Jetzt klingeln wir wieder. Wir sind in Scharen auf den Velo-, Spazier-, Wald-, Berg-, Bike- oder Wanderwegen unterwegs. Ob wir wandern, rennen, spazieren, fahren oder Kinderwagen stossen – wir treffen dauernd auf Artgenossen aller Couleurs: Die jungen Schnellen, die schnellen Alten, die Langsamen, die betont Langsamen, die korrekt Fahrenden, die links Fahrenden, die nebeneinander Spazierenden, die Aufmerksamen, die Rowdys, die Freundlichen, die Aggressiven, die «dieser Weg gehört mir allein»-Typen, die am äussersten Rand-Gehenden, die in Gruppen-mitten-auf-dem-Weg-Plaudernden, die schnellen E-Bike-Rasenden, die gemütlichen E-Bike-Fahrenden, die sich-ohne-Motor-den-Berg-rauf-Quälenden. Ich könnte die Liste beliebig verlängern. Die meisten von uns gehören je nach Lebens- oder Wetterlage mehreren Gruppen an.
Auf den eingangs erwähnten Wegen liegt haufenweise Konfliktpotenzial. Zwischenmenschliche Probleme gibt es meistens zwischen Fussgängerinnen und Radfahrern (wieder mal die Genderproblematik: es sind Männchen und Weibchen gemeint, ich verzichte auf das *). Als Velofahrer stelle ich fest: Wenn ich klingle, erschrecken die Leute und springen verstört zur Seite. Oder sie hören nicht mehr optimal und beschweren sich laut und deutlich. Wenn ich nicht klingle, reklamieren sie lauthals. Als Fussgänger stelle ich fest: Wenn die Fahrenden laut klingeln, erschrecke ich. Wenn sie nicht oder eher leise klingeln, höre ich sie nicht und erschrecke ebenso, wenn sie mich überholen.
Es ist oft keine einfache Welt auf den Freizeitwegen. Dabei habe ich andere Gruppen noch gar nicht erwähnt, zum Beispiel die Hundehalter und die Reiterinnen. Aber da gibt’s ja nichts Auffälliges zu erzählen. Im Gegensatz zu den Autofahrern, welche sich auf die Wege der Erholungsuchenden «verirrt» haben. Da schweigt des Sängers Höflichkeit.
Jean