GASTKOLUMNE

Di, 13. Apr. 2021

Saskia Iten studierte Journalismus an der Schule für angewandte Linguistik in Zürich und arbeitete als Journalistin beim «Reussbote». Heute ist sie Mitgründerin eines Start-ups, das seit 2018 mit über 35 Künstlern schweizweit «Artnights» organisiert.

Platzen vor Glück

Der erste Museumsbesuch fühlt sich an wie ein Festmahl auf den leeren Magen, wie ein Glas Wasser, das die ausgetrocknete Kehle runterrinnt. Ich könnte platzen vor Glück. Nicht weil sich der Bauchspeck unter dem T-Shirt wulstet, sondern weil die Kunst meine Seele nährt. Ich könnte springen vor Glück – lange ist es her, seit ich mich letztmals so geerdet fühlte wie jetzt. In meinen Gedanken spriessen Ideen, sie blühen so farbenfroh wie Tulpen in der Frühlingssonne. Ich könnte tanzen vor Glück. Der erste Sommerhit schallt aus dem Radio: lässt mich singen wie ein Vogel, der sich bei aufgehender Sonne den ersten (Ohr-)Wurm schnappt. Das Herz hüpft, jubelt, brennt – die Gedanken schwelgen. Symptome, die in unserer Gesellschaft immer seltener sind. Ich wünschte, diese Glückssträhne würde niemals enden. Sie ist eine Oase mitten in einer unabsehbaren Zeit, die uns allen hin und wieder auf die Stimmung drückt.
Von einer Glückssträhne getragen befasse ich mich damit, was Glück bedeutet. Dabei erfahre ich, dass es massgeblich von den Faktoren Gesundheit, Beziehungen, Freiheit und Arbeit abhängt. Wer achtsam ist, fühlt, sieht, hört und riecht Glück – beispielsweise im Spiegel, in einer Tasse Kaffee, aber auch im Wort der Dankbarkeit. Der Weg zum vollkommenen Glück lässt sich zudem in fünf Schritte unterteilen.
Schritt eins: die Suche. Glück ist nämlich kein Zustand, sondern ein Prozess. Was macht glücklich? Für mich ist Kreativität pures Glück – aber auch das Wissen, andere Menschen damit glücklich zu machen. Schritt zwei: Das Streben nach Glück. Nun setzen wir alles in Bewegung, um das Ziel zu erreichen. Ein Museumsbesuch nährt meine Kreativität und motiviert mich, Menschen in dieser Zeit Freude in den Alltag zu bringen. Schritt drei: Glück erhalten. Etappenziele helfen, im Gleichgewicht zu bleiben. Ich greife nach Stift und Papier, bringe Gedanken zu Papier. Später werden sie wie ein Flickenteppich zusammengesetzt. Schritt vier: die Sinnsuche. Je mehr Bedeutung wir in unserem Tun vorfinden, umso glücklicher schätzen wir uns. Was also bringt mir mein Ziel? Ich verspreche mir davon ein freudvolleres Leben für meine Mitmenschen und mich. Nicht umsonst heisst es: Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt. Schritt fünf: Das Glücksgefühl. Mein Herz hüpft, jubelt, brennt – die Gedanken schwelgen. Wie frei wir in dieser von Corona gefangenen Welt noch sind, wenn wir uns trauen, glücklich zu sein.

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