Eine Zwei-Zimmer-Wohnung auf sechs Rädern

Fr, 21. Mai. 2021

Corona hat den Boom bei Wohnmobilen zusätzlich verstärkt – Sascha Bärtschi ist einer, den das Fieber im Lockdown gepackt hat

Langeweile im Corona-Lockdown brachte Sascha Bärtschi auf den Weg. Von den ersten Ferien im Wohnmobil waren seine Freundin und er begeistert. Mittlerweile besitzt er ein Gefährt der Königsklasse, das fünf Tonnen wiegt und alle Annehmlichkeiten einer luxuriösen Wohnung bietet.

Mit dem Auto in die Ferien? Das hat sich Sascha Bärtschi eigentlich nie vorstellen können. Der Enkel des legendären Unternehmers und Autoverwerters Fritz Bärtschi hat schliesslich jeden Tag mit Autos zu tun. «Ferien hiess für mich immer: Irgendwohin fliegen und im Hotel oder Ferienhaus wohnen», sagt der 48-Jährige. Als im März vergangenen Jahres die Grenzen dicht gemacht wurden, musste er sich etwas anderes überlegen. Da kam ihm zum ersten Mal die Idee, doch noch mal den Campingtisch auszuklappen. Zusammen mit seiner Freundin Denise Brunner kaufte er sich sein erstes Wohnmobil, ein Teilintegriertes mit einem Gewicht unter 3,5 Tonnen. Damit fuhren sie im Juni nach Kroatien auf die Halbinsel Istrien und besuchten mehrere Campingplätze. «Es war wunderbar», schwärmt Bärtschi. «Die Stellplätze waren oft nur wenige Meter vom Meer entfernt.» Das Paar kochte selbst in der Abendsonne oder genoss romantische Dinner in den Häfen der Touristenstädte – die zu diesem Zeitpunkt eher leer waren. Die Wirte waren froh über Gäste, sodass die beiden überall besonders herzlich willkommen geheissen wurden. Auch die Schweiz machten sie auf vier Rädern unsicher, fuhren an den Neuenburger See oder ins Tessin. «Da ich einen Lkw-Führerschein habe, dachte ich mir, ich könnte auf einen 5,5-Tönner umsteigen, wenn ich meinen Van verkauft kriege», erzählt Bärtschi. Es dauerte keine drei Tage, schon war der Campingwagen weg.
So kam es, dass heute vor seiner Haustüre ein Liner von Carthago steht, gebaut auf einem Sprinter-Chassis von Mercedes. Er ist so viel wert, dass man anderswo eine kleine Wohnung dafür bekommen würde – und bietet unglaublichen Komfort. Die Ledersitze duften frisch, im Küchenschrank stehen schon die Sektgläser parat und Sascha Bärtschi zeigt stolz die vielen Funktionen seines Urlaubsautos: Staufächer und Schränke, Backofen, Gefrier- und Kühlschrank, modernste Sanitäranlagen, Klima- und Alarmanlage, einen Gasanschluss für den Grill, die Garage, in dem er Roller und zwei E-Bikes verstauen kann. Und, und, und ...

Fondue bei minus 35 Grad
Den «Chic E-Line» kaufte er im August. Seitdem hat das Paar schon 5500 Kilometer gemacht. Im Winter waren sie in Samaden. Draussen minus 35 Grad, drinnen mollig warm. «Wir haben Fondue im Wohnmobil gegessen», sagt Bärtschi verschmitzt. «Das Caquelon fährt immer mit.» Ein weiteres Urlaubsfoto zeigt das Paar zusammen mit Nachbarn beim Apéro vor dem Bus im Schnee sitzen. Oder auf Stellplätzen unter riesigen Pinien an der italienischen Adria, im Hintergrund sind Whirlpools zu sehen, «Luxusferien vom Strübsten», meint Bärtschi.
Ein Grund aufs Wohnmobil umzusteigen, sei die Sicherheit gewesen, verrät der Camping-Neuling. «Egal was passiert, wir kommen immer wieder zurück.» Daneben schätzt er die Freiheit. Man sehe viel mehr von der Umgebung und der Natur. Selbst Staus sind auf einmal kein Problem. Dann wird einfach ein Kaffee gekocht und abgewartet. «Sobald ich im Wohnmobil sitze, beginnt für mich das Ferienfeeling», sagt er heute.

Der Hype lässt nicht nach
Mit seiner Begeisterung ist der Wohlenschwiler nicht allein. Corona hat den schon länger wirkenden Hype um die komfortablen Strassenkreuzer zusätzlich verstärkt. So wurden 2020 in der Schweiz 6691 Wohnmobile in Verkehr gesetzt. Das entspricht einer Steigerung von 25,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieses Jahr dürfte es einen erneuten Jahresrekord geben. Allein im Monat März ging die Kurve mit plus 51,7 Prozent gegenüber der von März 2020 noch rasanter nach oben. Man sieht es auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt: Die Preise steigen markant.

Marktlücke entdeckt
Nach einem Jahr in der Szene haben seine Beobachtungen Bärtschi auf eine Geschäftsidee gebracht: Überdachte Stellplätze für grosse Wohnmobile sind heiss begehrt. Jetzt plant der Unternehmer eine Einstellhalle, die dort errichtet werden soll, wo früher schon der Grossvater Autos verwertete. 1800 Quadratmeter gross, mit 45 Plätzen, jeder mit Stromanschluss. Und einen Platz zum Waschen und Entsorgen soll es auch geben. Die Baubewilligung wurde bereits erteilt, Interessenten stehen Schlange, sagt er. «Die ersten Mietverträge habe ich schon unterzeichnet. Bis das neue Projekt fertig ist, können sie in der bestehenden Halle unterkommen.» Neben seinem eigenen Wohnmobil.
Kontakt: grisu.baertschi@bluewin.ch

Stefan Böker

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