EM-Silber widmet sie Aron

Di, 18. Mai. 2021

Wasserspringen: Michelle Heimberg denkt im Triumph an verstorbenen Kollegen

Michelle Heimberg erinnerte in der Stunde des Triumphes an Trainingskollege Aron, der im Mai dieses Jahres aus dem Leben geschieden ist.

In die grenzenlose Freude mischte sich bei der Siegerehrung von Budapest auch Wehmut. Michelle Heimberg hat den Namen Aron auf ihre linke Handfläche geschrieben und den Fotografen beim Siegerfoto entgegengestreckt. Es ist eine Hommage an einen Sportlerkollegen, mit dem Heimberg jeweils in Zürich-Oerlikon trainiert hat. Aron Brun ist am 3. Mai dieses Jahres mit nur 19 Jahren freiwillig aus dem Leben geschieden. Er galt als grosse Hoffnung und hat für die Schweizer Springergilde an Wettkämpfen im Ausland zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen geholt.
Die Silbermedaille vom Ein-Meter-Brett hatte Heimberg nicht auf dem Zettel. «Sie ist ein schönes Extra», sagte sie am Auffahrtsdonnerstag bei einem Whatsapp-Telefonat mit dem «Reussbote»-Reporter. Der Fokus liegt auf dem Drei-Meter-Brett. Denn diese Disziplin ist, im Unterschied zum Ein-Meter-Brett, olympisch. Die Europameisterschaften in Budapest nimmt die 20-Jährige als willkommene Wettkampfgelegenheit. Nach dem langen, pandemiebedingten Unterbruch, wusste sie nicht so recht, wo sie im internationalen Vergleich steht. Nun hat sie aber Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Zumal sie, von der Öffentlichkeit unbemerkt, noch vor zwei Monaten die Trainerin gewechselt hat.
Wie parat sie ist, hat Michelle Heimberg vor zwei Wochen in Tokio beim Weltcup gezeigt, der zugleich Qualifikationswettkampf für die Olympischen Spiele im Juli an gleicher Stätte war. Dort sprang sie auf den formidablen 10. Schlussrang und qualifizierte sich damit souverän für Olympia. Das ganz grosse, seit Jahren angepeilte Ziel ist erreicht. Nach dem spannungsgeladenen Wettkampf unter extremen Bedingungen – die Sportlerinnen und Sportler lebten in einer völlig abgeschlossenen Blase – trat Heimberg die Rückreise nach Europa an. Ein insgesamt 24 Stunden dauernder Trip. Müde und abgekämpft kam die beste Schweizer Wasserspringerin der Geschichte am frühen Sonntag in der ungarischen Metropole an. Es war 3 Uhr morgens. Das auf 7 Uhr angesetzte Training wurde gestrichen. Schon am Montag folgte der erste Wettkampf. Unser Gespräch an Auffahrt hatte Platz zwischen zwei Trainings. Am Morgen konnte Heimberg ihr Wettkampfprogramm vom Drei-Meter-Brett durchspielen. «Es hat sehr gut geklappt», sagte sie hinterher. Und gibts nochmals eine Medaille? «Das steht nicht im Vordergrund», sagt sie. «Ich konzentriere mich ganz auf meine Leistung, versuche mein Bestes abzuliefern. Was dabei herauskommt, werden wir sehen. Wenn noch eine Medaille dazukommt, ich würde nicht nein sagen.»
Der Finaldurchgang findet heute, Samstagabend ab 20 Uhr statt. Bis dahin will Michelle Heimberg im «Tunnel» bleiben und sich ganz auf den Wettkampf konzentrieren. Aber dann freut sie sich auf die Heimkehr. Dort, in Fislisbach, wartet nicht nur ihre Familie sondern auch ihr Portugiesischer Wasserhund «Emil», der geschlagene drei Wochen auf sein Frauchen auf grosser Tour verzichten musste. «Ich freue mich auch sehr, wieder nach Hause zu kommen, sagt Heimberg. «Es waren doch sehr anstrengende Wochen.»

Beat Gomes

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