Reissetzlinge barfuss im Feld verteilen

Fr, 28. Mai. 2021

In der Wildenau pflanzen Natalie und Lukas Neuhaus auf einer halben Hektare erstmals Risottoreis an

Kaum in der Wildenau angekommen, wagen sich Lukas und Natalie Neuhaus an den Anbau von Reis. Viele helfende Hände unterstützen sie beim Setzen der Pflanzen.

Sie holen aus, werfen mit leichtem Schwung Setzling für Setzling in den feuchten Boden, der nach dem Regen der vorangegangenen Nacht stärker geflutet ist, als Lukas Neuhaus lieb ist. «Heute Abend werden wir nur wenig Wasser zuführen müssen.» Die selbst gezogenen Setzlinge saugen sich, im Abstand von 25 bis 30 Zentimeter, sofort im Boden fest. 30 helfende Hände, Freunde und Familie, pflanzen an diesem Samstag gemeinsam mit Natalie und Lukas Neuhaus 46 000 Reissetzlinge auf einer halben Hektare am Reussufer. Die meisten stehen barfuss im 25 Grad warmen Wasser. Das Wasser war an diesem Tag allerdings schon kälter: Die Temperatur betrug nach 8 Uhr, bei Arbeitsbeginn, gerade mal 10 Grad. «Das Wasser ist ein Wärmespeicher», sagt Neuhaus. Und diesen nutzen sie für den Reis, der im stehenden Wasser einen Sommer lang wachsen soll, bis zur Ernte Ende September.

«Wir düngen und spritzen nicht»
Natalie und Lukas Neuhaus haben die Wildenau im Januar 2020 übernommen und bewirtschaften ihre Gemüsebauflächen seither nach biologischen Standards. Nicht nur Fenchel, Salat oder Zucchetti. Auch Reis, im ersten Jahr. «Den Reis düngen und spritzen wir nicht», sagt Neuhaus. Zum Einsatz kommt nur biologischer Dünger, etwa der Mist von den Ziegen. Im Reisfeld soll es Fröschen gefallen und auch Libellen sollen über die Gräser schweben. Begleitet wird das Projekt ein Jahr lang vom Kanton.
Sollten sich im Laufe der nächsten Monate unwillkommene Pflanzen zwischen die grazilen Reispflanzen verirren, so reissen Natalie und Lukas Neuhaus diese eigenhändig aus. Nicht nur bei dieser Arbeit helfen ihnen regelmässig Menschen mit eingeschränkter Erwerbsfähigkeit. Das Standbein «berufliche, soziale und wirtschaftliche Integration» ist Teil des Betriebs in der Wildenau. Lukas Neuhaus, zusätzlich als Arbeitsagoge ausgebildet, und Natalie Neuhaus, ausgebildete Kindergärtnerin, begleiten Menschen – zum Beispiel nach einer Depression oder einem Burn-Out – zurück in den ersten Arbeitsmarkt. «Die Landwirtschaft ist so vielseitig gestaltbar, dass die Arbeit jeder Person gerecht wird», sagt Neuhaus.
Auf dem Feld kommen währenddessen Freunde und Verwandte rasch voran. Das Setzen von Reissetzlingen sei weniger anstrengend als das Setzen anderer Pflanzen. «Man muss sich nicht bücken, kann aufrecht stehen». Heiter schaut er zum Traktor mit den Setzlingen und zu den Helferinnen und Helfern: Die Stimmung ist gut. Von einem «megaschönen Gemeinschaftsanlass» spricht Neuhaus.
Beim Reisanbau fasziniert den jungen Gemüsebauern, dass er hier umkehren muss, was er gelernt hat: «Alles geht gegen den Strich.» Normalerweise werde der Boden gelockert. Damit der Reis im Wasser steht, muss Boden im Reisfeld aber verdichtet werden.

Heidi Hess

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