GASTKOLUMNE

Di, 02. Mär. 2021

Saskia Iten studierte Journalismus an der Schule für angewandte Linguistik in Zürich und arbeitete als Journalistin beim «Reussbote». Heute ist sie Mitgründerin eines Start-ups, das seit 2018 mit über 35 Künstlern schweizweit «Artnights» organisiert.

Nichts tun wäre profitabler

Seit Corona hat sich mein Alltag als Jungunternehmerin komplett gewandelt. Mein Mitgründer und ich haben noch nie so viele Paragrafen durchgeackert wie im letzten Jahr. Ganz neu waren Themen wie Schutzkonzepte, Kurzarbeitsentschädigung, Maskenpflicht und Homeoffice: zwischenzeitlich sind sie Alltag geworden. Wir haben viel gelernt. Für Behördensprache könnten wir bald ein Wörterbuch verfassen: «Wenn, dann, aber, ausgenommen». Selbst nach einem Jahr fällt es schwer, die Wörter richtig zu deuten – sie treten in allen möglichen Zusammenhängen auf.
Dank dem neuen Bundesratsbeschluss gelangen nebst KMU auch Grossunternehmen einfacher zu Härtefallhilfe. Das ist notwendig, um den wirtschaftlichen Schaden einzudämmen. Doch was passiert mit Jungunternehmen? Härtefall-Anspruch wird anhand von Umsätzen aus den vergangenen fünf Jahren bemessen. Sprich: Betriebe, die keine langjährigen Vergleichswerte ausweisen können oder vor Corona ein starkes Wachstum aufwiesen, sind anspruchslos.
Wir sind nur eines von vielen betroffenen Jungunternehmen. Vor Corona nahm unser Geschäftsmodell Fahrt auf, nichtsahnend, dass es mit voller Geschwindigkeit gegen eine Wand prallen würde. Wir schätzen uns dennoch glücklich: Nach dem Lockdown konnten wir unser Geschäftsmodell innerhalb von wenigen Tagen auf Online umstellen. Unsere Künstler leiten seither Gäste aus der ganzen Schweiz via Livestream zum eigenen Kunstwerk. Das Angebot ist beliebt, doch um ehrlich zu sein: Ertrag und Aufwand sind mit dem früheren Angebot nicht vergleichbar. Vom Eventveranstalter zum Online-Handel: Ein solcher Wechsel bedeutet erst einmal Investition. Umsatz und Gewinn nehmen nicht gleichermassen zu.
Fazit nach einem Jahr Covid, nach Paragrafen wälzen und bürokratischen Abklärungen? Ohne Online-Angebot wären wir profitabler. Oft wurde ich gefragt: Warum tut ihr euch das an? Ganz einfach: Wir lieben, was wir tun. Mitgestalten, wirtschaften, Lösungen suchen und Menschen glücklich machen. Die Frage aus meinem Umfeld zeigt aber: Der staatliche Anreiz, nichts zu tun, ist grösser, als aktiv zu werden. Das darf meiner Meinung nach nicht sein. Jungunternehmen sind die Wirtschaft der Zukunft – sie sind es wert, in die Covid-Überbrückungsstrategie integriert zu werden.

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Gegen den Favoriten lag nicht mehr drin

Team Argovia verliert die Halbfinalspiele gegen Trogen Speicher mit 2:6 und 2:3

Gegen den Favoriten aus St. Gallen hätte für einen Sieg alles perfekt laufen müssen. Dabei spiegelt die deutliche 2:6- und 2:3-Niederlage den knappen Ausgang der einzelnen Spiele nicht wieder. Diese waren teilweise sehr umkämpft – mit dem besseren Ende für den BC Trogen Speicher. Der Auftakt in die Heimbegegnung glückte am Samstag: Beide Herrendoppel wurden gewonnen. Leider blieb…