Wie die Jubiläumsfeier erneut angepasst wird

Fr, 28. Mai. 2021

Im Dorf hat sich rundherum Vieles verändert, die Kirche St. Wendelin aber steht seit 175 Jahren mittendrin als «ruhiger Pflock»

Kein Chor, kein Musical – Bischof Felix Gmür aber wird den Festgottesdienst halten. Und ein Postenlauf zeigt, wie sich Vieles ändert und die Kirche doch im Dorf bleibt.

Alles abgespeckt! Und doch wird die Tägeriger Kirche Ende Juni gefeiert. Die 175 Jahre alte katholische Kirche steht an zwei Halbtagen, am Samstag, 26. und am Sonntag, 27. Juni, im Zentrum. Der Höhepunkt des Kirchenjubiläums ist für den Sonntag angesetzt. Bischof Felix Gmür, Bistum Basel, wird um 10 Uhr den Festgottesdienst halten. Eigentlich war auch eine Festmesse mit Chor geplant. Auf den Chor müssen die Organisierenden nun aber verzichten. «Der festliche Rahmen bleibt dennoch», sagt Diakon Johannes Zürcher. Beim Gottesdienst in der Kirche werden zwei Solisten auftreten, eine Sängerin und ein Oboist. Dafür habe die Dirigentin gesorgt. Platz bietet die Kirche eigentlich für 250 Personen, gemäss jüngstem Bundesratsentscheid dürfen sich nun immerhin 100 Personen in Innenräumen aufhalten.
Notwendig bleibt für die Teilnahme am Festgottesdienst aber eine Anmeldung. Wer dabei sein will, muss sich rechtzeitig melden, berücksichtigt werden Interessierte nach Anmeldungseingang. Das sei leider so, bedauert Zürcher. «Und unumgänglich».

Die Kirche als «ruhiger Pflock»
Als Johannes Zürcher, Jugendseelsorgerin Alexandra Atapattu und Kirchenpflegepräsident Walter Keller im Februar das geplante Festprogramm vorstellten, war ihnen bewusst, dass Flexibilität und Kreativität nötig sein werden. Sie dachten schon zu diesem Zeitpunkt in Varianten und mussten damit rechnen, dass nicht alles nach Plan stattfinden kann. Schon damals stand das Zustandekommen des Kinder-Musicals «Wem siis Huus, Flädermuus?» von Andrew Bond auf wackligen Beinen. Nun ist es abgesagt. Ein Alternativprogramm ist für den Samstagvormittag vorgesehen. Das Kirchenjubiläum soll nach dem Motto «klein aber fein» gefeiert werden, sagt Willi Gloor, OK-Mitglied, ehemaliger Gemeindeammann in Tägerig und schon beim 150-Jahr-Jubiläum der Kirche St. Wendelin vor 25 Jahren dabei. «Man muss sich überlegen, was bleibt unter den aktuellen Umständen möglich.» Das Organisationskomitee jedenfalls hat bewiesen, dass es nicht nur flexibel, sondern auch kreativ ist: In Gruppen mit bis zu 30 Personen werden die Tägligerinnen und Tägliger, gross und klein, auf einen Geschichten-Trail durch das Dorf geschickt. An acht Posten erfahren sie, dass sich «vieles verändert hat, die Kirche aber seit 175 Jahren unverändert in der Mitte des Dorfes steht.» Sozusagen als «ruhiger Pflock», sagt Gloor. Es wird eine Zeitreise sein zum Lindenplatz und zum Pestkreuz, zur Lourdeskapelle oder zum Steinbruch. Und immer wird dort jemand auf die Gruppen warten und erzählen, zum Beispiel wie sich Altersheim oder Schule verändert haben. Es sind fach- und ortskundige Grössen, etwa der Leiter der Gemeindewerke Wendelin Blattmer, die naturverbundene Urtägligerin Angela Meier oder der ehemalige Gemeindeammann Charly Suter.

Als Hausfrauen Nachtwache hielten
Auch Willi Gloor wird erzählen: Er blickt beim Seniorenzentrum 30 Jahre zurück, in die 1990er-Jahre, als das Pflegepersonal morgens das Haus betrat und abends wieder verliess. Weil man die Seniorinnen und Senioren über Nacht nicht alleine lassen wollte, seien damals Tägliger Hausfrauen für die Nachtwache angefragt worden, sagt Gloor. 100 Franken hätten sie pro Nacht erhalten, um den betagten Menschen beizustehen, wenn sie Hilfe benötigten. Das ist nur ein «Müschterli» für die Geschichten, die am Samstag zwischen 9 und 11 Uhr auf dem Geschichten-Trail zu hören sind – Alltägliches und Verborgenes. Für den Geschichten-Trail ist eine Anmeldung erforderlich bis Freitag, 18. Juni an das Sekretariat des katholischen Pfarramtes sowie per Homepage, E-Mail oder Telefon.
Ein Festzelt wird am Samstag neben der Kirche stehen: Es werde wohl Würste und ein Glas Birmenstorfer geben, sagt Diakon Zürcher. «Alles offeriert», sagen Zürcher und Gloor. Und beim Apéro am Sonntag nach dem Festgottesdienst wird auch der Tägeriger Musikverein aufspielen.

Heidi Hess

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