Begegnung mit einem seltsamen Spielgerät

Fr, 04. Jun. 2021

Fussball 4. Liga: Nach 200 Tagen pandemiebedingter Sperre absolvierte der FC Tägerig sein erstes Trainingsspiel

Richtiger Fussball! Nach 200 Tagen Trockenübung! Was für eine seltsame Sportart! Der FC Tägerig startete seine Mission Aufstieg mit dem ersten von vier Testspielen innerhalb von 9 Tagen. Es war zu Beginn eine etwas seltsam anmutende Sportart. Erst in der zweiten Spielhälfte sah es wie ein richtiges Fussballspiel aus.

Eines vorweg. Das ist keine Satire, auch keine Verballhornung von mehr oder weniger talentierten Fussballern. Vielmehr handelt es sich bei der nachfolgenden Schilderung um den Versuch, den Unterschied zwischen Fussball mit und ohne Gegner zu erklären. Eines hat die Zeit des kontaktlosen Fussballs gezeigt: Man kann trainieren, so lange man will. Aber nicht so, wie es in den letzten sieben Monaten trainiert werden musste. Mit Waldläufen zuerst und Krafttraining zu Hause. Später mit Gruppentraining zu fünft, Ball hin und herschieben auf Distanz. Aber kein Zweikampf, nichts was Fussball in der Hauptsache ausmacht. Das Spiel Mann gegen Mann: Wie würde es sein, wenn sie nun nach über 200 Tagen Trockentraining plötzlich wieder so richtig in die Vollen gehen können? Um es kurz zu machen: Es war wie die Begegnung mit einem seltsamen Spielgerät. Den Ball ohne gegnerische Einwirkung hundertmal hin und her zu passen, ist das eine. Die Kugel aber unter höchster Bedrängnis präzise auf fünf Meter dem Mitspieler auf den Fuss zu spielen, ist eine ganz andere Sportart. So war denn der Beginn des Spiels gegen die Gäste aus Wettswil und Bonstetten vor allem eines: kurios. In den ersten fünf Minuten kam es reihenweise zu Slapstick- Szenen, die kaum beschreibar sind. Es war offensichtlich. Den Spielern fehlte der Rhythmus, die Balance und das Timing. Der Ball spielte mit den Spielern, nicht umgekehrt. Die Gästespieler machten es nicht viel besser. Sie hatten zwar etwas mehr Zug aufs Tor, aber ihre Stürmer kegelten den Ball gleich dreimal in Serie alleine vor Tägerigs Goalie Simon Flückiger neben den Kasten. Auf die Frage, wie es sich in eben diesem Kasten so angefühlt hätte, sagte Flückiger hinterher. «Alt, sehr alt.» Während sich die Akteure auf dem herrlich bespielbaren Rasen abmühten, wurde wenigstens ein Tägliger nach sechs Spielminuten von einem fussballerischen Geistesblitz getroffen. Briljant Asllani erlief sich einen Ball, liess sich auch vom aufsässigen Gegenspieler nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Asllani macht seinem Vornamen alle Ehre, flankt brillant und scharf zur Mitte. Dort braust Michael Truniger heran, der nur noch einzuschieben braucht. 1:0 für den FC Tägerig. Völlig gegen den Spielverlauf. Das wars dann aber auch schon an gepflegtem Fussball. Der Rest war bis zur Pause das Bemühen, das Spielgerät irgendwie unter Kontrolle zu bringen.

Metamorphose nach der Pause
Es brauchte schon die Ansprache des Trainergespanns, Thomas Aegerter und Philipp Oppenländer zur Pause, um dem wilden Tun der ersten Halbzeit ein Ende zu setzen. Den Tägliger Übungsleitern schien wundersames gelungen zu sein. Als ob sie den Resetknopf gedrückt hätten, begannen die Gelb-Blauen, bei denen gleich fünf Neue eingewechselt wurden, Fussball zu spielen. Von den riesigen Löchern im Mannschaftsgefüge war plötzlich nichts mehr zu sehen. Die Spieler unterstützten sich nun gegenseitig und wurden plötzlich anspielbar. «So, jetzt sieht das nach Fussball aus», sagte einer der Zuschauer unter demVordach des neuen Clubhauses gut hörbar.
In der Tat, es war erstaunlich, wie sich die Physiognomie des Spiels auf einen Schlag veränderte. Aus dem wilden Kick-and-rush wurde ein ansehnlicher Spielaufbau. Es gelangen Passstafetten über mehrere Stationen. Einzig vor dem Tor haperte es noch. Severin Egli setzte einen Kopfball nach Corner an die Querlatte und Diamant Krasniqi schoss alleine vor dem Tor den gegnerischen Goalie an. Das Tägeriger Trainerduo zeigte sich nach dem Spiel zufrieden.

Spielen, spielen, spielen …
Die Steigerung in der zweiten Hälfte war augenfällig. Darauf lässt sich in der Eile aufbauen. Denn viel Zeit bis zum ersten von drei «Finalspielen» für den Aufstieg bleibt nicht. Darum haben die Tägliger Übungsleiter gleich vier Trainingspartien in nur neun Tagen angesetzt. «Trainiert haben wir die letzten 200 Tage genug», sagen die beiden. «Jetzt müssen wir spielen, spielen, spielen.»

Beat Gomes

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