GASTKOLUMNE

Di, 17. Aug. 2021

Saskia Iten studierte Journalismus an der Schule für angewandte Linguistik in Zürich und arbeitete als Journalistin beim «Reussbote». Heute ist sie Mitgründerin eines Start-ups, das seit 2018 mit über 35 Künstlern schweizweit «Artnights» organisiert.

Älter werden …

Mein Arbeitsweg führt mich an einem Alters- und Pflegezentrum vorbei. Jeden Morgen erhasche ich einen Blick in das Esszimmer, wo die Bewohner frühstücken. Oft frage ich mich, was diesen Senioren durch den Kopf geht, während sie auf einer Scheibe Brot kauen, einen Schluck Kaffee trinken und dabei etwas einsam aus dem Fenster blicken. Viel bleibt ihnen nicht. Mit ihren Mitbewohnern können sie sich nur mässig unterhalten, weil jeder Tischnachbar so weit entfernt ist, dass ein Gesprächsversuch eher anstrengend als anregend wirkt.
Passend dazu weckte ein Artikel über den Bürgerdienst kürzlich mein Interesse. Beim «Service Citoyen» geht es um einen Dienst, der von allen in der Schweiz wohnhaften Personen geleistet werden soll. Bei der für 2025 geplanten Volksinitiative handelt es sich um eine Überarbeitung des bisherigen Milizsystems: durch den Einbezug der weiblichen Bevölkerungsgruppe könnten nebst Militär, Zivilschutz und Feuerwehr auch gesellschaftliche Herausforderungen gemeistert werden. So zeigt die demografische Entwicklung längst, dass die «überalternde» Bevölkerung zu einem Engpass beim Pflegepersonal führen wird. Technische Fortschritte erleichtern zwar die gesundheitliche Betreuung: für Gespräche und Beziehungen reichen Maschinen aber auch künftig nicht aus.
Als ich meinen Grossvater durch seinen letzten Lebensabschnitt begleiten durfte, da wurde mir bewusst, wie inspirierend generationenübergreifende Kontakte sind. Während angeregten Diskussionen profitierte er von meiner Lebenskraft – ich von seiner Lebenserfahrung. Solche Kontakte knüpfen «Alt» und «Jung» zusammen. Sie zeigen auf, dass sich die heutige Jugend von der früheren gar nicht so sehr unterscheidet – und dass Senioren alles andere als langweilig sind! Warum also nicht während einem Bürgerdienst älteren Menschen vorlesen, mit ihnen spazieren gehen, Kaffee trinken, ihren Geschichten horchen? Älter werden wir alle – und der letzte Lebensabschnitt soll kein Warten, sondern Leben sein.
Jeden Morgen, wenn ich nun auf dem Weg zur Arbeit am Alters- und Pflegezentrum vorbeigehe, registriere ich die weit auseinanderliegenden Tische, die Fensterscheibe, die mich von den Bewohnern trennt. Ein Milizsystem, dass den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt, scheint mir von Tag zu Tag attraktiver.

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