Raus mit Kirschlorbeer, Platz für die Pimpernuss

Di, 16. Mär. 2021

«Achtung Neophyten!» – mit diesem Projekt will die Gemeinde die Bevölkerung auf gebietsfremde Pflanzen sensibilisieren

Die Natur- und Umweltkommission will Berufkraut, Goldrute, Springkraut oder Kirschlorbeer an die Wurzeln. Warum aber sollen diese Neophyten entfernt werden? – Das zeigt ein Besuch auf dem Friedhof.

Andy Jenni, Gärtnermeister, Friedhofgärtner und Mitglied der Mellinger Natur- und Umweltkommission hat bereits zahlreiche Kirschlorbeersträucher auf dem Friedhof ausgerissen. Soeben geht es dem nächsten an die Wurzeln. Jenni sägt Äste an, setzt sich dann in einen kleinen Bagger und reisst Ast um Ast aus, am Schluss die Wurzeln. Nichts soll in der Erde bleiben.
Der aus Asien stammende Kirschlorbeer ist für einheimische Tiere nahezu wertlos: Viel Schatten und dichtes Blattwerk unterdrücken das Wachstum einheimischer Pflanzen, unter anderem Frühjahrsblüher wie Maiglöckchen, Bärlauch oder Scharbockskraut. Genau deshalb aber ist der Kirschlorbeer als Heckenpflanze und Sichtschutz in Gärten beliebt. Auch in Mellingen. Jenni sagt, dass der Friedhof, als er vor 40 Jahren angelegt worden war, konventionell bepflanzt wurde: «Grün im Sommer und im Winter, unter anderem mit Kirschlorbeer.» Im Friedhof wachsen sowohl der breitblättrige (kaukasische) als auch der schmalblättrige Kirschlorbeer, wobei sich letzterer weniger aggressiv ausbreitet. Im Friedhof aber werden beide entfernt. Und korrekt entsorgt. «Sie müssen unbedingt», betont Jenni, «im Kehricht verbrannt werden oder gehäckselt in einer Holzschnitzelheizung.» Wird Kirschlorbeer hingegen im Wald deponiert, breitet er sich dort ungehemmt weiter aus.
Im Friedhof wird der Kirschlorbeer durch einheimische Sträucher ersetzt, Schwarzdorn, Schneeball, Pfaffenhütchen, auch Eibe, Geissblatt oder Stechpalme. Jenni hat sich an dieser Stelle für die weiss blühende Pimpernuss und die Strauchkronwicke mit gelben Blüten entschieden. «Sie sind weniger bekannt und daher seltener.»
Jetzt greifen auch die anderen Mitglieder der Mellinger Natur- und Umweltkommission, Gemeinderat Roger Fessler, Thomas Lang und Dani Meier zu Spaten und Giesskanne, graben drei Löcher in die Erde, setzen die jungen Sträucher hinein und überschütten sie mit viel Wasser. Zwar ist Regen prophezeit, Gärtnermeister Jenni aber betont: «Immer angiessen, die Pflanzen dürfen nahezu schwimmen.»
Mit dem Entfernen des Kirschlorbeers auf dem Friedhof wurde die Mellinger Kampagne «Achtung Neophyten!» lanciert, initiiert hat sie die Natur- und Umweltkommission. Sie will für die Neophyten-Problematik sensibilisieren und mit weiteren Aktionen (siehe Kasten) auch die Mellinger Bevölkerung zum Mitmachen bewegen.

Heidi Hess


Geplante Aktionen

9. April, «Einheimische Sträucher statt Kirschlorbeer!»: Kirschlorbeer im Garten ausgraben und gratis gegen Schwarzdorn, Schneeball oder Pfaffenhütchen eintauschen (Voranmeldung bis 31. März: werkhof@mellingen.ch).
8. Mai, «Weg mit dem Berufkraut!»: Aktionstag für alle. red.

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