Wenn die Diebe zweimal kommen …

Fr, 06. Aug. 2021

In der Nacht auf Mittwoch sind dreiste Diebe in den Hofladen der Hufschmids eingebrochen

Angst, entdeckt zu werden, hatten die Einbrecher wohl nicht: Sie nahmen sich alle Zeit der Welt und kamen nach einem erfolglosen ersten Versuch noch ein zweites Mal mit dem Winkelschleifer zurück. Die Überwachungskamera hat Bilder von der Aktion festgehalten.

Andreas Hufschmid sitzt vor dem PC und muss grinsen: «Jetzt wird es herrlich. Gleich geht der Hammer kaputt.» Die Diebe, welche in der Nacht auf Mittwoch in den Hofladen Mattenhof eindrangen, stellten sich ungeschickt an. Auf dem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie eine Person das Fenster einschlägt, es öffnet und dann hereinklettert. Orientierungslos läuft der Einbrecher durch den Raum, zieht Schubladen heraus, offensichtlich auf der Suche nach der Kasse. Es dauert eine Weile, bis er realisiert, dass das Geld in der metallenen Milchbrente sein muss. Sie steht in der Mitte des Tisches. Als er an ihr rüttelt, bewegt sich der ganze Tisch. Sie ist verschraubt!
Also ruft er seinen Kompagnon zu Hilfe. Dieser springt mit Hammer und Meissel herbei, schlägt aber so ungenau und heftig zu, dass der Hammerkopf abbricht und durch den ganzen Raum fliegt. Kopfschüttelnd leuchten die Zwei den Raum ab, finden aber nichts. Hätte das Video Ton, würde man sie jetzt fluchen hören. Dann gehen sie durch die Tür nach draussen.
Wem diese Szenen ein Schmunzeln entlocken, muss gleich eingestehen: Die beiden Einbrecher sind nicht nur lustig – sie sind auch rotzfrech. Rund 20 Minuten später – es ist nun kurz nach Mitternacht – sieht man sie erneut durchs Fenster klettern. Dieses Mal haben sie einen Winkelschleifer im Gepäck. Im Nu sprühen die Funken und das Schloss an der Milchbrente ist ab. Mit seiner Beute zieht das diebische Duo von dannen. Die Produkte, die im Hofladen verkauft werden, lässt es links liegen.

Beute: 200 Franken
Viel war nicht in der Kasse, meint Andreas Hufschmid. «Sie wird regelmässig geleert. Ausserdem zahlen die meisten Kundinnen und Kunden mittlerweile via Twint.» Er beziffert den Verlust auf rund 200 Franken. Höher ist der Schaden, der entstanden ist, weil das hochwertige Fenster zu Bruch ging. Ausserdem muss das Schloss an der Hintertür ausgetauscht werden. Dieses hielt Stand, ist aber ganz schön verbogen. «Insgesamt ein Schaden von rund 2000 Franken», schätzt er.
Es ist das erste Mal, dass im Hofladen eingebrochen wurde. Der grosse Scheunenbau wurde bereits vor eineinhalb Jahren fertiggestellt. Mit dem Eröffnungsfest in den grosszügig gestalteten, hell und modern eingerichteten Räumlichkeiten des Ladens wartete der Landwirt jedoch bis zum Frühling. Im Angebot sind Eier vom eigenen Betrieb, aber auch regionale und vor allem saisonale Gemüse und Früchte oder Konfitüren und Teigwaren. Es ist ebenfalls das erste Mal, dass Andreas Hufschmid die Videos der Überwachungskameras auswerten musste. Er kann die Kamera des Hofladens sogar über sein Handy ansteuern – nötig war das aber noch nie.
Jetzt hat er die Bilder der Kantonspolizei übermittelt, die gleich am Morgen da war, um die Straftat aufzunehmen. Dort ist man froh darüber. «Einbrüche oder Diebstähle in Hofläden gibt es immer wieder», sagt Mediensprecher Bernhard Graser. Das Video erhöhe die Chance, die Täter zu finden. Ein Vergleich mit anderen Aufnahmen sei möglich. Bei späteren Delikten könne darauf zurückgegriffen werden. Graser beobachte, dass Hofläden parallel zum Anstieg der Anzahl Hofläden, zum Tatort werden. Während Diebstähle an der Tagesordnung seien und eher von Ortsansässigen begangen werden, seien Einbrüche, bei denen danach Geld fehlt, meist das Werk von Durchreisenden. «Doch hier sieht es so aus, als ob die Täter nicht weit entfernt vom Tatort wohnen», meint der Polizist. «Es sieht so aus, als ob sie heimgefahren wären, um das erforderliche Gerät zu holen.»
Einen Hofladen-Besitzer zu bestehlen, Produkte mitzunehmen oder zu wenig in die Kasse zu legen, seien in seinen Augen verwerfliche Taten, so der Mediensprecher. «Schliesslich gehe es bei Hofläden um Vertrauen. Wie man dieses ausnutzen kann, verstehe ich nicht.» Nun hat die Kapo ihre Ermittlungen aufgenommen.

Stefan Böker

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Erst mulmig, dann neugierig, schliesslich stolz

Von Zürich nach Nizza in einer Boeing 737 – Erfahrungsbericht aus dem Flugsimulator des ehemaligen Airline-Piloten Felix Staubli

Im Flugsimulator der Familie Staubli darf ich eine Stunde lang Pilotin sein. Die Lämpchen machen mir Sorgen und doch vergeht die Zeit im Flug.

Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich das Dachgeschoss der Familie Staubli in Wohlenschwil betrete. Dort fällt mein Blick auf ein Cockpit, einen wirklichkeitsgetreuen Nachbau einer Boe…