen Problemen
Jetzt stehen die Nachbarn vor ihren Häusern, sie reden, sie lachen. Sie hätten es gut miteinander, sagen sie. Die Probleme rund um den Hausbau hätten die Familien zusammengeschweisst. Noch ist nicht alles ausgestanden. Der Hang an der Lenzburgerstrasse muss noch bepflanzt werden. Weitere Baustellen sind noch offen und die Eigentümer müssen weiterhin tief ins Portemonnaie greifen. Inzwischen haben sie einen Rechtsanwalt engagiert und werden gegen Swiss Architektur prozessieren.

Wie die Odyssee begann
Aber der Reihe nach: Das Land und die beiden Häuser an der Lenzburgerstrasse sind seit 2017 im Besitz der fünf Eigentümerparteien. Damals hatten sie den Bauvertrag unterzeichnet und ihre Hausteile gekauft. Gut eineinhalb Jahre habe es gedauert, sagt D.*, bis die Baupläne und das Baugesuch bewilligungsfähig gewesen seien. Mit dem Hausbau wurde schliesslich im Januar 2019 begonnen.
Im Herbst des gleichen Jahres hatte Swiss Architektur angekündigt, dass die Häuser auf Weihnachten 2019 bezugsbereit seien. Familie D.* hatte daraufhin ihre Wohnung auf Ende Jahr gekündigt. Zu früh, wie sich im Nachhinein herausstellte. Ins neue Haus einziehen, konnten sie nicht. Die Familie stand auf der Strasse. Die Möbel hätten sie einlagern müssen, sagt D. *. Sie wohnten in der Folge bei Kollegen, fanden für zwei Monate auch eine möblierte Wohnung – auf eigene Rechnung. Im Mai 2020 schliesslich konnten sie ihren Hausteil beziehen. Beendet war die Odyssee damit aber nicht.

Inzwischen funktioniert Kanalisation
War ein Mangel behoben – in der Regel auf Kosten der Eigentümer – tauchte das nächste Problem auf. Im Frühling 2020 hatte sich herausgestellt, dass überall Anschlüsse für Wasser und Kanalisation fehlten. Jede Partei sollte deshalb 15 000 Franken nachzahlen, insgesamt 75 000 Franken, sagt D.*, um die Häuser mit Wasser zu versorgen, so der Plan von Architekt L.*.Hatten die Eigentümer eine Wahl? Inzwischen funktionieren die Anschlüsse für Wasser und Kanalisation.
Gespart hat das Unternehmen Swiss Architektur auch bei den Fenstern. Sie sind von so mangelhafter Qualität, dass sie kaum installiert, bereits ersetzt werden müssen; Hohlräume für Storen an den Fenstern sind zwar vorhanden, die Storen selber aber fehlen. Auch die Storen hätten sie nun selber bezahlt, sagen die Eigentümer. «Wir haben ein ganzes Jahr auf der Baustelle verbracht, um die Arbeiten der Handwerker zu überprüfen», sagt S.*. Die Häuser seien dank ihrer permanenten Aufsicht und Nachkontrolle letztlich gut gebaut worden: «Mit dem Resultat im Inneren des Hauses sind wir heute sehr zufrieden.»
Sie hätten schliesslich auch, nach Beseitigung aller Mängel, einen Sachverständigen des Hauseigentümerverbands beigezogen, um die Qualität der Häuser prüfen zu lassen.

Eigentümer und Arbeiter betrogen
Swiss Architektur wisse genau, lautet der Vorwurf der Eigentümer an den Architekten, wie es mit seinen Aufträgen zu den günstigsten Anbietern gelange. Es seien durch Architekt und Bauleitung immer wieder ungelernte Arbeiter beauftragt worden, die kaum Deutsch verstehen würden. Günstiges Baumaterial sei importiert und verwendet worden. Von baupolizeilicher Seite sei ihnen denn auch bestätigt worden, sagt S.*, dass die Behörden zunehmend mit solchen Problemen konfrontiert würden.
Zu den Geprellten zählen nicht nur die Hauseigentümer, welche gegen die betrügerischen Machenschaften von Swiss Architektur nun auch rechtlich vorgehen wollen. Betrogen worden seien auch zahlreiche Handwerker. Längst nicht alle hätten den Lohn für ihre Arbeit erhalten, sagt S.*. Sie sagt auch, dass die meisten Handwerker nie mehr mit Swiss Architektur zusammen arbeiten wollten.
Swiss Architektur hält fest: «Eine Erschwernis ist die Zahlungsmoral der Bauherrschaften, welche vor Einzug die vollständige Bezahlung laut Werkvertrag hätten bringen müssen, was bis heute nicht stattgefunden hat.»

Heidi Hess

*Namen der Redaktion bekannt

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Niederrohrdorf - Abteilung nächste Woche nicht besetzt

Die Bevölkerung wird um Kenntnisnahme gebeten, dass die Abteilung Planung und Bau aufgrund der Abwesenheit sowohl des Leiters Abteilung Planung und Bau sowie dessen Stellvertretung in den Schul-Sommerferien vom 25. bis 29. Juli während einer Woche nicht besetzt ist. Der Gemeinderat und die Verwaltungsleitung bitten um Verständnis. (gk)