Fuchsschuss ist nicht immer angenehm

Fr, 23. Jul. 2021

Besuch bei Armin Künzli, Jagdaufseher in den Jagdrevieren Niederwil und Künten/Stetten

Die Fuchsjagd sei notwendig, sagt Armin Künzli. Der Jäger wird unter anderem gerufen, um kranke Tiere zu erlegen, wenn sie in Wohngebieten gesichtet werden. In diesen Tagen komme das häufiger vor.

Die Schonzeit für Füchse dauert im Aargau vom 1. März bis 15. Juni. Diese Ruhezeit benötigen die Tiere, um sich um ihre Jungen zu kümmern. «Mitte Juni leben sie immer noch im Familienverband», sagt der passionierte Jäger Armin Künzli. «Aber die Jungen beginnen, selbstständiger zu werden. Sie erkunden die Umgebung, suchen sich ihre eigenen Reviere.» Zusätzlich seien die Altfüchse aktiver: Denn solange nicht der letzte Welpe das Geheck verlassen hat, wollen sie den Nachwuchs mit Futter versorgen. Dabei maust der Rotrock nicht nur in Stoppelfeldern. Als «extremer Kulturfolger», wie Jäger Künzli sagt, wird er auch dort fündig, wo Menschen leben. Mit Resten von Fleisch, Getreide- und Milchprodukten, die auf dem Kompost landen, Futter aus den Näpfen der Haustiere oder Essensresten aus Abfallsäcken ergänzen Füchse ihren Speiseplan.

Herausforderung und Verpflichtung
Weil er so anpassungsfähig ist und keine natürlichen Feinde mehr hat, sei es umso wichtiger, dass Jäger die Fuchspopulation im Auge behielten, meint Künzli. Für ihn ist die Fuchsjagd darum sportliche Herausforderung und Verpflichtung zugleich. Denn wenn zu viele Füchse auf engem Raum leben, breiten sich Krankheiten schneller aus. Und das geht rasch. «Eine Fähe bekommt im Schnitt fünf Junge. Da genügen vier, fünf Gehecke in einem Jagdrevier und es gibt ein Fuchsproblem», rechnet er vor. Ein Fuchs, der an Räude leidet, sei «ein grausiger Anblick». Die Hautkrankheit wird durch Milben verursacht und führt dazu, dass dem Fuchs das Fell ausfällt. Die kahlen Stellen jucken und sind oftmals wundgescheuert. Hunde können sich anstecken, und die Füchse verhalten sich in ihrer Qual anders, verlieren beispielsweise den Fluchtreflex. Darum lautet die Schlussfolgerung des Jägers: «Ich schiesse lieber einen gesunden Fuchs als einen an Räude schon fast eingegangenen.»
Armin Künzli hat seine Jagdprüfung vor bald 50 Jahren abgelegt. Wenn sein Telefon klingelt, ist als Ton das Bellen seines Jagdhundes zu hören. Er schätzt den Fuchs, weil der schlau ist. Jedes Tier besitzt eine eigene Persönlichkeit. Das richtige Jagen, das ist für ihn im Winter, hauptsächlich im Dezember. Bei Minusgraden im Mondschein auf dem Hochsitz zu hocken und auf den richtigen Moment zu warten. Es gehört zu seinem Selbstverständnis als Jäger, den Tieren das Fell selbst abzuziehen. Als er noch als Förster arbeitete, hat er die Bälger im Werkhof zum Trocknen aufgehängt. Zu seinen Pflichten als Jagdaufseher gehört, sich um angefahrene Tiere zu kümmern. Im Schnitt zweimal die Woche, meist mitten in der Nacht, rückt er aus.

Der Pelzmarkt ist tot
In diesem Jahr beobachtet der Nesselnbacher, wie sich die Füchse noch stärker als sonst um diese Zeit ausbreiten. Es sei nicht nur falsch verstandene Tierliebe, welche dies begünstige. «Der eh schon darbende Pelzmarkt ist seit Corona total zusammengebrochen», klagt der Waidmann. Unter anderem seien Exporte nach China, einem der wichtigsten Abnehmer, nicht mehr möglich. Füchse wegen ihres Pelzes zu schiessen, sei schlicht nicht mehr lohnend. Wo früher bis zu 80 Franken für einen Balg bezahlt wurden, seien diese heute gerade noch mickrige 5 Franken. «Das muss sich wieder ändern», moniert er. Tierschützer fordern indes ein Ende der Fuchsjagd. Rigoros. Beispiele wie Luxemburg – dort ist die Fuchsjagd seit 2015 illegal – würden beweisen, dass sich Fuchspopulationen von selbst regulieren können. Jagen sei sinnlos und diene allein den Jägern selbst zur Triebbefriedigung, so die Kritik von Tierrechtsaktivisten.
«Mir ist bewusst, dass es zur Jagd andere Meinungen gibt», hält Künzli dagegen. «Aber wie reguliert sich der Fuchsbestand ohne Jäger? Verhungernde oder kranke Füchse leiden jedenfalls mehr, als wenn gut ausgebildete Fachleute sie sauber erlegen.» Zudem sei Abschuss nötig, um Bodenbrüter wie Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche, aber auch Junghasen und Feldhamster zu schützen. «Ich sehe es auch so, dass sich die Tierwelt ohne den Menschen besser entwickeln kann. Aber das ist in unserer zersiedelten Landschaft nicht mehr möglich. Darum ist das Eingreifen der Jäger nötig.»

Stefan Böker

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