«Ich habe die Situation unterschätzt»

Fr, 23. Apr. 2021

Corona im Rathaus – Vorwürfe gegen Gemeinderätin Györgyi Schaeffer. Sie entschuldigt sich und sagt:

Corona im Rathaus in Mellingen. Der Gemeinderat war letzte Woche in Quarantäne. In anonymen Mails wurde moniert, dass Gemeinderätin Györgyi Schaeffer ihre Ansteckung zu spät gemeldet hätte. Györgyi Schaeffer entschuldigt sich.

An der Gemeinderatssitzung vom 12. April fühlte ich mich gesund», sagt Gemeinderätin Györgyi Schaeffer. «Ich wäre sicherlich nicht mit Symptomen an die Sitzung gegangen. Vor allem auch wegen Gemeinderatskollege Beat Gomes, der sich zurzeit einer Chemotherapie unterzieht. «Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich den Gemeinderat in Schwierigkeiten gebracht habe, weil ich die Situation unterschätzt habe.» Bereits kursierten in Mellingen anonyme Mails, auch Radio Argovia veröffentlichte einen Beitrag über den Coronafall im Gemeinderat. Der ganze Gemeinderat sei in Quarantäne und mehrere Mitglieder hätten sich bei Schaeffer angesteckt. Sie hätte den Gemeinderat erst zwei Tage nach Auftreten der ersten Symptome informiert, hiess es. Der «Reussbote» fragte bei Schaeffer letzten Freitag nach.

Selbsttest und PCR-Test positiv
«Ich verspürte am Dienstag lediglich eine leichte Müdigkeit», sagt Györgyi Schaeffer. «Gegen Abend kam eine leicht erhöhte Körpertemperatur hinzu. Am Mittwoch stieg das Fieber und es kam ein leichtes Kratzen im Hals hinzu. Eine Freundin, die mich anrief, bot mir einen von ihren Selbsttests an, da sie in den Apotheken vergriffen seien.» Schaeffers Mann holte darauf den Test kontaktlos ab. Der am Abend gemachte Test zeigte ein positives Resultat an. Inzwischen hatte Schaeffer hohes Fieber. Sie fühlte sich ausserstande für einen PCR-Test noch nach Baden in ein Testzentrum zu fahren. Am Morgen darauf informierte sie ihre Gemeinderatskollegen. «Ich war auf dem Weg in die Apotheke, um ein Rezept einzulösen», sagt Gemeinderat Beat Gomes. Wegen seinen Vorerkrankungen war er beunruhigt. In der Apotheke nahm er deshalb ebenfalls Selbsttests mit. Die Apothekerin wies ihn darauf hin, dass er sich sofort in Quarantäne begeben soll. Dem Aufruf leistete er unverzüglich folge. Auch der restliche Gemeinderat, inklusive Gemeindeschreiber, begaben sich in Quarantäne. Gemeinderat Roger Fessler machte einen PCR-Test, der restliche Gemeinderat und der Gemeindeschreiber einen Selbsttest. Alle Tests waren negativ. Die Meldung in den Medien, dass sich zwei Gemeinderäte infiziert hätten, stimmt nicht. «Beim zweiten Covid-Fall handelt es sich um Bauverwalter Emanuele Soldati und nicht um ein Gemeinderatsmitglied», sagt Gretener.

Massnahmen werden eingehalten
«Wir halten die Abstandsregeln und Hygienemassnahmen an den Gemeinderatssitzungen ein», sagt der Mellinger Gemeindeammann. Die Sitzungen würden zwar physisch abgehalten, aber mit grossem Abstand zwischen den Gemeinderäten und im grossen Sitzungszimmer im Rathaus. Jede halbe Stunde werde zudem eine Stosslüftung durchgeführt. Das Gerücht, dass der grösste Teil des Gemeinderats positiv auf Corona getestet wurde, stimme definitiv nicht. Fakt ist, Györgyi Schaeffer hat sich mit dem Virus infiziert. Der am Donnerstag durchgeführte PCR-Test brachte am Freitag die Bestätigung des Selbsttests. «Wir sind froh, dass beim restlichen Gemeinderat und beim Gemeindeschreiber die Tests negativ ausfielen», so Gretener. «Das zeigt, dass wir uns vorsichtig verhalten und unser Schutzkonzept greift.»

Györgyi Schaeffer fühlt sich krank
Inzwischen weiss Schaeffer, wo sie sich angesteckt hat. Sie feierte am Sonntag vor einer Woche im engsten Familienkreis, mit ihrem Bruder und ihren Eltern, ihren 50. Geburtstag. Der Bruder machte am Donnerstag einen Corona-Test. Er teilte ihr am Freitag mit, dass er positiv sei. Dies noch bevor das Contact Tracing (Conti) die SMS versandte. Ausser ihrer Geburtstagsfeier hat Schaeffer seit der Pandemie ihre privaten Kontakte heruntergefahren, ihr Mann arbeitet seit über einem Jahr im Homeoffice. Schaeffer gesteht ein, dass sie schneller hätte reagieren müssen. Sie ging jedoch zu Beginn der Symptome von einer Erkältung aus. Mit einem schnelleren Test hätte die Quarantäne für die Gemeinderatskollegen wohl früher begonnen. Die Quarantäne wurde am Samstag kurz nach 17 Uhr vom Conti aufgehoben, da das Schutzkonzept an der Gemeinderatssitzung eingehalten worden war. «Wir sind vorsorglich in Quarantäne gegangen», sagt Gretener.

Andere Gemeinden blieben verschont
Der «Reussbote» fragte bei den Gemeindeammännern der Region nach, wie die Sitzungen abgehalten werden und ob es Erkrankungen im Gemeinderat gab. Bis anhin blieben alle verschont. Die meisten halten ihre Sitzungen nach wie vor physisch, einige zusätzlich mit Maskenpflicht, ab. In Stetten ist ein Gemeinderat auf Zoom zugeschaltet. In Niederwil und Remetschwil finden die Gemeinderatssitzungen mehrheitlich online statt. In Wohlenschwil je nach Geschäft online oder physisch.

Debora Gattlen

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