Donnerknall auf dem Esp: Die Hintergründe

Di, 10. Aug. 2021

Fussball 2. Liga: Christian Jäggi wurde letzten Donnerstagabend vor dem Training überraschend als Trainer des FC Fislisbach entlassen

Für Christian Jäggi ist es ein Schock. Eine Woche vor Meisterschaftsbeginn wird der erfolgreiche Trainer des FC Fislisbach gefeuert. Jäggi versteht die Welt nicht mehr. Sportchef Christian Umbricht sagt: «Es war ein schmerzlicher Entscheid. Aber wir konnten nicht anders.» Warum? Der «Reussbote» ging dieser Frage nach.

Noch am letzten Dienstag führte Jäggi sein Team mit einem Sieg gegen Rupperswil in den Final des Hypi-Cup. Es war ein glücklicher Sieg nach Penaltyschiessen. Sportchef Christian Umbricht war mit dem Gezeigten überhaupt nicht einverstanden. Er konnte nicht verstehen, weshalb Jäggi seinen Spielern so kurz vor Meisterschaftsbeginn kein klares Konzept mit auf den Platz gab. Jäggi pröbelte wechselweise mit einem 4-4-2 oder mit einem 4-3-3. Mehrere Spieler zeigten sich nach dem Spiel mit den Taktikexperimenten ihres Trainers unzufrieden. Diese Unzufriedenheit und das fehlende «Musikgehör» des Trainers, brachten Christian Umbricht, der noch vor zwei Jahren selbst Kapitän dieser Mannschaft war, dazu, die Reissleine zu ziehen. Er verständigte sich mit dem Vorstand darauf, Jäggi zu entlassen. Der kam wie immer nach der Arbeit aus Basel angereist, um das Training seiner Mannschaft zu leiten. Am letzten Donnerstag aber war nichts wie sonst. FCF-Präsident Martin Dürr und Sportchef Umbricht baten Jäggi noch vor dem Training ins Clubrestaurant, um ihm den Entscheid des Vorstandes zu eröffnen. «Ich war total geschockt», sagte Jäggi unmittelbar nach der Unterredung am Telefon zum «Reussbote». Er könne die Entscheidung weder verstehen noch nachvollziehen. «Ich habe in meinen zwei Jahren hier auf dem Esp aus einer Liftmannschaft eine stabile 2.-Liga-Mannschaft geformt. Die bevorstehende Meisterschaft habe ich bereits detailliert vorbereitet. Ich hätte einen Rang unter den ersten drei Mannschaften als Saisonziel herausgegeben. Eine durchaus realistische Vorgabe.»

Unterschiedliche Auffassungen
Jäggi sagt auch, die Entlassung sei ohne Vorwarnung erfolgt. Er habe sich rein gar nichts vorzuwerfen. In der Tat gilt Jäggi als umgänglicher Zeitgenosse und detailversessener Trainer. «Menschlich ist er absolut top», sagt auch Christian Umbricht. «Dennoch hat es zuletzt nicht mehr gepasst.» Aber nur, weil einige Spieler mit den speziellen Trainingsmethoden nicht klarkommen, entlässt man doch keinen Trainer ...». «Darum geht es nicht», erklärt Umbricht. «Als wir im Mai den Vertrag mit ihm um ein Jahr verlängerten, haben wir ihn explizit darauf hingewiesen, er müsse seine kommunikativen Fähigkeiten mit den Spielern verbessern. Das hat er aber nicht getan. Wir bemängeln, dass Jäggi mit seinen Spielern nicht geredet hat. Er beschränkte sich auf die Taktikansprachen in der Kabine. Aber er kümmerte sich zu wenig darum, wie es den einzelnen Spielern geht.»
Da mögen wohl die Ansprüche Jäggis in Konflikt mit jenen von Amateurfussballern geraten sein. Jäggi, der zuvor im Leistungsbereich des Frauenfussballs (Grasshoppers und FC Basel) tätig war, bemängelte oft die Einstellung seiner Feierabendfussballer. Bei Basel und GC betreute Jäggi junge Frauen, die den Profifussball zum Ziel hatten. Mit ihnen konnte er konsequent Leistungsziele definieren, die im Amateurfussball aber nicht eins zu eins anwendbar sind. Rauchende und Bier trinkende Fussballer sind nicht das, was sich Jäggi wünscht. Der 41-Jährige, der beruflich als Kriminalbeamter in Basel tätig ist, wünscht sich Spieler, die für den Fussball leben, so wie er selbst.
Bleibt noch die Frage nach dem Stil der Entlassung. Jäggi beklagt sich, dass er zu diesem Zeitpunkt der Saison, keine Mannschaft mehr bekommen kann. Er fühlt sich abgesägt. «Man hätte ja die Saison bis zum Winter durchziehen und dann noch immer entscheiden können», sagt er.
«Mir tut unsere Entscheidung, unendlich leid», sagt Christian Umbricht. «Wir hatten aber keine andere Wahl, sonst hätte uns wohl der eine oder andere Leistungsträger verlassen.»
Einzelne Spieler also haben sich durchgesetzt. Nun müssen sie auch liefern. Tröstlich für Jäggi sind die zahlreichen SMS von Spielern, die sich bei ihm für die guten Trainings und die erfolgreiche Zeit mit ihm bedankt haben.Tatsächlich wird Jäggi als äusserst erfolgreicher Trainer in die Analen des Vereins eingehen.

Erstmals übernimmt eine Frau
Laut Sportchef Umbricht wird die Mannschaft ab sofort von Ramona Armuzzi geführt, asisstiert von Cristian Iglesias und Christian Umbricht als Unterstützer. Interessant: Auch Ramona Armuzzi kommt aus dem Frauenfussball. Sie hat lange Jahre die besten Juniorinnen bei GC trainiert und gilt in der Branche als absolute Toptrainerin. Nun ist sie erstmals für ein Männerteam zuständig. «Die Spieler lieben ihre Art der Trainings und wie sie mit den Spielern umgeht», sagt Umbricht. Schon Christian Jäggi, der Armuzzi aufs Esp geholt hatte, sagt von ihr: «Sie ist im Grunde mehr als nur eine Assistenztrainerin.»

Beat Gomes

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