Ein Swimmingpool auf der Bahnhofstrasse

Fr, 21. Mai. 2021

Mellingen und Region: Wer jetzt noch keinen Pool hat, baut sich einen. Letztes Jahr wurden überdurchschnittlich viele Baugesuche eingereicht

Keine Stunde dauerte dieses Spektakel auf der Strasse: Ein Swimmingpool wird von der Bahnhofstrasse über einen Laden in den dahinter liegenden Garten gehoben.

So viel steht fest: Dieses Schwimmbecken wird nicht auf der Hauptstrasse bleiben. Dabei würden sich die Mädchen und Buben vermutlich freuen, wenn sie auf dem Weg zum Schulhaus an der Bahnhofstrasse, vor Geografie- und Deutschunterricht, kurz eintauchen könnten. Oder nach Schulschluss in glitzerndem Wasser ihre rauchenden Köpfe abkühlen könnten.

Publikumswirksames Manöver
Dazu aber wird es nicht kommen. Dieser Pool liegt Ende April nur für wenige Minuten auf der Fahrbahn, erschwert kurz nach 8 Uhr an einem Donnerstagmorgen das Passieren von Autos und Bussen – durchaus publikumswirksam. Fussgängerinnen und Fussgänger zücken ihr Handy, filmen und fotografieren. Involvierte Arbeiter und Monteure beobachten auf dem Trottoir die Abläufe und packen zu. Kein Auto hupt. Es scheint, als ob das Verständnis gross wäre, dass hier jemand die Attraktivität seines Gartens steigern will. Dabei ist der Lastwagen, der in der Nacht den Pool aus Deutschland nach Mellingen transportiert hat, lang. Dessen Chauffeur, angesprochen auf den herausfordernden Transport, spricht indessen von «Tagesgeschäft»: Eine solche Fahrt sei für ihn nichts Aussergewöhnliches.
Neben dem Lastwagen parkt auf dem Trottoir ein Kran. Er soll das 9 x 4-Meter lange und 900 Kilo schwere Becken von der Bahnhofstrasse über das Sportgeschäft, wo sich noch bis vor kurzem eine Apotheke befand, in den Garten hieven. Komplett abwegig wäre es gewesen, das Becken von der in die Bahnhofstrasse mündende Quartierstrasse in den Garten zu heben. Die Trottenstrasse ist schmal, der Winkel für den langen Transporter eng. Entsprechend anspruchsvoll ist die Logistik und die Installation. Ivo Bosshard vom Schwimmbad-Spezialisten Gloria in Brugg aber hat Erfahrung, alles wurde präzise geplant.

«Ich war selten so aufgeregt»
Inzwischen hat ein Arbeiter die Tragseile an den Seiten des Bassins fixiert, der Kran hebt das Becken leicht in die Höhe. Der Chauffeur fährt den Transporter unter dem schwebenden Bassin weg. Seine Arbeit ist getan. Bevor der Swimmingpool über das Sportgeschäft gehievt wird, liegt er einen Moment lang auf der Fahrbahn. Danach manövriert der Kranführer das Bassin langsam, Zentimeter um Zentimeter, über das Flachdach des Sportgeschäftes. Inzwischen ist es kurz nach 9 Uhr. Im dahinter liegenden Garten warten die Grundbesitzer. «Ich war selten so aufgeregt», sagt die Besitzerin. Das Haus sei 180 Jahre alt. Sie hätten es von den Eltern übernehmen können, hätten um- und ausgebaut. Dabei sei auch der Wunsch nach einem Pool geweckt worden: «Im letzten Jahr, im Homeoffice.» Sie hätten das Bassin ausgewählt, einen Architekten beigezogen und seither die Arbeiten den Unternehmen überlassen. An diesem Donnerstagmorgen ist es grau und kühl. Ende Mai aber soll das Becken mit Wasser gefüllt werden und bebadbar sein. Auf diesen Tag freuen sich die Besitzer.

Heidi Hess


Bauboom in Gärten: Mehr Baugesuche

Die Anzahl Baugesuche in den Gemeinden hat im vergangenen Jahr zugenommen. Vor allem Gesuche für den Um- und Ausbau im Garten: Sichtschutzwände, Gartenhäuschen, Fahrradunterstände, auch Swimmingpools. Das zeigt eine Umfrage in der Region.
Es werde «Pool an Pool» gebaut, sagt auf Anfrage Emanuele Soldati, Bauverwalter in Mellingen. Im Vergleich zu anderen Jahren seien mehr als doppelt so viele Gesuche für Swimmingpools im Garten eingereicht worden. «Ob coronabedingt oder aus anderen Gründen?» Soldati weiss es nicht. Die Tendenz aber bestätigt er.
Auch dem Bauverwalter in Niederrohrdorf, Andreas Ritter, ist aufgefallen, dass die Baugesuche für Schwimmbecken zugenommen haben, ebenso wie für Schwimmteiche. Ganz allgemein seien vermehrt Baugesuche eingegangen für Kleinbauten im Garten, Fahrradunterstände und Sichtschutzwände.
Ähnlich tönt es in Mägenwil und Niederwil. In Mägenwil habe die Anzahl Baugesuche im vergangenen Jahr stark zugenommen, sagt Gemeindeschreiber Matthias Däster – Tendenz anhaltend. Tatsächlich würden viele Gesuche Um- und Ausbauten im Garten betreffen. Dabei handle es sich aber auch um Sichtschutzwände. Nur vereinzelt gelange ein Baugesuch für einen Pool in die Hände der Bauverwaltung. Einer der Gründe könnte sein, dass lediglich in den Boden eingelassene Becken einer Baubewilligung bedürfen. Pools, die für maximal zwei Monate im Garten aufgestellt werden, sind bewilligungsfrei. Dass nicht jedes Bassin bewilligungspflichtig ist, erwähnt auch Christian Huber, Gemeindeschreiber in Niederwil. Investitionen in den Umbau aber boomen und das zeigt sich bei den Baugesuchen: Ins Eigenheim und in die Umgebungsgestaltung wird kräftig investiert. «Vielleicht», überlegt sich Christian Huber, «weil Ferien zurzeit kaum möglich sind?» (hhs) 

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