Holländer soll Othmarsinger wieder aufrichten

Fr, 16. Jul. 2021

Fussball 3. Liga: Beat Dünkis neuester Coup: Der FC Othmarsingen-Präsident holt einstigen Profitrainer auf die Falkenmatt

Wenn sich Beat Dünki etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nicht mehr locker. So auch jetzt. Nach dem Schock des Abstiegs sorgt der Präsident des FC Othmarsingen mit einer Personalie für eine saftige Überraschung. Dünki holt Cees Roording als Trainer auf die Falkenmatt. Der Holländer soll die Othmarsinger wieder nach oben bringen.

Der Schock über den Fall in die 3. Liga hallt auf der Falkenmatt noch immer nach. «Es war eine Saison, in der ich gleichzeitig kurz hintereinander mein schönstes und auch mein schlimmstes Erlebnis beim FC Othmarsingen hatte», sagt Dünki, der seit mehr als 35 Jahren für den Bünztaler Verein lebt. Das schönste Erlebnis sei die Gemeindeversammlung vor einigen Wochen gewesen, als die Stimmberechtigten dem Bau eines neuen Garderobengebäudes zugestimmt hätten. Und als das schlimmste Erlebnis bezeichnet er den Abstieg in die 3. Liga. Die Qual habe sich noch akzentuiert, weil er mit seinem Team wegen der Coronakrisen nach nur einer halben gespielten Saison den Abstieg habe hinnehmen müssen. Das findet Dünki, der mit den kurzfristigen Regeländerungen des Verbandes hadert, noch immer unfair. Der Führung des Aargauischen Fussballverbandes erteilt er keine guten Noten. Zuletzt ist ihm der Kragen geplatzt, weil der AFV im Fall des FC Lenzburg keine Transparenz habe walten lassen. Um was geht es? Die Lenzburger haben möglicherweise im Spiel gegen den FC Niederwil einen Spieler eingesetzt, der nicht spielberechtigt gewesen sein soll. Der FC Niederwil hat beim AFV eine entsprechende Meldung eingereicht, worauf der AFV eine Disziplinaruntersuchung in Gang setzte. Was und wie der Fall untersucht wurde, darüber schweigt sich der Verband aus. AFV-Geschäftsführer Hannes Hurter, der mit Präsident Luigi Ponte, seinem Vize Armando Granzotto und Nicola Manolio der vierköpfigen Kontroll- und Disziplinarkommission angehört, sagte gegenüber dem «Reussbote» dazu: «Es ist alles mit rechten Dingen zugegangen.» Genau das wird aber vom Vorstand des FC Othmarsingen, der dabei ist, weitere Beweismittel zu sammeln, angezweifelt. Bruno Byland, Vize- und Ehrenpräsident beim FC Othmarsingen, ärgert sich über die fehlende Transparenz. Der Vorstand will prüfen, ob der Verband nicht dazu gezwungen werden kann, die Fakten offen auf den Tisch zu legen. Dazu hat sich der Vorstand, dem neu auch der langjährige ehemalige Mägenwiler Gemeindeammann Daniel Pfyl angehört, am letzten Dienstag zu einer Dringlichkeitssitzung getroffen. Beat Dünki stellte sich dabei gleich selbst in den Ausstand, weil er sich nicht dem Verdacht der Befangenheit aussetzen will. Daniel Pfyl soll die Dinge als Delegierter des Vorstands an die Hand nehmen. Dabei sollen auch juristische Schritte geprüft werden.
Vor der Sitzung auf der Falkenmatt wurde dem Vorstand der neue Trainer vorgestellt. Bei allem Ärger über den unglücklichen Abstieg zeigte sich der Vorstand von der Wahl des neuen Trainers angetan. Mit Cees Roordings Engagement hat Dünki wieder mal für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Denn der 64-jährige Holländer war längst nicht mehr auf dem Markt. Roording hat sich nämlich vor rund zehn Jahren vom Fussballgeschäft zurückgezogen und sich ganz auf seine berufliche Tätigkeit in einer Firma für medizinische Spitzentechnologie konzentriert. Dünki aber hatte Roording, der zuletzt den FC Wettingen in der 2. Liga trainiert hatte, schon länger auf dem Radar.

Als Profitrainer bei GC
Schon bei der Vorstellung am letzten Montag wurde klar: Da kommt einer, der den Fussball nicht allzu verbissen sieht. Ein Holländer, wie man ihn sich vorstellt, stets mit einem lockeren Spruch auf der Lippe. «Ganz egal, welches System wir spielen und wie hart wir trainieren», pflegt er zu sagen, «am Ende zählen die Punkte.» In Sachen Fussball braucht man Roording nichts vorzumachen. «Schliesslich», so flachst Roording, habe er als Junior bei VUC Den Haag angefangen. «Und die hatten als erster Klub in Europa Licht auf dem Platz.»
Als Spieler habe er durchaus Ambitionen gehabt. Aber zum Profi habe es dann doch nie ganz gereicht. Schon mit 18 musste sich Roording einer schweren Knieoperation unterziehen. So wechselte er schon früh ins Trainerfach. Offensichtlich mit gutem Erfolg. Nach einigen Stationen bei durchaus renommierten Vereinen in Holland, holten ihn die Grasshoppers, die damals von einem gewissen Othmar Hitzfeld trainiert wurden, 1990 als Nachwuchstrainer auf den Zürcher Hardturm. Manch ein späterer Nationalspieler ging durch die Schule des Holländers. Nach drei Jahren bei GC trainierte er auch die Elite-Junioren von YF Juventus Zürich, bei denen ein gewisser Ricardo Cabanas spielte, der später Stammspieler in der Schweizer Nationalmannschaft war. Im Aargau hat sich Cees Roording über viele Jahre als Trainer verschiedener Vereine einen Namen gemacht,

Roording liess sich weichklopfen
Sein Comeback an der Seitenlinie eines Vereins hatte sich der stets gut gelaunte Holländer für seine Pensionierung im nächsten Jahr aufgehoben. Doch Roording, der mit seiner Frau in Hallwil wohnt, hat nicht mit Beat Dünkis Hartnäckigkeit gerechnet. «Wir brauchen dich jetzt», habe Dünki gesagt. So habe er sich «weichklopfen» lassen, witzelt Roording, der seine grauen Haare blond färben liess. «Sonst meinen die Jungen, sie hätten einen alten Mann vor sich.» Roording will keine Prognosen machen. Und er will auch keine grossspurigen Ziele ausrufen. «Erst müssen wir uns etwas beschnuppern. Dann wollen wir gemeinsam Spass haben. Alles andere kommt von selbst.» Und schon gings los mit der ersten Trainingseinheit, an der mitten in den Sommerferien immerhin 14 Spieler teilnahmen, darunter viele junge. Dabei gab der Holländer einige Vorstellungen seiner Spielweise zum Besten, die fürs Erste gut angekommen sind. Am Sonntag, 15. August startet der FC Othmarsingen zu Hause gegen den FC Frick 1b in die 3.-Liga-Meisterschaft.

Beat Gomes

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