«Taverne» erzählt Mellinger Geschichte

Di, 08. Jun. 2021

Die Gaststube des «Löwen» ist nach sanfter Renovierung wieder offen. Alte Mauern wurden offengelegt

Mit dem Meissel prüfte Inhaber Daniel Wagen die meterdicken Wände des Restaurants. Und es kam Überraschendes zu Tage. Füllmaterial mit historischen Zeitungen und Holzstreben der früheren Zimmerdecken wurden sichtbar. Auf die Gäste warten aber noch andere mittelalterliche Genüsse.

Der «Löwen» wird erstmals 1454 als Taverne erwähnt. Dem wird nun mit dem Namen der Gaststube Rechnung getragen. In der «Taverne» gibt es viel zu entdecken. Bereits beim Betreten der Gaststube werden Veränderungen durch die sanfte Renovation spürbar. Der Blick fällt auf historische Mauern, die an diversen Orten nun wieder sichtbar sind. Tritt man näher, sind die verschiedenen Epochen früherer Renovationen zu sehen. So gibt es Natursteine, Ziegel und Füllmaterialien wie Zeitungen oder Stroh. Inhaber Daniel Wagen legte bei der Freilegung der einen Meter dicken Mauer gleich selbst Hand an. Er entdeckte in der Mauer zusammengeknüllte Tageszeitungen von 1950. Ob es sich um Exemplare des «Reussbote» handelt, konnte noch nicht eruiert werden. Die Idee für die Renovation kam Daniel Wagen, Inhaber Restaurant Taverne und Hotel Löwen, und seiner Frau Martina, Geschäftsführerin der «Taverne», mitten in der Corona-Zeit. Sie beschlossen etwas Neues zu wagen – Mittelalter soll in der «Taverne» zum Erlebnis werden.

Die Liebenden und Hellebarden
Die «Taverne» hat aber weit mehr als nur mittelalterliche Sichtmauern zu bieten. Martina Wagen ging im «Löwen» auf die Suche nach Dekoartikeln. Fündig wurde sie auf dem Estrich. Sie entdeckte ein gerahmtes Bild mit einem Bronzeabguss der «Mellinger Liebenden». Als Vorlage diente eine Kachel, die 1943 bei der Unterkellerung der heutigen Drogerie Haus gefunden wurde. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist heute im Ortsmuseum ausgestellt. Der damalige Besitzer, Emil Busslinger, machte davon eigenhändig Bronzeabgüsse und verschenkte sie an gute Bekannte. So gelangte wohl einer davon in den «Löwen», wo er in Vergessenheit geriet. Nun hat er einen Ehrenplatz in der «Taverne». In der ganzen Gaststube sorgen unterschiedliche Leuchter und Laternen dafür, dass alles ins richtige Licht gerückt wird. Zusätzlich hängen an den Wänden über 100 Jahre alte Hellebarden, Äxte oder Pferdekummets. In der «Taverne» stimmt aber nicht nur die Einrichtung. Am Abend wartet eine mittelalterlich interpretierte Speisekarte auf die Gäste. So können Hanfsuppe, ein verzaubertes Lamm oder ein «besoffener Chüngel» zu einem Glas Met (Honigwein) genossen werden. Das in mittelalterliche Kostüme gekleidete Personal serviert die Speisen in Tongefässen. Einige sind über 100 Jahre alt. «Wir würden uns freuen, wenn auch die Gäste bei uns in mittelalterlichen Kostümen speisen», sagt Daniel Wagen. Künftig sollen auch mittelalterliche Tafelrunden angeboten werden. Nach wie vor läuft der Morgen- und Mittagservice nach herkömmlicher Manier. Der Stammtisch bleibt, wird aber durch einen massiveren Tisch ausgewechselt.

Debora Gattlen

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