Emil muss lange auf sein Frauchen warten

Fr, 30. Apr. 2021

Wasserspringen: Letzten Montag nahm Michelle Heimberg Abschied von zu Hause. Sie flog für drei Wochen zur Olympiaqualifikation nach Japan

Wenn Michelle Heimberg zum Flughafen fährt, muss sich Emil in Geduld üben bis sein Frauchen wieder nach Hause kommt. Diesmal muss der portugiesische Wasserhund drei Wochen lang auf die Rückkehr warten. Nach der Olympiaqualifikation in Tokio fliegt Michelle Heimberg nämlich direkt weiter zur EM nach Budapest.

Nicht nur für Emil sind es stressige Tage, wenn sein Frauchen die Koffer packt. Auch für Michelle Heimberg selbst sind es Tage voller Anspannung. Neben dem täglichen Training gilt es, den Fokus auf das grosse Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist schon unter normalen Bedingungen nicht einfach. So musste die Fislisbacherin bis zuletzt mit gepackten Koffern warten, bis die erlösende Nachricht kam. Der Weltcup in Tokio, der zugleich als entscheidender Wettbewerb für die Olympiaqualifikation gilt, wird stattfinden. Der Wettkampf steigt am 1. Mai im Aquatic Center, dort wo im kommenden Juli auch die Olympischen Wettkämpfe stattfinden «sollen». Der Konjunktiv steht deshalb, weil die Durchführung der Sommerspiele in Japan zunehmend umstritten sind. Die steigenden Coronazahlen haben in jüngster Zeit zu vermehrtem Widerstand aus der Bevölkerung geführt.
Spitzensportlerinnen wie Michelle Heimberg, die ihre Ziele jahrelang auf die Olympischen Spiele in Tokio ausgerichtet haben, dürfen sich bei all der Ungewissheit nicht von ihrem Ziel abbringen lassen. Das allein ist schon schwer genug. Dazu kommen die äusseren Umstände, denen sich die Athletinnen und Athleten unterziehen müssen. Michelle Heimberg wird die nächsten drei Wochen weitgehend isoliert verbringen müssen. Wenn sie nicht gerade trainiert, muss sie sich in ihrem Hotelzimmer aufhalten. Kontakte zu anderen Menschen werden auf das absolut Nötigste reduziert. Bis auf ihre Sprünge wird sie ständig eine Maske tragen, die sie erst im Hotelzimmer ablegen darf. Das Essen wird ihr vor die Tür gestellt. Essen muss sie selbstredend alleine auf dem Zimmer. Unter diesen Umständen eine Spitzenleistung abzurufen, ist nicht selbstverständlich. Michelle Heimberg ist aber überzeugt davon, auf den Punkt genau bereit zu sein. Dafür hat sie so viele Jahre hart trainiert. Sie hat praktisch alles ihrem Ziel von Olympia untergeordnet und den Fokus dabei nie verloren.
Für Olympia muss sich Michelle Heimberg bei der Qualifikation vom Drei-Meter-Brett unter den besten 18 Teilnehmerinnen klassieren. Wenn nicht gerade alles schief geht, sollte sie das schaffen. Die mittlerweile 20-Jährige hat in den vergangenen Jahren ihre mentale Stärke immer wieder unter Beweis gestellt. So auch 2017 in Kiew, als sie mit einem unglaublichen Steigerungslauf an den Europameisterschaften völlig überraschend die Silbermedaille gewann. Es war die allererste Medaille für die Schweiz an einer grossen Meisterschaft.

Emil muss drei Wochen warten
Nach dem Qualifikations-Wettkampf in Tokio muss Hund Emil zu Hause weiter auf sein Frauchen warten. Denn das fliegt direkt weiter nach Budapest zur diesjährigen Europameisterschaft, an der sich die Fislisbacherin durchaus erneute Medaillenchancen ausrechnen kann. Auch in Budapest gelten scharfe Corona-Bedingungen. Das heisst für Michelle Heimberg weitere Zeit in faktischer Isolation zu verbringen. Erst danach, nach drei langen Wochen, darf Emil wieder zum Flughafen fahren, um sein Frauchen endlich wieder zu begrüssen. Bis dahin wird er sie höchstens per Skype zu sehen und zu hören bekommen.

Beat Gomes

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