36-Tönner demolierte den Zeitturm

Di, 24. Aug. 2021

Letzte Woche rumste es gewaltig in den mittelalterlichen Stadtmauern. Ein Lkw blieb stecken

Der Knall und die Erschütterung waren auch noch in der zweiten Häuserzeile in der Altstadt deutlich zu spüren. Menschen eilten auf die Strasse und sahen nach. Der blaue Lkw setzte nach dem Aufprall zurück und fuhr unbeirrt durch das höhere Tor weiter.

Die vielen Einkerbungen am Torbogen des Zeitturms zeigen, hier hat nicht zum ersten Mal ein Lkw-Chauffeur die Höhe seines Gefährts unterschätzt. Das passierte am letzten Mittwoch um 10.30 Uhr auch dem Chauffeur des blauen 36-Tönners mit Zürcher Kennzeichen. Trotz Tafeln mit Angaben zur Höchsthöhe von 3,50 Meter fuhr er gemäss Augenzeugen ungebremst durch das Tor des Zeitturms. Die Mauern stoppten ihn. Unverzüglich fuhr er zurück. Statt auszusteigen und den Schaden zu melden, setzte er unverhohlen seine Fahrt durch den höheren Torbogen fort. «Bei der Gemeinde meldet sich etwa jeder zehnte Unfallverursacher», sagt Gemeindeschreiber Beat Deubelbeiss. Der «Reussbote» fragte nach, ob diese zur Kasse gebeten werden. Das sei nicht der Fall, da es schon viele andere Schäden am Tor gäbe. Es sei schwierig festzustellen, welcher von wem ist. «Das Tor wird, nachdem die Umfahrung fertig ist, saniert», sagt Deubelbeiss. «Es kommt relativ häufig vor, dass es kracht», sagt Tali Freissler, Wirt vom vis-àvis liegenden «Weissen Kreuz». «Die Lkws fahren oft zu schnell durch die Altstadt. Der «Reussbote fragte auch bei einem Sachverständigen nach. Matthias Moser, ehemaliger Chauffeur und Geschäftsführer in der Branche sagt: «Ich breche für den Chauffeur eine Lanze. Er ist sicherlich im Schritttempo ins Tor gefahren. Ansonsten wären grössere Steine rausgebrochen.»

Gäste sprangen auf und sahen nach
Bei der Gadestube, sie liegt 100 Meter vom Zeitturm entfernt, erschreckte der Lärm die Gäste. «Der Knall war deutlich zu hören», sagt Claudia Lindauer, Wirtin der Gadestube. «Die Gäste sprangen auf und schauten nach, woher der Knall kam.» Auch Stefan Knecht, Inhaber und Geschäftsführer der Frohsinn Treuhand GmbH, hörte in seinem Büro im Nachbarhaus den Lärm. «Es gibt immer wieder einmal einen Knall, wenn ein Lkw ein Stadttor touchiert», sagt er. Nicht alle Fahrer würden ohne Meldung weiterfahren. «Wir erledigen die Liegenschaftsverwaltung für das alte Rathaus mit dem Torbogen», sagt er. «Es sind vor allem Chauffeure aus der Region, die sich melden, wenn sie einen Schaden verursacht haben.» Die werden aber ebenfalls nicht zur Kasse gebeten. Der Grund ist der gleiche, wie bei der Gemeindeliegenschaft mit dem Zeitturm. Auch Knecht sagt: «Es ist extrem schwierig abzuschätzen, wer welchen Schaden verursacht hat.» Zur Kasse gebeten würde jemand höchstens, wenn sich ein grösserer Stein am Tor lösen und wieder einbetoniert werden müsste. Ansonsten sage er nur: «Danke, dass Sie sich bei uns gemeldet haben.» Das Stadttor beim alten Rathaus werde saniert, wenn die Umfahrung offen sei und keine Lastwagen mehr durch die Altstadt fahren dürfen. Und das sei sicherlich nicht vor 2023 der Fall.

Kapo und Repol hörten nichts
Gemäss Kapo ist es strafbar, wenn man einen Schaden, den man verursacht hat, nicht meldet. Weder bei der Kapo Baden noch bei der Repol Rohrdorferberg-Reusstal ist am letzten Mittwoch eine Meldung wegen dem steckengebliebenen Lkw eingegangen. «Wir kommen, wenn die Zentrale uns aufbietet», sagt Repol-Chef Daniel Schreiber. Das aber nur, wenn ein Lkw im Stadttor festsitzt und nicht selbst zurücksetzen kann. «Wir regeln den Verkehr bis der Lkw wieder weiterfahren kann.» Mache der Besitzer oder die Besitzerin der Liegenschaft keine Anzeige wegen Sachbeschädigung, werde die Sache nicht weiterverfolgt. So bleibt dem Zeitturm bis zur Fertigstellung nichts anderes übrig als still die Stunden zu zählen und auf die Sanierung zu warten. Dank der soliden Bauweise werden sowohl der Zeitturm als auch das alte Rathaus bis zur Fertigstellung der Umfahrung an ihren Toren zusätzliche Schrammen verkraften.

Debora Gattlen

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