Neues Angebot: «Mühli» wird zur Camperbeiz

Fr, 12. Mär. 2021

Restaurant Mühle bietet während dem Lockdown «Caravan Dinner» an. Zeitweise stehen bis zu sechs Camper auf dem Parkplatz

Er hat das Traditionsrestaurant Mühle just vor Corona als Pächter übernommen. Wahrlich kein guter Zeitpunkt. Pächter Deny Zurbuchen lässt sich nicht entmutigen. Nebst dem Takeaway bietet er nun einen in der Region einzigartigen Service an.

Es fällt auf. Auf dem Parkplatz des Restaurants stehen mehrere Wohnmobile. Fast könnte man glauben, dass Pächter Deny Zurbuchen ins Camper-Business gewechselt hat. Nicht ganz. Während des Lockdowns hat er sich eine weitere Möglichkeit geschaffen, um den Betrieb am Leben zu erhalten. «Ein guter Freund erzählte mir, dass in Deutschland einige Restaurants Camper-Dinner anboten», sagt Zurbuchen. Und das war eine Erfolgsgeschichte. Er musste nicht lange überlegen und machte Nägel mit Köpfen. Das Wohnmobil des Freundes wurde auf den Parkplatz vor dem Restaurant fotografiert. Das Foto schickte er an Wohnmobilland Schweiz. Der Verein betreibt eine Webseite, auf der Restaurants aufgeschaltet sind, die Wohnmobil-Dinners anbieten.

Ein wenig Normalität geniessen
Seit Corona erlebt das Caravaning einen regelrechten Boom. Das Reisen in den eigenen vier Wänden ist trotz der Pandemie möglich. Viele nutzten fast jedes Wochenende die Möglichkeit, mit ihrem rollenden Feriendomizil unterwegs zu sein. Im Trend als Stellplatz sind nicht nur offizielle Campingplätze, sondern auch Bauernhöfe und neu auch Restaurants, die über grosse Parkplätze verfügen. Die Voraussetzung beim Restaurant Mühle in Wohlenschwil ist ideal. Kaum auf der Homepage aufgeschaltet, gingen erste Buchungen ein. Kamen am Anfang zwischen zwei und drei Wohnmobile pro Tag, sind es inzwischen bis zu sechs Stück. Sie nutzen das Angebot nicht nur vor idyllischer Kulisse zu campen, sondern lassen sich vor allem auch kulinarisch verwöhnen. Das Servicepersonal serviert direkt ins Wohnmobil. Und das mit Besteck und Geschirr aus dem Restaurant. Ein so genossenes «Privatdinner» lässt fast vergessen, dass die meisten Restaurants noch immer geschlossen sind. Die Nutzer des Angebots kommen aus der ganzen Schweiz. «Es gibt auch solche aus der Region, die ein Wohnmobil besitzen und so einen Restaurantbesuch machen können», sagt Zurbuchen. «Wir hatten vor Kurzem Gäste aus Mellingen.» Theoretisch kann auch im Auto gegessen werden. Ein Kunde war erfinderisch und stellte eine Festbank in einen Lieferwagen und liess sich das Menü auf dem Parkplatz servieren. Für Nutzer des Camper-Dinners ist das Parken und die Benutzung der Toiletten gratis. Es steht auch ein Stromanschluss zur Verfügung, um ältere Camper zu beheizen. Nebst dem Mittagsmenü können die Gäste aus der Speise- und Getränkekarte auswählen.

Take-away und Lieferdienst
Nicht nur das Wohnmobil-Dinner läuft beim Restaurant Mühle gut. «Der Take-away und der Lieferdienst läuft sehr gut», sagt Zurbuchen. «Wir sind froh, dass wir eine treue Kundschaft haben.» Das Geschäft laufe aber nicht so profitabel, wie vor Corona. Trotzdem sei es gut, das Restaurant so weiterbetreiben zu können. Damit könne man bei den Gästen in Erinnerung bleiben und die Angestellten weiterbeschäftigen. Reich werde er damit nicht. Über die Runden komme er, da er von seinen privaten Rücklagen zehre und die Besitzerin mit der Pacht während der Corona-Zeit entgegenkomme. Entschädigungszahlungen des Bundes und des Kantons seien noch keine geflossen. Wichtig ist Zurbuchen, dass alle Speisen wie bisher in hoher Qualität gekocht werden. Er selbst liefert die Speisen aus, wenn Bestellungen hereinkommen. So auch an Arbeiter, die auf Baustellen in der Region arbeiten. Ab fünf Menüs ist die Lieferung gratis. Das Restaurant für Bauarbeiter aufzumachen, rentiere sich nicht. Da hätte früher mit der Aktion gestartet werden müssen. Zurbuchen hofft, dass er die Mühli bald wieder öffnen und er endlich wieder Gäste begrüssen kann. Dafür wird bereits ein zusätzlicher Jungkoch gesucht.

Debora Gattlen 

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