Es ist ja nicht so, dass Giovanni dauernd alles vergisst. Die Fussballresultate des letzten Wochenendes zum Beispiel kann er sich in der Regel gut merken. Natürlich nicht über Jahre hinweg wie seine Sportsfreunde Reto und Rolf, die in dieser Beziehung Weltklasse sind. Aber immerhin bis zum nächsten Wochenende. Dann sind sie auch wieder weg (die Resultate, nicht Reto und Rolf). Aber wirklich schlimm ist Giovannis Vergesslichkeit in Sachen Namen.
Zum Beispiel die Vornamen der Gebrüder Knecht*. Er kennt die drei Brüder und ihre Vornamen seit gefühlt ewigen Zeiten. Er weiss, dass sie Heinz, Paul und Fredi heissen. Nur: welcher ist welcher? Wenn er einem begegnet, tritt Giovanni regelmässig ins Fettnäpfchen. «Ciao Fredi», sagt er dann, «alles klar? Wie geht’s?» «Eigentlich gut, aber ich bin der Paul!», kommt postwendend die Antwort. Ein andermal verwechselt er Heinz mit Paul, Fredi mit Heinz oder Paul mit Fredi – und umgekehrt. Und dies seit Jahren, obwohl sich Giovanni nach jedem Fauxpas die grösste Mühe gibt, sich diese Namen mit Hilfe von Eselsbrücken oder andern Tricks endlich zu merken.
Gianna, wie sie leibt und lebt, ist natürlich nicht verlegen um gute Ratschläge. «Versuchs doch mal mit Gingkowurzeln, sie verbessern die Durchblutung im Gehirn und verbessern die Konzentrationsfähigkeit.» «Aha», sagt Giovanni. «Oder», fährt Gianna fort, «Ginseng- und Taigawurzeln helfen bei Vergesslichkeit und nachlassender Konzentrationsfähigkeit.» «Soso», sagt Giovanni. «Und überhaupt», lässt Gianna nicht locker, «solltest du die Ursache deiner Vergesslichkeit endlich von deiner Hausärztin abklären lassen.»
«Naja», sagt Giovanni, «ich wüsste eine bessere Variante. Sollen sich Heinz, Paul und Fredi doch Namensschilder auf die Brust kleben.»
Jean
* Name geändert
