Soll Tägerig eigenständig bleiben? Soll es fusionieren? Diese Frage durften die Tägliger Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in einer Umfrage des Gemeinderats jede und jeder für sich beantworten. Und noch vor dem Ergebnis, über das vor der endgültigen Auswertung nach Aussagen des Gemeindeschreibers – zu Recht – noch keine Details genannt werden können, «wissen» einige, dass es vor allem die Zugezogenen sind, die eine Fusion befürworten. Ur-Tägliger hätten hingegen Angst, «ihre Heimat zu verlieren».
Und schon wieder werden in Tägerig Gräben geschaffen. Schade! Es bleibt zu hoffen, dass die Diskussionen zu diesem Thema dennoch sachlich, offen und unvoreingenommen geführt werden. Persönliche und/oder politische Kleinkriege sollten beiseite gelassen werden. Wir hatten sie in der Vergangenheit leider zur Genüge. Sie führen zu nichts.
Aber wieso müssen wir uns in Tägerig überhaupt der Frage nach einer Fusion stellen? Die Antwort ist recht einfach. Die Finanzen in Tägerig sind gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Es sollte also vielleicht zunächst die Frage gestellt werden, wie es dazu kommen konnte. Das lag meines Erachtens – unter anderem – an zu vielen uninteressierten Bürgern, die den Gemeindeversammlungen ferngeblieben sind und sich nicht in den demokratischen Prozess eingebracht haben. Auf der anderen Seite gab es die Wenigen, die dieses demokratische Recht wahrgenommen haben. Unter ihnen waren ein paar kritische Geister, die – teils zu Recht, teils zu Unrecht – gemahnt haben, bei all den teuren Projekten, die sicherlich manchmal unausweichlich waren, manchmal aber auch nicht zwingend notwendig. Die Mehrheit an den Gemeindeversammlungen der Vergangenheit hat jedoch ohne grosse Bedenken und Nachfragen zugestimmt, zu allem was der jeweilige Gemeinderat vorgeschlagen beziehungsweise empfohlen hat. Angst vor dem «Verlust der Heimat» durch eine Fusion zu haben, ist sicherlich nicht völlig unberechtigt. Aber leider kommt diese Angst deutlich zu spät.
Wie auch immer es zu dieser Situation gekommen ist, man sollte jetzt zusammenspannen und gemeinsam und ergebnisoffen nach Lösungen suchen. Wenn die einzige praktikable Lösung eine Fusion ist, sollte man sich ihr nicht verweigern. Sollte es hingegen eine taugliche Lösung mit einem «eigenständigen Tägerig» geben, wird sicherlich niemand auf Biegen und Brechen eine Fusion fordern.
Stefan Wilhelm, Tägerig