Wenn der Campingplatz zum Homeoffice wird

Fr, 21. Mai. 2021

Künten/Sulz: Auf dem Campingplatz spürt man Corona im positiven Sinne – es sind mehr Buchungen zu verzeichnen als in früheren Jahren

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück so nah liegt? Auf dem Campingplatz Sulz sieht man in diesen Tagen viele Nummernschilder aus Zürich und dem Aargau. Viele sind zum ersten Mal da und verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen.

Der Wirtin vom «Rüssstübli», dem Restaurant des Platzes, hat Corona nur Vorteile gebracht. «Da wir Take-away anbieten können, ist der Umsatzverlust nicht gross, dafür der Arbeitsaufwand viel geringer», sagt Corinne Kohler. Sie hat ein Team von 18 Personen zur Verfügung, die auf Abruf bereitstehen und im Stundenlohn arbeiten. «Die Gäste stehen bei schönem Wetter Schlange», sagt sie zufrieden. Seit 19. April darf sie auch auf der Terrasse wieder bewirten, hat Tische und Stühle bis ans Reussufer gestellt, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Hansjörg Kohler, der Betreiber des Platzes, kann sich über aussergewöhnlich viele Buchungen freuen. Ostern, Auffahrt, Pfingsten – alles schon Wochen vorher ausgebucht. Er bestätigt, dass viele Neulinge unter den Gästen sind. Kohler erkennt die unerfahrenen Camper, weil diese mehr Fragen stellen. «Aber unter Campern hilft man sich gerne, das ist also kein Problem», sagt er.
Neu ist ebenfalls die hohe Anzahl an Gästen, die ihr Wohnmobil als rollendes Büro nutzen. So wie Yvonne Zollinger aus dem Fricktal. Die Journalistin hat im vergangenen Jahr gekündigt, ihre Wohnung aufgegeben und sich ein Wohnmobil gekauft. Sie schreibt Kolumnen, Buchrezensionen und betreibt den «Dings.Blog» mit Texten, Bildern, Videos und Tonaufnahmen. Eigentlich wäre sie europaweit unterwegs, um an fernen Orten spannende Geschichten auszugraben. Jetzt findet sie diese am Reussufer. «Und ich habe oft meine Enkelin aus Bremgarten zu Besuch, das ist auch schön», sagt sie. Von ihrem neuen Leben als «Digitaler Nomadin» ist sie total begeistert. «Ich stehe jeden morgen auf, wann ich will, und kann dann den Tag so verbringen, wie ich mir das vorstelle.» Zur Zeit bringt sie sich selbst bei, wie man mit Wordpress eine Homepage aufbaut.
Grosse Fans vom Campingplatz Sulz sind Urs und Rita Hochstrasser aus Zeihen geworden, die über das Osterwochenende das erste Mal da waren und direkt einen Tag länger blieben als geplant. Beide sind erfahrene Camper, haben schon monatelange Touren durch Europa gemacht. «Dieser Campingplatz ist etwas Besonderes, weil er so offen und persönlich ist, und alles unkompliziert abläuft», loben sie. Die Zeit in Sulz nutzten sie vor allem, um an der Reuss spazieren zu gehen, mit den Nachbarn zu plaudern oder einfach nur faul in der Sonne zu liegen. «Und Besuch haben wir bekocht», sagt Rita Hochstrasser. «Die Atmosphäre hier ist so richtig entspannt», ergänzt Urs. «Besonders gefällt mir, dass der Platz nicht eingezäunt ist, aber man sich trotzdem sicher fühlt.»

Stefan Böker

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