GASTKOLUMNE

Fr, 23. Apr. 2021

Patrick Zehnder lebt mit seiner Familie in Birmenstorf. Er unterrichtet Geschichte an der Kantonsschule Baden und verfolgt als freiberuflicher Historiker lokalund regionalgeschichtliche Projekte. Seine Freizeit verbringt er beim Orientierungslauf, auf dem Velo oder auf Langlaufskis.

«Hesch en Zehnder, so sterbsch ehnder»

Wenn ich mich in meiner Jugend mit meinem Nachnamen vorstellte, reagierte das Gegenüber sehr unterschiedlich. Die einen runzelten die Stirn und fragten nach, «von welchen denn?». Meine Antwort «vo s Förschters» beruhigte die Situation, schliesslich war mein Grossvater noch viele Jahre nach seinem Tod bekannt und respektiert – wenigstens bei uns in Birmenstorf.
War ich in der Region unterwegs – das kommt bis heute immer wieder vor – fiel die Quittung lakonisch aus: «Aha, Birmenstorf!?» Ja, klar, wir schicken doch nicht alle weg. Wie kein zweiter Familienname aus unserem Dorf ist einer so stark als birmenstorferisch markiert wie meiner. Natürlich lebten und leben bei uns auch Humbel, Busslinger, Biland, Würsch, Zimmermann, Rey, Bopp, Schneider sowie Meier oder Meyer. Aber die gibt es auch andernorts in stattlicher Zahl.
Im Laufe der Güterregulierung von 1967 bis 1986 ergab sich die Redewendung «Biland hat Bauland.» Das hatte etwas für sich, was die Chancen der Biland-Töchter auf dem dörflichen Heiratsmarkt schlagartig verbesserte. Manche Familien verpassten es aber, die einmalige Chance des Baulandverkaufs zu nutzen. Sie zerstritten sich, prozessierten bis nichts mehr zum Prozessieren da war. Hätte meine Urgrossmutter Kreszentia damals noch gelebt, hätte sie einen Schnupf genommen und ihren wachen Blick auf das Dorfgeschehen kurz zusammengefasst: «Sie händ en B am Füdle, brännt er ned, so mottet er.» War es die Bilanz ihrer zuletzt über 80 Jahre Erfahrung an einem Ort mit mindestens drei Bürgergeschlechtern, deren Namen mit dem Buchstaben B beginnen? Und dann beginnt auch noch der Dorfname damit …
Bewegte ich mich allerdings etwas weiter weg im Kanton, spielten diese Fragen eine untergeordnete Rolle. Ich erinnere mich an einen militärischen Wiederholungskurs in Dürrenäsch. Der Ortsquartiermeister behandelte mich mit grösstem Respekt, vermutete er in mir mindestens den Alleinerben der gleichnamigen Radiatorenfabrik. Als wir anschliessend im Restaurant Walti zum Kafi einkehrten, überraschte mich die Wirtin mit einem «pfddddddd, pfdddddd, pfddddd». So soll es getönt haben, wenn man versuchte, einen Zehnder-Töff zu starten. Das zuverlässige Gefährt aus Aargauer Produktion verleitete aber zu rassiger Fahrweise, daher die bald vergessene Redewendung «Hesch en Zehnder, so sterbsch ehnder!»

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