«Das Wasser macht Angst»

Di, 20. Jul. 2021

Unser Fragebogen: Coiffeur Mauro Ferragamo über das Hochwasser und Mafia-Filme

Mauro Ferragamo führt sein Coiffeurgeschäft an der Bruggerstrasse in der Mellinger Altstadt seit vielen Jahren. Wie Feuerwehr und Zivilschutz in den letzten Tagen omnipräsent waren, macht ihn dankbar.

Herr Ferragamo, das Haus, in dem Ihr Coiffeurgeschäft ist, befindet sich in der Altstadt, direkt an der Reuss. Mussten Sie sich vor dem Hochwasser schützen?
Mauro Ferragamo: Ich muss vorausschicken, ich gehöre nicht zu denjenigen, die am stärksten betroffen sind, mein Geschäft liegt im Parterre. Was das Hochwasser betrifft, so hat alles bereits am Freitag, dem 9. Juli, begonnen. Das Grundwasser stieg an: Wer in den Häusern am Reussufer wohnt, musste ab 8 Uhr morgens die Keller ausräumen. Auch wir. Bei uns waren es vor allem Getränke ...

Das war vor über einer Woche ...
Ja. Am Dienstag stieg das Wasser dann auf der hinteren Seite des Hauses, am Reussufer. Und am Mittwochnachmittag, letzte Woche, erreichte es dort ein erstes Mal, zwischen 13 Uhr und 17 Uhr, einen Höchststand.

Wie haben Sie diese Tage erlebt?
So viel Wasser macht immer auch Angst. Aber alle haben einander geholfen, man spürte eine grosse Solidarität. So war es während der ganzen Zeit. Viele Bewohnerinnen und Bewohner befanden sich auch zu Hause, im Homeoffice, und konnten deshalb mithelfen. Und zum Glück waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Zivilschutz überall. Sie haben mitangepackt, auch Keller ausgeräumt und die Sachen in Sicherheit gebracht. Alles war von Anfang an gut vorbereitet, super organisiert.

Erlebten Sie das Hochwasser 2005?
Ja, sogar schon 1999. Aber 2005 war schlimm, damals hatten wir auch vier Tage lang keinen Strom. Das war dieses Mal nicht der Fall. Die Feuerwehr hatte uns früh informiert. – Im Jahr 2005 wurden wir alle von den Wassermengen überrascht, die damals reussabwärts flossen. Es war ein Horror.

Verlassen wir die Schrecken der letzten Tage und gehen über zu unseren regulären Fragen. Wo ist das Reusstal am schönsten?
Natürlich in der Mellinger Altstadt.

Wie sind Sie im Reusstal am liebsten unterwegs?
Zu Fuss mit unserem Hund, einem Shiba Inu.

Was ist für Sie Luxus?
Jeden Tag zu geniessen und mit wenig zufrieden zu sein.

Wann findet einen das Glück?
Wenn man gesund ist und jeden Morgen aufstehen kann.

Besitzen Sie alles? Oder sind da noch Wünsche offen?
Ich denke, ich besitze alles, eine Familie, das Geschäft ... Wünschen würde ich mir eine Altstadt ohne Durchgangsverkehr, der Bus stört mich nicht. Wichtig bleiben aber die Zufahrt zu den Geschäften in der Altstadt und auch genügend Parkplätze.

Wenn Sie nicht Coiffeur wären, welchen Beruf würden Sie dann ausüben?
Dieser Beruf ist mein Traumberuf, weil ich kreativ sein kann und gleichzeitig Kontakt zu vielen Leuten habe.

Spontan kommen Freunde, was dürfen sie von Ihnen immer erwarten?
Immer einen feinen Kaffee.

Wenn Sie eine Zeitreise machen könnten, in welcher Epoche möchten Sie landen?
Wegen der Frisuren in den 1970er-Jahren. Die Frisuren waren damals sehr elegant, oft auch toupiert.

Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört?
Nein. Ich habe zwar italienische Wurzeln, fühle mich in der Schweiz aber aus vielen Gründen sehr wohl.

Wenn Sie in einem Film mitspielen dürften, welchen würden Sie wählen?
Ich würde in einem Mafia-Film mitspielen wollen. «Der Pate» wäre wohl eine gute Wahl.

Bei welchem Lied können Sie nicht sitzen bleiben?
Bei allen Liedern von Vasco Rossi.

Interview: Heidi Hess

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