Die Märkte sind aus den Fugen geraten

Fr, 28. Mai. 2021

Engpässe bei Baumaterial und explodierende Rohstoffpreise machen Betrieben der Region zu schaffen

Die Auftragsbücher sind voll, dennoch können manche Betriebe nur eingeschränkt arbeiten. Am schlimmsten trifft es die Holzbauer. Die Preise für Holzfaserplatten beispielsweise, haben sich innert weniger Monate verdoppelt. Die Ursachen sind komplex.

Es ist eine extreme Situation, sagt Oliver Conrad, Geschäftsleiter der Conrad Holzbau AG aus Mellingen. «Wir haben bei manchen Materialien Probleme, diese überhaupt zu beschaffen», ärgert er sich. Als Beispiele nennt er Leimholz, Holzfaserplatten zum Dämmen oder OSB-Platten. Das vergrössere den administrativen Aufwand, zudem seien die Preise enorm gestiegen, teilweise doppelt so hoch wie noch vor einigen Monaten. Das wirkt sich negativ aufs Geschäft aus. «Bei einigen Verträgen machen wir im Moment Minus», sagt Conrad. Als sie unterzeichnet wurden, konnte niemand mit dieser Entwicklung rechnen – jetzt ist das Holzbauunternehmen an die Abmachungen gebunden. Holzbau Schweiz, der Dachverband der Holzbaubetriebe, spricht angesichts der steigenden Preise und Lieferengpässe auf dem Holzmarkt von einer grossen Herausforderung für die Branche. Europaweit würden Händler die akutesten Lieferprobleme aller Zeiten feststellen. Statt einige Tage könne sich die Lieferfrist über Wochen oder sogar Monate hinziehen.
Um seinen Mitgliedern unter die Arme zu greifen, hat der Verband ein Verfahren entwickelt, wie man in Offerten und Werkverträgen die Materialpreisänderungen regelt. Denn: «Eine Beruhigung ist nicht in Sicht.»
«Jetzt müssen wir Holzbauer alle an einem Strang ziehen, damit keine Arbeitsplätze oder gar Betriebe in dieser Preisflut versinken», meint Stephan Sutter, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG aus Mellingen, «und ich habe nicht das Gefühl, dass dies alle tun.» Er habe schon Aufträge verloren, weil er die Lieferung des Materials bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht garantieren konnte. «Verlässliche Offerten zu schreiben, ist derzeit nicht möglich», sagt er. Das sorge für Unsicherheit bei Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig sei man auf deren Verständnis in dieser besonderen Situation angewiesen.

Angebot knapp, Nachfrage gross
Hauptgrund sei laut dem Dachverband, dass Hersteller aufgrund der Pandemie ihre Produktion herunterfahren mussten. Darum ist das Angebot zurückgegangen. Gleichzeitig hat die Nachfrage wegen erhöhter Bauund Renovationstätigkeit zugenommen. Weltweit. Die USA importieren vermehrt Holz aus Europa, und dort sowie in Asien ist der Bedarf eh schon gross. Für Stephan Sutter stellt sich die Situation allerdings komplexer dar: «Seit vielen Jahren sind die Holzpreise gesunken, unter anderem weil wir in der Holzbaubranche effizienter produzieren konnten, dass dieser Trend nicht ewig gut gehen kann, war klar.» Ein weiterer Grund für die vermehrte Nachfrage sei der Trend zum Bauen mit Holz. Dieser zwacke sich immer mehr Marktsegmente ab, so etwa im Bereich Industrie- oder Schulbauten und Mehrfamilienhäuser.
«Eine solche Situation habe ich noch nie erlebt», beschreibt Konrad Herzog vom Mellinger Blechbearbeitungsunternehmen Lastech AG die gegenwärtige Rohstoffkrise. Nicht einmal die Weltfinanzkrise 2008 habe derartige Auswirkungen gehabt. Herzog spricht von einem Preisaufschlag von 50 Prozent seit Dezember 2020. Besonders Profile, Stahlprodukte und Edelstahlsowie Aluminiumblech seien derzeit knapp. Bei Lastech habe das dazu geführt, dass bereits Lieferungen an Kunden in der Industrie und dem Bau verschoben werden mussten. «Es ist schwieriger geworden, Material bei unseren Händlern zu bekommen», sagt er. Unter anderem, weil die Automobilindustrie alles wegkauft.
Auch Metaltec Suisse, der Fachverband des Metallbaus, empfiehlt seinen Mitgliedern, nur Offerten mit einer Preisgleitklausel auszugeben. Diese Offerte ist damit nicht fest bis Bauvollendung und wird mit dem aktuell gültigen Preis kalkuliert. «Es ist zu empfehlen, die jeweilige Offerte beim Lieferanten auf den Werkerstellungszeitpunkt hin abzusichern», rät der Verband.

Stefan Böker

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