Sich etwas Gutes tun während der Coronakrise

Fr, 21. Mai. 2021

Gesundheitspraxen und Medizinische Masseure erhalten viele Anfragen für Termine, Einige sind restlos ausgebucht

Es waren und sind immer noch harte Zeiten, durch die wir durch müssen. Wir gingen letztes Jahr kaum mehr raus, trafen unsere Freunde nur noch via Videokonferenz und lesen eine Schreckensnachricht nach der anderen. Das hat Auswirkungen – auf unsere Gesundheit, auf unsere Psyche.

Die Coronakrise – verharmlosen wollen wir das heimtückische Virus nicht. Viele Personen haben zu leiden: Angehörige von Verstorbenen, Firmen, Junge, Alte, Familien. Die Medien berichten tagtäglich von Schicksalen. Kann man der Krise auch etwas Positives abgewinnen? «Ja», sagt zum Beispiel Michaela Meier von der Naturheilpraxis Gesundheit und Natur in Fislisbach. Sie macht die Erfahrung, dass viele Personen mehr auf ihre Gesundheit achten – bewusster als vor Corona. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf ihre Praxis. Ihr Terminkalender ist rappelvoll, sie muss im Moment Anfragen von neuen Kundinnen und Kunden leider ablehnen. «Auch das Homeoffice hat Auswirkungen. Man ist flexibler. Aber viele sind zu Hause nicht so gut eingerichtet wie im Betrieb. Das führt nicht selten zu Verspannungen.» Diese löst Michaela Meier gekonnt mit ihren Händen. Mal ist es ein sanfter Druck auf einen Punkt, ein andermal knetet sie die Muskeln und lockert sie mit ihren Händen. Oder sie richtet Beckenfehlstellungen wieder zurecht.

Bedarf nach Gesprächen
Dieselbe Erfahrung macht Yvonne Heimgartner. Sie führt an der Schönaustrasse 3 in Fislisbach eine Praxis für medizinische Massagen und Körpertherapie. Eine Kundin erzählte ihr, wie wohltuend die Einschränkungen waren. Sie berichtete von der Ruhe an den Wochenenden, dass ihr mehr Zeit für Musse bleibt, dass sie sich vermehrt an der Natur freut und wieder bewusster mit ihr umgeht. Das sind die positiven Seiten von Corona. Das Bedürfnis nach Therapie sei wegen den Einschränkungen nach wie vor sehr gross. Vor allem ältere Personen hätten Bedarf sich auszutauschen. Wie ein Wasserfall sprudle es aus ihnen heraus, sagt Heimgartner. Ihre Arbeit sei seit Corona intensiver geworden. Sie leiste auch seelische Unterstützung.
Seit 20 Jahren ist Yvonne Heimgartner selbstständig, aber einen solchen Ansturm hat sie noch nie erlebt. Die Menschen fühlen sich geistig und körperlich nicht wohl. Viele sind im Homeoffice, haben dort eine falsche Haltung, weil sie nicht gut eingerichtet sind. Und sie bewegen sich viel weniger. Die Folgen sind Verkrampfungen und Verspannungen.
Ähnliche Erfahrungen macht Barbara Schürmann. Zusammen mit Gabriela Koch teilt sie sich in der Mellinger Altstadt einen Raum für Massagen und Behandlungen. Die Einsamkeit ist ein grosses Thema, vor allem bei älteren Personen. Ihnen fehlt der soziale Kontakt. Personen im Homeoffice haben mit körperlichen Auswirkungen zu kämpfen. Sie sitzen mehr, sind unbeweglicher, treiben weniger Sport und sind verspannt. Schürmann stellt fest, dass sich die Gesprächsthemen seit dem Lockdown verändert haben. Sprach man früher über die bevorstehenden Ferien, plagen heute viele Personen Ängste. Die Angst zu sterben oder die Angst einen geliebten Mitmenschen zu verlieren. Gabriela Koch pflichtet ihr bei. «Es ist vor allem die Angst vor dem Ungewissen», ergänzt Koch. «Das ist sehr berührend. Nach dem Lockdown im letzten Frühling stieg das Bedürfnis nach Massagen, das Gesundheitsbewusstsein schien sich verändert zu haben», so Barbara Schürmann.

Berufsverband bestätigt
Sabrina Nickel, Geschäftsführerin Verband der medizinischen Masseure Schweiz (vdms-asmm), bestätigt gegenüber dem «Reussbote», dass vermehrt Termine für Massagen gebucht werden. Sie hat entsprechende Rückmeldungen von ihren Mitgliedern erhalten. Die Menschen achten vermehrt auf ihre Gesundheit, so Nickel. Der vdms-asmm vertritt schweizweit die Interessen der Medizinischen Masseure. Im Zentrum stehen die Anliegen von rund 1000 Mitglieder – Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Lernende – mit dem Ziel die Wertschätzung für den Beruf zu stärken.

Benedikt Nüssli

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