Eine Aufwertung für Natur und Mensch

Fr, 16. Apr. 2021

Letzten Freitag wurden die ersten Hochstammobstbäume im «Oberhard» gepflanzt

140 Hochstammobstbäume werden in den nächsten drei Jahren auf 1,7 Hektaren Land im «Oberhard» gepflanzt. Sie sind Bestandteil einer Erlebniskette, die einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden soll. Eine runde Sache für Mensch und Natur.

Der Obstwald Oberhard soll zum Natur- und Erholungsort werden», sagt Christoph Schoop, Gründer des Vereins Obstwald Club und Inhaber der Christoph Schoop Gruppe beim Spatenstich. «Unser Ziel soll stets die Sensibilisierung und der Schutz für aussergewöhnliche Hochstamm-Obstbaumsorten sein.» Gerade in der aktuellen Situation sei es zentral, lokale und nachhaltige Wertschöpfungsketten und Traditionen zu erhalten und zu stärken. Mit dem Obstwald werde nun diese Vision in die Realität umgesetzt. Letzten Freitag blieb es aber nicht nur bei eindrücklichen Worten, sondern es folgten auch Taten. Anwesende Göttis und Gottis von Hochstammbäumen legten gleich selbst Hand an. Dass solche Aktionen auch Kindern Spass machen, zeigte sich am Beispiel von Klein-Götti Amir. Mit Feuereifer sorgte er dafür, dass sein Obstbaum frischen Humus bekam. Schaufel um Schaufel schippte er in das mit Gittern ausgelegte Pflanzloch. Das Gitter hält Wühlmäuse davon ab, die Wurzeln des Baumes anzuknabbern. Zum Schluss goss Amir seinen Baum mit der Spritzkanne an und befestigte einen von ihm gebastelten Apfel mit seinem Namen am Baum.

Projekt auf verschiedenen Ebenen
Auf der 1,7 Hektaren grossen Landparzelle will der Obstwald Club einen Beitrag zum nachhaltigen Schutz von einzigartigen Hochstamm-Obstsorten leisten. Die Bäume stammen von der Toni Suter Baumschule. Inhaber Toni Suter war mit einem Team vor Ort und sorgte dafür, dass die 43 Bäume für die erste Etappe richtig gepflanzt wurden. «Alte Hochstammsorten leisten einen wertvollen Beitrag für Flora und Fauna», sagt er. Die Zucht von Hochstammbäumen ist Suters Passion. Er verrät, dass es im neuen Obstbaumwald auch lokale und alte Hochstammsorten wie die Schweizer Bratbirne gibt. Die Bratbirne wurde 2020 von «Fructus» zur Schweizer Obstsorte des Jahres gewählt. Nebst Birnbäumen werden im Obstwald auch Apfel-, Quitten-, Mirabellen- und Zwetschgen-Hochstammbäume gepflanzt. Danebst auch Eichen, Nussbäume und Edelkastanien. «Die Edelkastanie ist seit Hunderten von Jahren in der Innerschweiz heimisch», sagt Suter. Es gebe am Vierwaldstättersee ein Dorf, das Kastanienbaum heisse. In den nächsten drei bis vier Jahren werden alle der insgesamt 140 Hochstammobstbäume des Obstwalds gepflanzt sein. Entstehen wird ein Hochstammbaum-Paradies. Die Bäume sollen aber nicht nur Früchte liefern, sondern vor allem auch die biologische Artenvielfalt und die Kulturlandschaft der Schweiz beleben. Zwischen den Obstbäumen wird es zusätzlich Naturwiesen geben.

Erlebnis für Jung und Alt
Vor einem Jahr hat Christoph Schoop die Parzelle samt Bauernhof im «Oberhard» gekauft. Von Kindesbeinen an verbrachte er in Birmenstorf viel Zeit im elterlichen Ferienhäuschen an der Reuss. Das Dorf liegt dem Badener Immobilienunternehmer am Herzen. Mit dem Obstwaldprojekt will er ein ganzheitliches Erlebnis für Jung und Alt bieten. Dem interessierten Publikum soll ermöglicht werden, von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zur gastronomischen Inszenierung an der gesamten Wertschöpfung teilzuhaben. Süssmost, sortenreine Spirituosen oder auch Konfitüren sollen später mit den Früchten produziert werden. «Die älteren Birmenstorfer erinnern sich daran, dass es früher im Dorf viele Hochstammobstbäume gab», sagt Vizeammann Urs Rothlin. «Der Gemeinderat freut sich, dass das Gebiet Oberhard mit Hochstammobstbäumen aufgewertet wird und der Verein auch die Marke ‹Birmo› wiederbelebt.» Das «Bitterwasser» wurde bis in die 70er-Jahre im Dorf produziert. Noch in diesem Jahr soll unter der Marke «Birmo» ein Mineralwasser mit verschiedenen Geschmacksrichtungen produziert werden. Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau, war beim Spatenstich ebenfalls anwesend. Er sagt: «Das Projekt ist eine Bereicherung für die Kulturlandschaft. Die Hochstammbäume leisten einen wichtigen Beitrag für das lokale Klima und die Biodiversität.» Das Projekt sei im Aargau wegweisend. Betsche hofft, dass viele Private zu Nachahmern werden. Man müsse nicht 140 Bäume pflanzen, um einen Beitrag für die Natur zu leisten. Bereits ein einziger gepflanzter Baum sei wertvoll.

Debora Gattlen

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