Die haben wir wohl langsam aber sicher alle. Wer wird sich nicht mehr Freiheiten, mehr soziale Kontakte wünschen? Nur, am Ende vom Tag wird es wohl an uns allen liegen, wie schnell wir das erreichen können. Nur weil der Bundesrat etwas Lockerung gibt, heisst das noch lange nicht, dass man alles tun soll oder kann, was erlaubt ist. Ich springe ja auch nicht aus dem Fenster im Hochhaus, nur weil es nicht verboten ist. Und dann schauen wir uns die Selbstverantwortung an, die vom Bundesrat gepredigt wird. Bei sehr vielen klar zu sehen, man geht mit Maske auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum, ist sogar zögerlich und vorsichtig bei der Umsetzung der neuen Lockerungen. Bei einigen Jüngeren etwas weniger, die zusammen am Fluss etwas Party machen wollen, aber immerhin im Freien und nicht gleich mit Massenauflauf hier in Mellingen.
Und dann die Vorbilder in unserem Gemeinderat. Ich hörte letzten Freitag im Radio Argovia, dass der gesamte Gemeinderat in Quarantäne ist. Ein Mitglied des Gremiums hat nach der Sitzung am Montag am Dienstag ernsthafte Symptome, werkelt etwas herum und meldet dann dem Rest des Gremiums erst am Donnerstag, dass der erste Test vom Mittwoch positiv war. Und erklärt am Radio, dass das juristisch nicht anfechtbar sei. Kann das Vorbildfunktion für die bereits sehr belastete Jugend und das gebeutelte Gewerbe sein? Alles was juristisch zulässig ist, können wir tun, ohne nachzudenken und Eigenverantwortung zu übernehmen? Wenn alle so denken und handeln, werden wir noch lange eingeschränkt leben.
Stefan Florjancic, Mellingen