Dauerregen: 500 000 Setzlinge warten

Di, 01. Jun. 2021

Friedli Gemüse hat eine harte Corona-Zeit hinter sich. Nun setzte auch noch der Dauerregen zu

Auf den Anhängern stehen in Gemüseharassen 140 000 Salatsetzlinge bereit. Während zwei Wochen ging wegen des Dauerregens nichts mehr. Seit Mitte letzter Woche wird bei Friedli Gemüse wieder gesetzt. Ansonsten wären 500 000 Gemüsesetzlinge auf dem Kompost gelandet.

Die Erleichterung war bei Jörg Friedli, Geschäftsführer Friedli Gemüse, gross. Der Boden trocknete Mitte Woche ab und war wieder befahrbar. Hatte der Dauerregen das gepflanzte Gemüse nun auf den Feldern faulen lassen? Nein, dem war nicht so.
Seit zwei Wochen hingegen lagerte Friedli in einem Folientunnel und auch in Harassen, aussen an den Hallenwänden, insgesamt rund 500 000 Gemüsesetzlinge. Es sei sehr viel Regen gefallen, sagt er, aber nicht alles auf einmal. Problematisch war der Regen denn auch vor allem für den Nachschub. Die angelieferten Setzlinge drohten zu verkümmern, da sie fast ohne Erde angeliefert werden. Die Speedy-Setzlinge müssen aus diesem Grund rasch in den Boden. Das allerdings ging wegen des durchnässten Bodens nicht – ein Befahren der Felder war nicht mehr möglich. Es hiess abwarten.
Gerade noch rechtzeitig hatte Petrus ein Einsehen und schloss die Himmelsschleusen. Friedli handelte sofort. Die Anhänger wurden mit Salatsetzlingen beladen. Am Mittwoch waren bis um 21 Uhr abends alle 140 000 Salatsetzlinge im Boden. In den darauffolgenden Tagen, inklusive Wochenende, wurden auch die restlichen Gemüsesetzlinge, etwa Kohlrabi, Broccoli und andere Kohlarten gesetzt.

Restaurants sind Hauptabnehmer
Beim ersten Lockdown, ab März 2020, war der Absatz des produzierten Gemüses bei Friedli zusammengebrochen. Dies zog sich hin bis ungefähr Mitte Juni, danach erholte sich der Absatz bis November 2020. «Ein erneuter Lockdown vor Weihnachten und über die Festtage traf uns dann wieder härter» sagt Friedli. Hauptabnehmer sind beim Wohlenschwiler Gemüsebauern vor allem Gastrobetriebe, bis zu 80 Prozent der Produktion. «Wir versuchten gleich zu Beginn der Pandemie andere Absatzmärkte zu erschliessen» sagt Friedli. Beim Detailgrosshandel gelang das nicht, zu gross ist die Lieferantendichte. Über private Kanäle konnte lediglich ein Bruchteil des produzierten Gemüses abgesetzt werden. So landete während des ersten Lockdowns 80 Prozent des Gemüses auf dem Kompost. Der Rest wurde über den Farmer-Shop verkauft, das heisst online bestellt und im Shop am Moosweg 2 abgeholt. Ab einer Mindestbestellmenge gibt es einen Lieferdienst. Trotz dieser Absatzmöglichkeit lief der Betrieb wegen der geschlossenen Gastronomiebetriebe nur auf Sparflamme.
Am letzten Mittwoch kam der Hoffnungsschimmer. Der Bund gab an der Pressekonferenz bekannt, dass Gastrobetriebe ab Montag wieder Gäste im Restaurant bedienen können. Friedli hofft deshalb, dass ab nächster Woche wieder Gemüsebestellungen von Gastrobetrieben eingehen. Letzte Woche waren diese noch verhalten. «Wir hoffen dank den Lockerungen bald wieder aus dem Vollen schöpfen zu können», sagt er. Wegen der kalten Temperaturen im Mai ist das Gemüse mit dem Wachstum zwar zurückgeblieben. Dennoch ist genügend Gemüse für Restaurants vorhanden.

Debora Gattlen

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