GASTKOLUMNE

Fr, 28. Mai. 2021

Saskia Iten studierte Journalismus an der Schule für angewandte Linguistik in Zürich und arbeitete als Journalistin beim «Reussbote». Heute ist sie Mitgründerin eines Start-ups, das seit 2018 mit über 35 Künstlern schweizweit «Artnights» organisiert.

«Mit wem» ist wichtiger als «was»

Backen, spazieren, puzzeln: im vergangenen Jahr entwickelten wir unsere Freizeitaktivitäten gezwungenermassen neu. Manche Hobbys bauten wir aus, andere kamen dazu. So habe ich beispielsweise keinen grünen Daumen. Dennoch stehen nun auf dem Balkon duftende Kräuter und bunte Blumen – sie warten darauf, endlich in die Erde gepflanzt zu werden. Sie sehnen sich nach Wasser und Sonne, so wie die Menschen auf den Sommer bangen: auf laue Nächte, leichte Kleidung, gesellige Badestunden und ausgedehnte Grillabende.
Noch warten sie vergeblich: die Kräuter und die Menschen. Das Wetter ist nass: die Nährstoffe mangeln in der Erde ebenso wie im Gemüt. Es dürstet nach fremden Ländern und Kulturen, das Fernweh ist gross. Kein Wunder, ist mir mein Kräutergärtchen dieses Jahr besonders heilig. Wie sehr erinnern die mediterranen Aromen an das süsse Leben. Kräuter bringen eben nicht nur mehr Würze in den Speiseplan, sondern auch in den Alltag.
Im Winter lernte ich Bananen- und Sauerteigbrot backen. Weil ich keine begnadete Gärtnerin bin, experimentiere ich nun, mitten im Frühling, als Partnervermittlerin für Kräuter. Die richtigen Kombinationen sollen einen erheblichen Einfluss auf ihr Wachstum haben. Basilikum sei nicht gerne einsam, bade vorzugsweise in der Sonne und würde am liebsten mit Oregano gehen. Schnittlauch brauche viel Platz für sich – obwohl sich die anspruchslose Petersilie mit ihm arrangieren würde. Thymian liebe es, auf dem Trockenen zu sitzen: blicke er zu tief ins Glas, gehe es im schlecht. Eine Beziehung mit Rosmarin, dem zurückhaltenden Trinker, hätte somit gute Chancen. Zitronenmelisse möge es gesellig, sporne andere am liebsten zum Wachstum an: nur mit Basilikum vertrage sie sich nicht. Und die Pfefferminze? Sie habe einen besonders eigenbrötlerischen Charakter und blühe nur allein auf. Fürsorglich stecke ich ein Pflänzchen nach dem anderen in die Erde – wohlbedacht, ihnen den bestmöglichen Entfaltungsraum zu bieten. Balkonien soll zur mediterranen Oase werden, die Fernweh lindert und Platz für laue Sommerabende bietet!
Ich bin dankbar für die neuen Freizeitaktivitäten, die ich im letzten Jahr entdecken und erlernen durfte. Das Bananenbrot war lecker, das Puzzle unterhaltsam und mein Kräutergärtchen bringt mehr Würze in den Alltag. Nichtsdestotrotz: es macht mir nichts aus, Heimwerker-Projekte erstmals zu pausieren. Es geht mir wie den Kräutern: mit wem ich etwas unternehme ist mir wichtiger als was. Es ist Zeit, dass Normalität zurückkehrt und kulinarische Ausflüge, abenteuerliche Aktivitäten und vielversprechende Projekte wieder gemeinsam statt einsam geteilt werden können.

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